Burma-Nachrichten 27. August 2003


Meldungen

BURMAS KABINETT NEU SORTIERT – KHIN NYUNT ABGELÖST
CHINA WILL BEZIEHUNG ZU BURMA STÄRKEN
EURO STATT DOLLAR
TODESSTRAFE FÜR NE WIN-ANGEHÖRIGE
DIRTY LIST DER UNTERNEHMEN
PINHEIRO WILL NICHT NACH BURMA ZURÜCK
UKRAINE LIEFERT WAFFEN AN BURMA
BURMESISCHE AKTIVISTEN IN THAILAND UNTER DRUCK
THAILAND GEHT GEGEN DROGENHÄNDLER VOR
  

BURMAS KABINETT NEU SORTIERT – KHIN NYUNT ABGELÖST
An Burmas Regierungsspitze hat es personelle Veränderungen gegeben: General Khin Nyunt wurde in seinem Amt als erster Sekretär vom bisher zweiten Sekretär, General Soe Win, abgelöst. Damit hat der als Hardliner bekannte Soe Win das drittwichtigste Amt im Staat inne. Khin Nyunt wird unterdessen das mehr repräsentative Amt des Premierministers übernehmen und das „öffentliche Gesicht“
Burmas nach außen sein. In seiner Verantwortung liegen nun die täglichen Geschäfte, vor allem, die Wirtschaft wieder auf eigene Füße zu stellen, ohne dass er aber die Politik mitbestimmen kann. Das einzige Werkzeug zu seiner Verfügung ist das Kabinett, eine „zahnlose“ Institution, die politische Entscheidungen dem Militär überlässt. Deswegen wird Khin Nyunts Versetzung auch Zeichen seines Untergangs betrachtet. Denn, wenn er das Kabinet nicht effektiv führen kann, werde er rausgeworfen, so Aung Zaw, Herausgeber des Irrawaddy. Ob er als Militärgeheimdienstchef abgesetzt wird, ist noch unklar, doch dann wäre Khin Nyunt ein General ohne Armee, so Aung Zaw weiter.
Khin Nyunt, enger Vertrauter des früheren Diktators Ne Win, gilt als „moderat“ innerhalb der Führungsriege. Auf u.a. sein Wirken sollen die UN-geleiteten vertrauensbildenden Gespräche mit Aung San Suu Kyi im Oktober 2000 zurückzuführen sein. Darüber hinaus hat er eine Reihe von Waffenstillstandsabkommen mit ethnischen Rebellenarmeen zustande gebracht.
Außerdem sind eine Reihe von Ministern in die Pension entlassen und mehrere Ministerposten neu besetzt worden.
Veranlasst hat die Neuordnung des Kabinetts Senior-General Than Shwe, der den Posten des Premierministers abgegeben hat. Aber er bleibt als Vorsitzender des SPDC und Oberbefehlshaber des Militärs die mächtigste Figur im Land. Von Beobachtern wird die Beförderung Soe Wins, der hinter dem Zusammenstoß am 30. Mai stehen soll, als weiterer Schritt gewertet, die Vormachtstellung Than Shwes zu festigen.
Xinhuanet 25.8.03, Agence
France Presse 26.8.03, Irrawaddy August 26.8.03

CHINA WILL BEZIEHUNG ZU BURMA STÄRKEN
Während Burma allmählich die Sanktionen zu spüren bekommt, die die internationale Gemeinschaft nach der Verhaftung der Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi über den Staat verhängt hat, sieht China keinerlei Grund, seine Beziehungen zur Militärjunta Burmas zu überdenken und empfing kürzlich eine Delegation hochrangiger Regierungsfunktionäre. Bisher weigert sich China, sich an den Sanktionen zu beteiligen und beruft sich hierbei auf die fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz, nach denen kein Staat ermächtigt ist, in interne Angelegenheiten seiner Nachbarn einzugreifen.
Vor kurzem hatten China und Burma einen Vertrag unterzeichnet, nach dem China der Militärdiktatur einen 200 Millionen Dollarkredit für ein Wasserkraftprojekt gewährt.
Die Militärjunta sei momentan auf Hilfe aus
China dringendst angewiesen, um die Sanktionen zu überstehen, da selbst Japan als größter ausländischer Investor neue Zahlungen wirtschaftlicher Hilfe eingestellt hat, heißt es in Beobachterkreisen.
AFP 18..8.03, Associated Press 16.8.03, Irrawaddy 18.8.03.

