Asienhaus-Rundbrief 18/2004, 16.10.2004

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In Kürze:
1) 29.-31.10., Indonesien-Workshop: Menschenhandel-Prostitution. AIDS
2)
ASEM 5 in Hanoi: Links zu den Konferenzdokumenten 
3) Wahlen in Südostasien: "Südostasien 3/2004"erschienen
4) 27.11., Essen: Osttimor - Ein Land in Aufbruch 
5) Buchankündigung: Ideen und Diskurse in der Politik Chinas, Japans und Malyasia 
6.) Von Finsternis zu Finsternis: Über die Arbeit mit indonesischen Prostituierten

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ad 1) 29.-31.10.: Indonesien: Menschenhandel - Prostitution - AIDS
Kontakt: forumcologne@web.de

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Im Oktober / November 2004 unternehmen zwei Prostituierte (Sexworker) in Begleiderung von zwei Sozialarbeiterinnen aus Surabaya/Indonesien eine Tour durch Deutschland. Sie vertreten die Stiftung Hotline Surabaya, die sich u.a. um Aids-Prävention bemüht.

In den letzten Jahren haben die Frauen mit Theaterspiel die Öffentlichkeit gesucht und Probleme ihres Alltags auf die Bühne gebracht. Sie legen über sich und den Hintergrund ihrer Lebensbedingungen Zeugnis ab: Unverschuldet sind sie als junge Mädchen "verkauft" worden und gerieten in den Sog der Sexindustrie. Das Aufkommen von AIDS hat ihre Arbeitsbedingungen erschwert. Die Stiftung Hotline Surabaya bemüht sich auf vielfältige Weise um die Fragen. Dabei spielt die Fähigkeit, sich vor einem Publikaum authentisch äußern zu können, eine besondere Rolle.

Im Rahmen ihrer Rundreise organisieren das Cologne Forum for Indoensia und die Deutsch-Indonesische Gesellschaft Köln e.V. einen Workshop mit dem Ziel

Der Workshop findet in Köln im Bürgerzentrum Alte Feuerwache, Melchiorstraße 3 statt. Das genaue Programm und Teilnahmebedingungen finden Sie als pdf-Datei unter http://www.asienhaus.de/angebote/koeln29-10flyer.pdf.

Am Ende dieser Ausgabe des Asienhaus-Rundbriefes finden Sie einen Hintergrundartikel über die Arbeit, die in Surabaya geleistet wird.

ad 2) ASEM 5 in Hanoi - Hinweise zu Links und Ergebnissen
Kontakt: klaus.fritsche@asienhaus.de  

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Vom 7. - 9. Oktober fand in Hanoi der 5. ASEM-Gipfel statt. Schon im Vorfeld war die den ASEM-Prozess überschattende Diskussion um die Mitgliedschaft Burmas gelöst worden, sodass die ASEM-Erweiterung um Laos, Kambodscha und Burma und die neuen EU-Mitglieder stattfinden konnte. Links zu den Abschlußerklärungen finden Sie unter:
http://europa.eu.int/comm/external_relations/asem/asem_summits/asem5/index_sum_concl.htm  

Einen Rückschlag haben die Bemühungen der zivilgesellschaftlichen Organisationen und Gewerkschaften in Asien und Europa erlitten. Der, wenn auch nicht zufriedenstellende Dialog mit dem offiziellen ASEM-Prozeß, der  in Seoul und Kopenhagen möglich war, war dieses Mal überhaupt nicht möglich. Entsprechende Vorschläge, nach dem ASEM 5 Peoples' Forum anläßlich des Gipfels die Möglichkeit zu bekommen, die Forderungen der der Zivilgesellschaften vorzutragen, wurde zurückgewiesen. 

Auch die von NGOs und Gewerkschaften vorgetragene Forderung der Durchführung von Treffen der ASEM-Sozial- und Arbeitsminister hat keinen Niederschlag im offiziellen Prozeß gefunden. Diese Initiative wurde nicht unterstützt, erscheint interessanter Weise aber auch nicht in der Benennung der nicht unterstützten Initiativen.

