Burma-Nachrichten vom 12. Juni 2003



Meldungen

RAZALI TRIFFT SUU KYI, ABER KEINE FREILASSUNG
INTERNATIONALER PROTEST
ABKOMMEN ZUR ABSCHAFFUNG DER ZWANGSARBEIT
DROGENPROJEKT
FLÜCHTLINGE IN INDIEN
GEWERKSCHAFTEN: FIRMEN IN BURMA
ONLINE-VISA
DEMONSTRATION

RAZALI TRIFFT SUU KYI, ABER KEINE FREILASSUNG
Kurz vor seiner Abreise aus Burma konnte der UNO-Sonderbotschafter Razali doch noch die am 30. Mai inhaftierte Aung San Suu Kyi für eine Stunde in einem Militärgefängnis treffen. Laut Razali sei sie unverletzt und in guter Verfassung. Vorher hatte die Vermutung bestanden, dass die Oppositionsführerin beim Angriff auf ihr Auto bei den Zusammenstößen am 30. Mai Verletzungen an Kopf und Schulter erlitten habe
Der UN-Abgesandte war am 6. Juni zu einer fünftägigen Reise in Rangun eingetroffen, um in Gesprächen mit der Militärführung die Freilassung Aung San Suu Kyis sowie der führenden Mitglieder der NLD zu erwirken. Der Erfolg seiner Reise sollte vor allem davon abhängen, ob er die Erlaubnis zu einem Besuch bei Suu Kyi erhalten würde oder nicht. Bis zum Schluss war dies unklar geblieben.
Nach Gesprächen mit dem Armeechef General Maung Aye und dem Chef des Geheimdienstes, General Khin Nyunt, äußerte sich Razali hoffnungsvoll, seine Ziele in die Tat umzusetzen. Den führenden Entscheidungsträger Burmas, Staatsoberhaupt General Than Shwe, hat Razali nicht getroffen. Auch sind keine Anzeichen dafür auszumachen, dass Razali sein Ziel - die Freilassung Suu Kyis - erreichen konnte.
Die Führerin der National League for Democracy (NLD) wurde nach den blutigen Zusammenstößen zwischen ihren Anhängern und Regierungsbefürwortern im Norden Burmas am 30. Mai zusammen mit einer Reihe von führenden NLD-Mitgliedern inhaftiert. Augenzeugenberichten und Angaben aus Oppositionskreisen zufolge sollen dabei bis zu 70 Menschen ums Leben gekommen sein. Offiziell wurden jedoch nur vier Todesfälle bestätigt. Auch gibt es Gerüchte, das Suu Kyis Stellvertreter Tin Oo verschollen oder sogar ums Leben gekommen sei. Der 75jährige NLD-Stellvertreter hatte Suu Kyi auf ihrer politischen Reise begleitet. Außerdem wurden zahlreiche NLD- Büros sowie Universitäten geschlossen, und es folgte eine Welle von Inhaftierungen von NLD-Mitgliedern.
Die Militärführung beschuldigt nach wie vor die NLD, die Konfrontation provoziert zu haben. Doch inzwischen mehren sich die Vermutungen, dass der gewalttätige Zusammenprall vom Militär und der staatsnahen Union Solidarity Development Association USDA forciert worden sei. US-Diplomaten hatten den Ort der Auseinandersetzung besichtigt und Spuren großer Gewalt gefunden sowie Reste von Schlagwaffen, die ihrer Meinung nicht „zufällig“ da gewesen sein können.
Associated Press 5.,9.6.03, International Herald Tribune 9.6.03, Reuters 7.6.03, Bernama- Malaysian National News Agency; 6.6. 03 Agence
France Presse; 5., 8.6. 03, The Australian 10.6.03