EURO STATT DOLLAR
Knapp einen Monat nachdem die USA im Rahmen ihrer Sanktionen gegen Burma eine Sperre gegen Überweisungen nach Burma verhängt haben, versucht die burmesische Regierung ihre bisher durch den Dollar dominierten und meist von amerikanischen Banken geführten wirtschaftlichen Transaktionen auf Euro umzupolen. Der Euro wird die neue Leitwährung, Regierungsbehörden und Privatunternehmen wurden angewiesen, Import und Export vornehmlich über Euro, notfalls auch japanische Yen und Singapore Dollars laufen zu lassen.
Auch ausländische Reisende sind nicht länger verpflichtet, bei Ankunft am Flughafen 200 Dollar in Foreign Exchange Certificates (FEC) umzutauschen, wie es seit 1993 Vorschrift war.
BBC News 15.8.03, 
Irrawaddy 21.8.03

TODESSTRAFE FÜR NE WIN-ANGEHÖRIGE
Der Schwiegersohn und drei Enkel des letztes Jahr verstorbenen Ex-Diktators Ne Win sehen der Todesstrafe entgegen, nachdem sie vor sechs Monaten wegen Hochverrats verurteilt wurden und der Oberste Gerichtshof nun ihr Gnadengesuch abgelehnt hat. Den vier Männern wurde vorgeworfen, Armeeoffiziere für einen Umsturz zu rekrutieren. Diktator Than Shwe ist nun der einzige, der das Urteil noch zu Gunsten der Verurteilten revidieren könnte, ihm steht die letzte Entscheidungsgewalt zu. Diplomaten und Analytiker indes bezweifeln die Rechtmäßigkeit der Urteile: Das ganze sei nur Taktik, um den einst mächtigen Ne Win-Clan in Misskredit zu bringen.
Voice of
America 15.8.03

DIRTY LIST DER UNTERNEHMEN
Mehr und mehr ausländische Unternehmen erwägen derzeit, sich aus
Burma zurückzuziehen. Das australische Reiseunternehmen Intrepid Travel und der weltweit operierende Kommunikationsgigant WPP haben bereits ihre Geschäfte in Burma vorerst eingestellt, nachdem die Burmacampaign UK ihre aktualisierte "Dirty List" veröffentlicht hat, in der Unternehmen aufgeführt werden, die Geschäfte mit der umstrittenen Militärregierung machen.
Auf dieser Liste wird auch die Deutsche Post aufgeführt, die Eigentümerin des Kurierdienstes DHL ist. Auch sie soll derzeit darüber nachdenken, ihre Geschäfte in
Burma vorerst auf Eis zu legen. Die „Dirty List“ kann ebenso wie die „Clean List“ der Unternehmen, die sich aus Burma zurückgezogen haben, angesehen werden unter  http://www.burmacampaign.org.uk/dirty_list/dirty_list.html bzw. http://www.burmacampaign.org.uk/dirty_list/clean_list.html .
Irrawaddy  22.8.03

PINHEIRO WILL NICHT NACH BURMA ZURÜCK
Paulo Sergio Pinheiro, der UN-Sondergesandte für Menschenrechte für Burma, will sein Mandat nicht weiter wahrnehmen und nach Burma zurückkehren, solange es keinen Fortschritt bezüglich der Menschenrechte im Land gebe. "Ich glaube nicht, dass meine Anwesenheit zum gegenwärtigen Stand der Dinge von Nutzen sein kann", sagte er hinsichtlich der jüngsten Ereignisse. Außerdem sei er es leid, sich laufend zu wiederholen: Die Missstände seien weitläufig bekannt; die Umsetzung der Fakten liege nicht in seiner Macht, wenn die burmesische Regierung sich weigere, zu kooperieren. Durch die Ereignisse im Mai diesen Jahres habe die burmesische Regierung mit einem Schlag zunichte gemacht, was im ganzen vergangenen Jahr mühsam an Vertrauen aufgebaut worden sei, ließ er weiter verlauten.
U.N. Wire 6.8.03.