Ein letzter Hinweis: wenn Sie sich auf Ergebnisse und Beiträge des ASEM 5 Peoples' Forum informieren wollen, finden Sie die Schlußresolution und erste Beiträge auf unserer Homepage unter http://www.asienhaus.de/eurasien/nroasem/nro5.htm 

ad 3) Wahlen in Südostasien: Südostasien 3/2004 erschienen
Bestellung: vertrieb@asienhaus.de, Redaktion: soainfo@asienhaus.de 

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Die neue Ausgabe der Zeitschrift südostasien mit dem Schwerpunktthema "Wahlen in Südostasien" ist erschienen. Die Ausgabe hat wie immer 92 Seiten und ist zum Preis von 5 Euro (plus Versandkosten) zu beziehen.

Das Inhaltsverzeichnis finden Sie unter http://www.asienhaus.de/publikat/soa/soa3_04/soa3_04.htm. Dort finden Sie als Leseprobe auch ausgewählte Artikel aus dieser Ausgabe.

ad 4) 27.11., Essen: Osttimor - Ein Land im Aufbruch
Kontakt: osttimor@yahoo.de, http://www.osttimor.de/Veranstaltung/veranstaltung.html  

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Dieser Workshop dient dem Informationsaustausch zum aktuellen Stand der sozioökonomischen, politischen und kulturellen Entwicklung Osttimors zweieinhalb Jahre nach der Unabhängigkeit sowie der Koordination von Kampagnen und Arbeitsausrichtung der in Deutschland tätigen NROs.

Neben den einzelnen Workshopsitzungen mit Impulsreferaten und ausführlichen Diskussionen wird es Ausstellungen sowie Bücher- und Informationstische geben. Zielgruppe des Workshops sind NGO-VertreterInnen, Journalisten, Interessierte und Studierende.

Der Workshop wird gemeinsam veranstaltet von der Deutschen Osttimor-Gesellschaft, dem Asienhaus, Watch Indonesia! und dem Osttimorforum München. Veranstaltungsort ist das Asienhaus-Essen.

Das Programm und Teilnahmebedingungen finden Sie hier: http://www.osttimor.de/Veranstaltung/veranstaltung.html 

ad 5) Buchankündigung: Ideen und Diskurse in der Politik Chinas, Japans und Malaysias 

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Claudia Derichs/Thomas Heberer/Nora Sausmikat, Why Ideas Matter: Ideen und Diskurse in der Politik Chinas, Japans und Malaysias, Hamburg, (Institut für Asienkunde), 2004, Band 379, 395 Seiten, 39 Euro.

Im Mittelpunkt dieser Studie steht die Frage nach der Rolle von Ideen in politischen Gestaltungs-und Entscheidungsprozessen: Ideen generieren die Inhalte politischer Diskurse, fließen in den Austausch über Reform- und Demokratisierungskonzepte ein. Doch wie gelangen Ideen von ihrer Produktionsebene bis zur politischen Entscheidung? Diese in der Politikwissenschaft bislang kaum behandelte Frage wird für drei Länder aus der Region Ost- und Südostasien behandelt.

Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie hier. 

ad 6) Von Finsternis zu Finsternis - Über die Arbeit mit indonesischen Prostituierten 
Kontakt: forumcologne@web.de 

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Der folgende Artikel wurde von Lena Simanjuntak (Köln) geschrieben, die über ihre Theaterarbeit mit Prostituierten in Surabaya berichtet. Um die Arbeit in Indonesien mit Deutschland zu verbinden, organisiert das Cologne Forum for Indonesia und die Deutsch-Indonesische Gesellschaft in Köln u.a. den oben angekündigten Workshop. 

Im Sommer 2003 bin ich erneut in Indonesien gewesen, um die seit fünf Jahren praktizierte Theaterarbeit mit Prostituierten fortzusetzen. Die Partnerorganisation war wieder die AIDS-Stiftung „Hotline Surabaya“. Unser Stück hat den Titel „Gerhana dan Gerhana“ und thematisiert Kinder- und Frauenhandel, das sog. Trafficking. Zwei Mitspielerinnen, haben ihre Eindrücke zusammen gefasst:

Unmittelbar nach Ankunft in Surabaya bin zur Gesundheitsstation gefahren, die sowohl als Treffpunkt mit den Prostituierten diente als auch meine Unterkunft war. Bei diesem Projekt sollte es nicht nur vordergründig um eine Theateraufführung gehen, sondern vor allem um die innere Reflektion auf Seiten der Frauen einerseits und eine gezielte Öffentlichkeit andererseits. Wir verständigten uns auf Motiv und Ziel der Arbeit gegen Gewalt, für mehr Gerechtigkeit und Frieden eintreten zu wollen. Als Thema haben wir in diesem Jahr „Frauen- und Kindelhandel“ gewählt. Das Originalmanuskript war von Julis Syaranamual verfasst worden, der auf der Grundlage von Aussagen der Frauen die dramaturgische Rohversion des Textes erstellt hatte; Er ist der Leiter der Stiftung „Hotline Surabaya“ und Journalist sowie Schriftsteller. In den Folgenden Wochen ist dieses Skript im Verlauf der Proben von den Frauen weiter entwickelt und konkretisiert worden – dabei haben sie sich einzelne Texte „mundgerecht“ formuliert und Raum für Improvisationen geschaffen. Wie in den Vorjahren haben die Frauen ein Notizbuch bekommen, indem sie ihre Erfahrungen und Beobachtungen der Proben und Aufführungen festhalten sollten – für alle eine ungewöhnlich Aufgabe.

Die Gruppendynamik war ausgesprochen kompliziert, angeheizt auch noch durch die materielle und soziale Not der Frauen (Tod des Ehemannes, Geschlechtskrankheiten, Schwangerschaften, Kinder der Frauen waren schon als Prostituierte tätig). Zudem war die berufliche Konkurrenz unter den Frauen sehr stark, da das Geschäft auf Grund der ökonomischen Krise in Indonesien schlechter ging als zuvor.

Ich hatte mich entschieden, neben den reinen Probearbeiten einen engeren Kontakt zu den Frauen aufzubauen, um ihre Realität aufgrund meine teilnehmenden Beobachtung auch in dem Stück spiegeln zu können. Ich besuchte sie an ihren Arbeitsplätzen oder lud sie zu mehreren zu mir ein, damit wir gemeinsam sprechen und die Nacht verbringen konnten.

Zu Beginn oder am Ende unserer Probearbeit standen immer wieder Kreisgespräche oder Gebete. Eine Reihe von aktuelle Konflikten ließen sich so lösen. Dadurch wurde auch das Thema Trafficking für die Frauen bewusst und strukturelle sowie gesellschaftliche Zusammenhänge deutlich.

Insgesamt gingen die Proben bis zu einem Monat, je von Montag bis Freitag, da die Frauen am Wochenende die meisten Kunden zu erwarten hatten. Weil für den Verlauf der gesamten Theaterarbeit die Frauen zum Teil noch für ihren Lebensunterhalt sorgen mussten, konnten sie ihr übliches Gewerbe nicht ganz einstellen. Jeden Montagmorgen konnte ich ihren Gesichtern ansehen, ob sie Kunden am Wochenende hatten oder nicht. Sensible und emotionale Momente gab es immer wieder, wenn Vergewaltigungen thematisiert wurden – nahezu alle Mitspielerinnen hatten derartige Erfahrungen gemacht. Aber für die Aufführung konnten die Frauen sich überwinden, diese Teile ihrer Biographie mit Gewalterfahrung an- und auszusprechen. Diese Prozesse waren eine zentrale Phase in der gesamten Arbeit: immerhin kehrten die Frauen ihr Innerstes nach außen und nutzten die Möglichkeit der öffentlichen Aufführung, Hintergründe und Zusammenhänge aufzuzeigen.

Die Proben fanden meist in zwei Stadteilen Surabayas statt – und zwar öffentlich im Gemeindesaal, damit die Nachbarschaft auch Teilhaben konnte. In einem bekannten Theater in Surabaya fand die erste Aufführung statt. Bei dieser gut zweistündigen Premiere waren überwiegend etwa einhundert soziale und politische Aktivisten die Besucher, ebenso eine nennenswerte Zahl von Prostituierten. Presse- und TV-Berichterstattung reagierte auf die Veranstaltung.

Als ich wieder nach Deutschland flog, hatte ich noch Tränen in den Augen, weil ich wieder Elend erlebt hatte – wie schon seit fünf Jahren, in denen ich mich mit der Situation der Frauen befasse. Ich weiß, dass meine Arbeit nur ein Tropfen auf einen im wahrsten Wortsinne heißen Stein sein kann... aber meine Zusammenarbeit mit den Prostituierten hat beide Seiten reicht gemacht und hat uns gestärkt.

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