INTERNATIONALER PROTEST
Angesichts der Inhaftierung der Demokratieführerin San Suu Kyi und der Schließung der NLD-Büros nimmt die internationale Kritik am Militärregime Burmas nicht ab. Bundesaußenminister Joschka Fischer forderte am 5.Juni die sofortige und bedingungslose Freilassung Aung San Suu Kyis und ihrer Begleiter, die unbeschränkte politische Bewegungsfreiheit der NLD und die Möglichkeit für den UN-Sonderbotschafter zu einem Gespräch mit der Oppositionsführerin. Der Botschafter wurde ins Auswärtige Amt bestellt. Weitere europäische Staaten, die EU und die USA verurteilten die Geschehnisse auf schärfste. Die USA verhängte am gestrigen Mittwoch einen Importbann auf alle Produkte aus Burma.
Australien stellte die umstrittenen Menschenrechts-Workshops für burmesische Beamte ein. Als Bedingung für eine Wiederaufnahme der Workshops wurde die Freilassung Aung San Suu Kyis aus der Haft genannt. Diese Entscheidung ist das bisher schärfste Signal Australiens gegen das burmesische Militärregime.
Am überraschendsten waren die Worte aus einigen ASEAN-Staaten. Thailands Premierminister kritisierte mit ungewöhnlicher Offenheit die Inhaftierungen und wies auf die möglichen Auswirkungen von Massenunruhen in
Burma auf Thailand und die Region hin. In den Philippinen wurde der Botschafter ins Außenministerium gerufen, um über die Situation Auskunft zu geben. Auch Malaysias Premierminister hat die Freilassung Aung San Suu Kyis gefordert.
Indien reagierte vorsichtig auf die Geschehnisse. Der Sprecher des indischen Außenministeriums deutete an, die Situation in
Burma zu beobachten. Bangladesh dagegen hält sich ganz aus den inneren Angelegenheiten des Nachbarlandes heraus. Nepal kritisierte die Vorfälle scharf und bezeichnete die Taten des Militärregimes als „unliberal, intolerant und undemokratisch“.
Burma indes zählt auf die Nachbarländer China und Indien, um die Sanktionsauswirkungen der USA und der EU gering zu halten. In Erklärungen von Staatschef Than Shwe heißt es, dass Burma zwar keine Sanktionen wünscht, sie aber auch nicht fürchtet. China ist bekannt als Burmas engster Verbündeter. China hat in einer Erklärung geäußert, dass die Ereignisse eine innere Angelegenheiten seien und die Regierung in der Lage, diese auch selbständig zu lösen.

Burma.Initiative, Burma Büro Köln e.V., Burma Projekt Berlin e.V. und die Chin Community Germany e.V. hatten in einem gemeinsamen Brief an die Repräsentanten der Regierungen der ASEAN-Länder, EU-Mitglieder sowie Japan, Indien, Bangladesh und China in Deutschland appelliert und sie aufgefordert, sich für die Freilassung der Inhaftierten einzusetzen und die Arbeit des UN-Sonderbeauftragten zu unterstützen
The Australian 6.6.03, Mizzima News 5.6.03, Narinjara Nnews 5.6.03, Nepalnews.com 5.6.03, AFP5., 9.6.03, Asian Tribune; 6.6.03, The Washington Times 9.6.03, International Herald Tribune 9.6.03, Reuters 11.6.03, Xinhua News Agency 10.6.03

ABKOMMEN ZUR ABSCHAFFUNG DER ZWANGSARBEIT
Burmas Militärregierung wird eine Vereinbarung mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) unterschreiben, um die Zwangsarbeit abzuschaffen. Nach zehnmonatigen Diskussionen und Verhandlungen wird das Dokument auf der jährlich stattfindenden Konferenz der ILO im nächsten Monat in Genf unterzeichnet werden, so Hong-Trang Perret-Nguyen, Verbindungsperson der ILO in Rangun. Das Abkommen sieht u.a. einen unabhängige Kontrollperson vor, welche die Arbeitsbedingungen in Burma beaufsichtigen soll. Ein in der Vereinbarung genanntes Pilotprojekt beinhaltet den Bau einer 65 km langen Straße in der südlichen Hafenstadt Myeik mit freiwilliger bezahlter Arbeit, um „zu demonstrieren, dass Zwangsarbeit abgeschafft werden kann“, so Perret-Nguyen.
Associated Press 30.5.03