UKRAINE LIEFERT WAFFEN AN BURMA
Erstmals hat
Burma seine militärische Ausrüstung aus der Ukraine gekauft. Die 52 neu erworbenen Panzer sollen der weiteren Ausstattung der Schützenpanzer-Division dienen und in Kürze erprobt werden. Burma soll auch 29 MIG Flugzeuge von Russland gekauft haben. Sonst ist China größter Lieferant für Militärausrüstung. 
Democratic Voice of Burma 29.7.03

BURMESISCHE AKTIVISTEN IN THAILAND UNTER DRUCK
Die NGO "Burma Border Consortium" (BBC), die sich um die Versorgung burmesischer Flüchtlinge sowohl in den Lagern entlang der burmesischen Grenze als auch in den politischen Oppositionsbüros in Mae Sot kümmert, hat die Versorgung der Letzteren bis auf weiteres eingestellt. Das BBC werde sich in Zukunft nur um die Unterstützung der Flüchtlingslager kümmern, ließ man die Oppositionsbüros per E-Mail wissen. Für viele dieser Büros bedeutet dies das endgültige Aus.
Es wird vermutet dass Repressalien der thailändischen Regierung die Ursache für die plötzliche Einstellung der Hilfslieferungen sind. Verschiedene Oppositionsbüros in
Thailand waren in den letzten Monaten geschlossen worden, nachdem deren Mitglieder wiederholt mit Deportation gedroht worden war.
Während die thailändische Regierung auf höchster politischer Ebene mit ihrer „Roadmap“ Debatten über mögliche demokratische Reformen in
Burma in Gang bringt, wird die Arbeit der über die Grenze nach Thailand geflohenen demokratischen Aktivisten erschwert. Zwangsschließungen und  Razzien gehören zur Tagesordnung, der Austausch zwischen den einzelnen, militärisch bewachten Lagern und den Büros wird durch Ausgangssperren und Zugangsbeschränkungen im Keim erstickt und die Mitarbeiter der Büros leben in ständiger Angst, doch noch aufgegriffen und ausgewiesen zu werden.
Irrawaddy 15.8.03, Democratic Voice of Burma 31.7.03.

THAILAND GEHT ERNEUT GEGEN DROGENHÄNDLER VOR
Nach blutigen Zusammenstößen an der thai-burmesischen Grenze, bei denen neun verdächtigte Drogenschmuggler getötet und elf weitere verletzt wurden, hat Thailands Premierminister Thaksin Shinawatra seine Truppen angewiesen, Drogenkuriere aus Burma nicht länger aufzugreifen, sondern sofort zu erschießen. Bei den überführten Kurieren soll es sich um Mitglieder der berüchtigten United Wa State Army, auch bekannt als "
Red Wa"-Miliz, gehandelt haben, die als Verbündeter der Militärjunta in Rangun gilt. Thaksin hat auch gedroht, Truppen nach Burma zu entsenden, um die dortigen Drogenfabriken zu zerstören, sollte die burmesische Regierung sich weiterhin nicht genügend um die Drogenproblematik kümmern.
Rangun reagierte prompt und meldete wenig später die Verhaftung eines der führenden Köpfe der Wa-Miliz. Nähere Angaben zur Identität des Betreffenden oder zu Ort und Zeitpunkt der Verhaftung, wurden jedoch nicht gemacht.
 20.8.03, AFP 20.8., 23.8.03

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