BURMA NACHRICHTEN 7/2004 , 22.April 2004

 

Meldungen:
ANZEICHEN FÜR FREILASSUNG VON AUNG SAN SUU KYI?
EINIGUNG ÜBER NEUMITGLIEDSCHAFT IN ASEM-FORUM AN BURMAFRAGE GESCHEITERT
BANGKOK-TRFFEN WOMÖGLICH VERSCHOBEN
ANSCHLAG AUF BURMESISCHE BOTSCHAFT IN KUALA LUMPUR
LITERATURNOBELPREISTRÄGER FORDERN FREIHEIT FÜR SCHRIFTSTELLER
GESPRÄCHE ZWISCHEN REGIERUNG UND KARENNI AUSGEFALLEN
US-SANKTIONEN WERDEN AUFRECHT ERHALTEN
KUONI PLANT ERNEUTES ENGAGEMENT IN BURMA
EX-PRÄSIDENT SEIN LWIN VERSTORBEN
VERANSTALTUNG: BURMA-FLÜCHTLINGE IN DEUTSCHLAND

 

ANZEICHEN FÜR FREILASSUNG VON AUNG SAN SUU KYI?

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Verschiedene Stimmen haben ihre Hoffnungen zum Ausdruck gebracht, die Generalsekretärin der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) und Friedennobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi könne möglicherweise bereits in den nächsten Tagen aus ihrem Hausarrest entlassen werden. Neben einem hochrangigen NLD-Mitglied äußerte dies auch der Generalsekretär der ASEAN, Ong Kung Yong. Als Hinweise dafür gelten ihnen die Wiederöffnung des NLD-Hauptquartiers am vergangenen Samstag, sowie die Haftentlassungen zweier wichtiger Repräsentanten der Liga, U Lwin und Aung Shwe. Beide waren zusammen mit Aung San Suu Kyi vor knapp einem Jahr (30.5. 2003) nach den gewaltsamen Zusammenstößen zwischen NLD-Anhängern und Regierungssympathisanten während einer politischen Reise in den Norden des Landes festgenommen und unter Hausarrest gestellt worden. Nach weiteren Angaben Ong Kung Yongs zielten die Freilassungen auf eine Beteiligung der NLD-Repräsentanten an der von der SPDC für den 17. 5. 2004 geplanten Nationalkonvent, der im Rahmen der SPDC-"Roadmap zur Demokratie" den Grundstein für die Ausarbeitung einer Verfassung legen soll. Das US-Außenministerium bewertete die Situation deutlich zurückhaltender. Sein Sprecher Dennis Boucher begrüßte zwar die jüngsten Entwicklungen, doch für eine Freilassung Suu Kyis gebe es bislang keine verlässlichen Anzeichen.
Bereits eine Woche zuvor wurde nach siebenjährigem Gefängnisaufenthalt der Journalist "Sunny" Khin Maung Win wieder auf freien Fuß gesetzt. Der für die NLD arbeitende Journalist war am 13. Juni 1997 in Haft genommen worden, nachdem er ein Interview mit Suu Kyi gefilmt und dann außer Landes gebracht hatte.
ABC Radio Australia News 16. 4. 2004; 19. 4 2004; AFP via Channelnewsasia 20. 4. 2004

EINIGUNG ÜBER NEUMITGLIEDSCHAFT IN ASEM-FORUM AN BURMAFRAGE GESCHEITERT

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Die Entscheidung über die Aufnahme der drei südostasiatischen Länder Laos, Kambodscha und Burma wurde auf dem ASEM-Außenministertreffen (Asia-Europe-Meeting) am vergangenen Wochenende (17./18. 4 2004) im irischen Kildare aufgrund der Unzufriedenheit der europäischen Seite mit der politischen Situation in Burma vertagt. Die asiatische Seite wies die Bemühungen der europäischen Seite, politische Bedingungen an die Zustimmung zur Mitgliedschaft zu knüpfen, mit dem Hinweis auf die gebotene Nichteinmischung in innere Angelegenheiten, ab. Indem die Behandlung des Themas auf ein Treffen von ranghohen Offiziellen der ASEM in sechs Wochen verlegt wurde, konnte eine Konfrontation beider Seiten vermieden werden. Die Militärregierung erhält somit einen zeitlichen Spielraum, um ihre Repressionsmaßnahmen gegenüber der Opposition und insbesondere Aung San Suu Kyi zu lockern und die Beteiligung der NLD an dem Verfassungskonvent zuzusichern.
Die Gespräche sollten zu einer vorbereitenden Einigung über die Mitgliedschaft der drei Länder im Gegenzug zur Aufnahme der zehn neuen EU-Mitglieder führen. Offizielle Aufnahme finden sollen sie bei den Konsultationen des ASEM im kommenden September in Hanoi, die dann auf höchster Ebene geführt werden.
ABC News Online 15. 4. 2004; Reuters, 18.4. 2004