DROGENPROJEKT
Japan, Deutschland und Italien haben zusammen über drei Millionen US-Dollar für die Drogenbekämpfung in der Wa-Region im Shan-Staat zur Verfügung gestellt. Das Projekt steht unter der Obhut des United Nations Office of Drugs and Crime (UNODC), und ist Teil eines fünfjährigen, 11,6 Millionen US-Dollar umfassenden Planes, die Opiumproduktion durch Alternativanbau zu reduzieren. Das 1998 angelaufene Projekt ist das bisher größte der UN-Organisation in Burma. Durch die Zuschüsse - darunter 1 Million US-Dollar von deutscher Seite, 1,9 Mio US$ von Japan, 100.000 US$ von Italien - könnte das Projekt noch zwei weitere Jahre fortgesetzt werden. Die UNODC-Projekte sollen bereits Erfolge bei der Opiumbekämpfung gezeigt haben, so soll die Drogenproduktion in 2002 laut UN 828 Tonnen im Vergleich zu 2365 Tonnen 1997 betragen haben. 2,4 Prozent der erwachsenen Bevölkerung soll drogenabhängig sein.
Xinhua News Agency 30.5.03

FLÜCHTLINGE IN INDIEN
Fast 150 burmesische Demonstranten marschierten am 2.Juni zum Büro des UN-Beauftragten für Flüchtlinge in Neu-Delhi, um Flüchtlingsstatus sowie finanzielle Hilfe zu fordern. Die Polizei versuchte, sie am Eindringen in das Gebäude in Neu-Delhi zu hindern. Slogans der Demonstranten bezeichneten den UNHCR als „stillen Mörder“. Die Demonstranten warfen der UNHCR vor, sie nicht mehr als Flüchtlinge anzuerkennen. Naina Bose, eine UNHCR-Sprecherin, wehrte die Vorwürfe ab und erklärte, dass der Flüchtlingsstatus an Personen aus Burma noch vergeben würde.
Während burmesische Flüchtlinge in Burma und Thailand einige Beachtung erhalten, ist über ihre Situation in Indien kaum etwas bekannt. Indiens nordöstliche Staaten Mizoram und Manipur beherbergen die Mehrheit der burmesischen Flüchtlinge in Indien. In den letzten Jahren hatten infolge der sich verbessernden Beziehungen zwischen Burma und Indien Staat und Bundesregierungen vermehrt Maßnahmen zur Inhaftierung und Deportation von Flüchtlingen unternommen. Während viele Burmesen sich vor Ort integrieren konnten, sind für andere Verfolgung und Ausbeutung üblich. Der Wandel in den Indo-burmesischen Beziehungen hat auch zur Unsicherheit der burmesischen Gemeinde in
Delhi beigetragen und macht die Gewährung von Flüchtlingsrechten unwahrscheinlicher.
Associated Press; 9. Juni 2003, Human Rights Features HRF/78/03, 12.6.03

GEWERKSCHAFTEN: FIRMEN IN BURMA
Die International Confederation of Free Trade Unions (ICFTU) hat einen Hintergrundbericht zu den aktuellen Ereignissen in Burma herausgegeben und die Liste der Unternehmen, die in Burma aktiv sind, aktualisiert (http://www.global-unions.org/burma). Das Dossier "Burma: Terror rules" ist über http://www.icftu.org/displaydocument.asp?Index=991217583&Language=EN herunterzuladen.
ICFTU online; 6. Juni 2003

ONLINE-VISA
Burma wird das erste Land Asiens sein, welches Online-Visa für Besucher anbietet, die auf dem Luftweg eintreffen. Das Projekt wird innerhalb der nächsten Monate in Angriff genommen. Bewerbungen für das Visa können unter visa.gov.mm eingeschickt werden. Dort erhält man dann einen Ausdruck, den man dem Einwanderungsbeamten vorzuweisen hat. Bisher bieten Australien, Kanada und Russland Online-Visa an.
Agence
France Presse 25.5.03

DEMONSTRATION
Das Burma Büro Köln hat für Dienstag, den 24. 6. 2003, anlässlich der aktuellen Lage in Burma/Myanmar zu einer friedlichen Demonstration gegen das Militärregime vor der Botschaft von Myanmar, Zimmerstr. 56, in Berlin-Mitte aufgerufen. Beginn ist 10 Uhr. Weitere Informationen: NweAung@aol.com; burmabuero@netcologne.de

 

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