"Forum der Armen":
Forderungen an den IWF

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Wer ist das "Forum der Armen"?

Thailands Forum der Armen ist eine breite Koalition von Bauernorganisationen, Frauengruppen und ländlichen Entwicklungsorganisationen. Zu Beginn des Jahres zogen Tausende von Männern, Frauen und Kindern aus dem Nordosten (Isan) nach Bangkok und errichteten ein (Hütten-) Dorf vor dem Parlamentsgebäude. Drei Monate lang war ihre starke Präsenz tägliche Erinnerung für die Thai-Regierung, daß der Preis für Thailands rapides Wachstum in der Tat sehr hoch ist: Das Forum der Armen präsentierte seine Forderungen nach Landreform, fairen Preisen für ihre Produkte, lokaler Kontrolle natürlicher Ressourcen und Überprüfung von Infrastrukturprojekten, vor allem von Staudammprojekten.

Einige Konzessionen wurden gemacht, einige Vereinbarungen wurden erreicht und einige ihrer Besorgnisse wurden in der neuen Thai-Verfassung berücksichtigt, auch als »peoples«-Charta bekannt. Zur gleichen Zeit, zu der die Verfassung im Parlament beraten wurde, geriet die Wirtschaft unter Druck und außer Kontrolle. Der IWF verabschiedete zur »Rettung« ein Paket mit Heilmitteln — Mehrwertsteuer, Reduzierung der öffentlichen Ausgaben, Abwertung der Währung, Privatisierung und Liberalisierung — in der Tat nichts Neues.

Das Forum der Armen reagierte schnell, auf die sofortigen Auswirkungen antwortend, die die Wirtschaftskrise auf die Armen sowohl in der Stadt als auch auf dem Land hatte. Auf dem Treffen, auf dem die folgende Erklärung vereinbart wurden, berichteten Personen, daß in jedes Dorf Männer und Frauen aus den Städten zurückkehrten, weil sie dort ihre Jobs in den Fabriken oder auf den Baustellen verloren hatten. So fehlt nun nicht nur das zusätzliche Geld aus Bangkok, sondern jetzt ist auch noch eine weitere Person zu ernähren. Auf der anderen Seite könnte dies der Beginn zu einer »umgekehrten« Wanderung sein, die einen positiven Effekt auf die ländliche Entwicklung haben könnte, vorausgesetzt, die Regierung unterstützt dies durch Geldmittel, Umverteilung und einer Verpflichtung zur lokalen Kontrolle über natürliche Ressourcen, wie in der neuen Volksverfassung versprochen.

Empfehlung des Forums der Armen an den IWF zur thailändischen Wirtschaftskrise
Bangkok, 17. September 1997

Das Währungs- und Finanzdebakel treibt die thailändische Wirtschaft in eine nachhaltige Krise. Das Forum

der Armen ist sehr betroffen über die derzeitigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Notlagen, der sich die unteren Schichten der Gesellschaft gegenübersehen. Folgenden Problemen wenden wir uns zu:

Auswirkungen auf die städtischen Armen

Die Abwertung des thailändischen Baht, der Anstieg der Mehrwertsteuer und das Anheben der Preise für öffentliche Güter und Dienstleistungen hat Personen mit niedrigem Einkommen und die Armen gleichermaßen getroffen.

Auswirkungen auf die ländlichen Armen und den landwirtschaftlichen Sektor

Der Preisanstieg für Güter des täglichen Bedarfs, zusammengesetzt aus den gestiegenen Kosten für die Produktion, wo die Preise für chemischen Dünger, Saatgut, Insektiziden usw. um über 30 % stiegen, während landwirtschaftliche Preise niedrig gehalten wurden, hat dazu geführt, daß kleine bäuerliche Betriebe kaum noch rentabel sind und sich damit die Situation für die Bauern als äußerst prekär erweist. Viele von ihnen sind nicht mehr in der Lage, ihre Kinder weiterhin zur Schule zu schicken.

Auswirkungen auf die städtischen Armen und die Arbeiterschicht

Die städtische Arbeiterschicht trägt die volle Last dieser Notlage in Form von reduzierter Sozialhilfe, Entlassungen und Reduzierung der Löhne. Die ständig steigenden Lebenshaltungskosten in der Stadt und auf dem Land führten zu Streß und psychologischen Problemen. Viele Familien können sich nicht leisten, für den Schulbesuch ihrer Kinder zu zahlen. Als Konsequenz wird dies zu weiteren sozialen Problemen führen, z.B. Kinderarbeit oder Prostitution. In dieser Situation wird die Armut im Land ansteigen, was möglicherweise die Schere zwischen arm und reich noch weiter auseinanderklaffen lassen wird.

Die neue Wirtschaftspolitik der Regierung unter der Schirmherrschaft des IWF ist kein realisierbare Lösung für das Land, da diese dazu führt, daß die Armen die Last des wirtschaftlichen Abbaus tragen. Das Schuldenproblem, dessen Folgen jeder Thai zu spüren bekommt, ist Resultat einer Politik, auf die sie keinen Einfluß hatten.

Empfehlungen an den Internationalen Währungsfond IWF

  1. Offenlegen der Vereinbarungen und Bedingungen, die der IWF mit der thailändischen Regierung getroffen hat.

  2. Keine Bedingungen, die negative Auswirkungen auf die Armen und die Randgruppen haben, die keine Verantwortung für die Schuldenkrise tragen.

  3. Die Zeit wirtschaftlicher Probleme in Thailand sollte nicht ausgenutzt werden, um Bedingungen für eine Einmischung von außen in die thailändische Wirtschaft und Politik und deren Manipulation zu schaffen.

  4. Jede Art von Entwicklungsunterstützung sollte auf den Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, moralischer Werte, eines nachhaltigen Wirtschaftens und weltweiter Rücksichtnahme und Gleichbehandlung, was der Weltgemeinschaft Frieden bringen wird, basieren.

[Quelle: südostasien, Dezember 1997, S. 37, aus: Focus on Trade, Nr. 19, Übersetzung aus dem Englischen von Rals Arnshoff]]