BANGKOK-TREFFEN WOMÖGLICH VERSCHOBEN

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Die burmesische Regierung hat den geplanten Termin am 29.und 30. 4. 2004 für die in Bangkok angesetzten Gespräche zwischen Vertretern von 17 Nationen über die Aussichten eines Demokratisierungsprozesses in Frage gestellt. Wie das thailändische Außenministerium mitteilte, werde sich in den nächsten Tagen herausstellen, ob dieses zweite Treffen des sogenannten „Bangkok-Prozesses“ verschoben oder doch noch bestätigt werde. Nach Aussagen eines Diplomaten befürchte die burmesische Regierung so kurz vor dem für Mai einberufenen Verfassungskonvent Empfehlungen oder kritische Stellungsnahmen von außen. Während Thailand offenbar in Verhandlungen über einen späteren Zeitpunkt steht, zeigten sich andere enttäuscht und äußerten vor diesem Hintergrund ihre Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Reformwillens der Regierung. Zudem könne dies auch als ein Anzeichen für die Unentschiedenheit innerhalb des SPDC über die weiteren politischen Schritte gedeutet werden.
AFP 19. 4. 2004

ANSCHLAG AUF BURMESISCHE BOTSCHAFT IN KUALA LUMPUR

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Am 7. 4. 2004 setzten drei mit Brandsätzen, Macheten und Äxten Bewaffnete die burmesische Botschaft in der malaysischen Hauptstadt in Brand und zerstörten diese teilweise, nachdem sie vor dem Gebäude politische Forderungen skandiert hatten Ein Mitarbeiter der ständigen Vertretung wurde verletzt. Die Polizei konnte die Verdächtigen festnehmen. Dabei handelt es sich um drei Brüder aus Burma, die der muslimischen Minderheit der Rohingya angehören. Nach ersten Angaben suchten diese bereits einen Tag zuvor um die Ausstellung von Dokumenten nach, die ihnen den Status politisch Verfolgter durch die UNHCR in Aussicht gestellt hätten. Diese wurden ihnen durch die Botschaft verweigert. Der Streit hätte sich somit auch an der Frage entflammt, ob die Rohingya Staatsbürger Burmas seien. Die burmesische Regierung behandelt sie als Fremde und verweigert ihnen die Ausstellung von Personalausweisen, so der Nachrichtensender Democratic Voice of Burma.
Als Reaktion beschloss das Kriegsministerium in Burma, die Sicherheitsmaßnahmen insbesondere in den Teilen des Arakan-Staates zu verstärken, in den denen die Rohingya mehrheitlich beheimatet sind. Darunter fallen verstärkte Personen- und Objektkontrollen und -durchsuchungen, die Anweisung, Verdächtige sofort festzunehmen und zu verhören, sowie das Ausreiseverbot aus dem Arakan-Staat ohne Angabe triftiger Gründe.
Irrawaddy, 7. 4. 2004; DVB 8. 4. 2004; The Star 20. 4. 2004

LITERATURPREISTRÄGER FORDERN FREIHEIT FÜR SCHRIFTSTELLER

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Vierzehn Literaturnobelpreisträger haben sich dem Aufruf des ehemaligen tschechischen Präsidenten Vaclav Havel und Jiri Grusas, Dramatiker und Präsident der internationalen Schriftstellervereinigung P.E.N., angeschlossen und General Than Shwe zur Freilassung von Aung San Suu Kyi und weiteren inhaftierten Schriftstellern aufgefordert. Zu den inhaftierten Schriftstellern mit langjährigen Haftstrafen zählen der 74jährige Herausgeber Win Tin und der Lyriker und Journalist Aung Myint. Die Unterzeichner des Aufrufs sind J. M. Coetzee, Naguib Mahfouz, Seamus Heaney, Nadine Gordimer, Kenzaburo Oe, Wole Soyinka, Toni Morrison, Wislawa Szymborska, Czeslaw Milosz, V. S. Naipaul, Günter Grass, Claude Simon, Jose Saramago und Imre Kertesz.
PEN International 14.4.04

GESPRÄCHE ZWISCHEN REGIERUNG UND KARENNI AUSGEFALLEN

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Die Karenni National Peoples Party (KNPP), eine der verbliebenen bewaffneten Rebellengruppen, hat die für den 2. 4. 2004 angesetzten Waffenstillstandsverhandlungen mit der Militärregierung auf unbestimmte Zeit verschoben. Grund hierfür waren die weiterhin unterschiedlichen Standpunkte beider Seiten über den Status der KNPP. Diese sieht sich als legitime Vertreterin eines Karenni-Staates, während der SPDC sie lediglich als politische Partei anerkennt. Dies drückte sich auch im Beharren der Militärregierung darauf aus, die Gespräche nicht in Rangoon führen zu wollen, sondern nur im burmesisch-thailändischen Grenzgebiet oder in Loikaw. Laut Vizepräsident der Karenni, Mahn Aung Than Lay, drücke sich in dieser Haltung die „Inkonsistenz der Regierung in Rangoon und ihr Unverständnis für die Situation der Karenni aus“.
Democratic Voice of Burma, 3. 4. 2004

US-SANKTIONEN WERDEN AUFRECHT ERHALTEN

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US-Außenminister Colin Powell unterstützt und bekräftigt die Forderungen von Kongressabgeordneten, die Sanktionen seitens der USA gegenüber Burma aufrechtzuerhalten bzw. zu erneuern. Diese Position wurde nach einer Anhörung im Kongress trotz der jüngsten Ankündigungen der SPDC, die ersten Schritte im Rahmen ihrer im September letzten Jahres formulierten "Roadmap " umzusetzen, eingenommen. Der Senator Mitch McConnell stellte zudem die Forderung auf, Powell möge die EU und andere Länder dazu anhalten, vergleichbare Maßnahmen zu ergreifen, vorausgesetzt, ein unumkehrbarer Prozess hin zu Demokratie sei nicht erkennbar. Ein striktes Importverbot und die Aussetzung jeglicher Finanzhilfen durch die USA traten Ende August 2003 in Kraft.
ABC Radio Australia News, 9. 4. 2004

TOURISMUSUNTERNEHMEN PLANT ERNEUTES ENGAGEMENT IN BURMA

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Die Kuoni-Gruppe, Tourismusveranstalter mit Sitz in der Schweiz, beabsichtigt erneut Reisepakete für Burma in ihr Angebot aufzunehmen. Damit riskiert sie wegen der weiterhin problematischen Menschenrechtssituation international in die Kritik zu geraten. Die Streichung derartiger Angebote nach den gewaltsamen Zusammenstößen im Mai letzten Jahres brachte Kuoni viel Zuspruch ein. Nun zeigen sich Menschenrechtsorganisationen wie Burma Campaign UK und auch die britische Regierung enttäuscht von den neuerlichen Absichten. In diesem Zusammenhang verwiesen sie auch auf die enge Verbindung des burmesischen Tourismussektors mit dem Regime und Militärangehörigen.
The Independent, 14. 4. 2004

EX-PRÄSIDENT SEIN LWIN VERSTORBEN

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Der Ex-Präsident, Sein Lwin, auch berüchtigt als „Schlächter von Rangun” ist im Alter von 81 Jahren gestorben.
Der enge Anhänger des 2002 verstorbenen Ne Win hatte bis 1988 verschiedene Posten, u.a. als Innenminister, innerhalb der Führungsriege des Diktators inne. Nach Ne Wins Staatsstreich gegen die Zivilregierung 1962 wurde Sein Lwin schnell eine der einflussreichsten und gefürchtetsten Personen im Staat und leitete mehrere gewalttätige Operationen, darunter gegen die Studenten in Rangun 1962 und Demonstrationen 1972 und 1974. Als Ne Win 1988 von den demonstrierenden Massen gezwungen wurde, den Präsidentenstuhl zu räumen, nahm Sein Lwin seinen Platz ein und ging mit Gewalt gegen die Demonstrierenden vor. Doch bereits nach 18 Tagen gab er den Posten wieder auf. Schätzungen gehen davon aus, dass während seiner kurzen Amtszeit Hunderte Protestierende umgekommen sind.
Nach 1988 verlor er an politischem Einfluss und soll sich am Ende seines Lebens nur noch der Meditation hingegeben haben. Kein höherrangiges Mitglied der jetzigen Führungselite soll an Sein Lwins Beerdigung teilgenommen haben.
AP 10.4.04, AFP 11.4.04, Irrawaddy 12.4.04

VERANSTALTUNG: BURMA-FLÜCHTLINGE IN DEUTSCHLAND - ZURÜCK IN DIE HÄNDE DES MILITÄRS

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Burma (Myanmar) ist Ferntouristen als „Land der goldenen Pagoden“ bekannt. Doch der Staat in Südostasien hat auch ein anderes, düsteres Gesicht: Seit mehr als vier Jahrzehnten herrscht dort ein diktatorisches Militärregime. In kaum einem Land werden die Menschenrechte derart mit Füßen getreten.
In Deutschland haben viele burmesische Flüchtlinge trotzdem kaum Chancen auf Schutz. Derzeit sind viele sogar von der Abschiebung nach Burma bedroht und müssen dort Haft, Folter, Zwangsarbeit und Tod fürchten.
Zu Information und Diskussion laden ein: amnesty international, Bezirkskoordinationsgruppe Asyl Frankfurt, Burma-Initiative Asienhaus.
ReferentInnen: Martin Petrich, Berlin (Burma-Experte von amnesty international), Ulrike Bey, Essen (Burma-Initiative Asienhaus)
Mittwoch, 5. Mai 2004, 20.00 Uhr, Dritte-Welt-Haus Frankfurt, Falkstraße 74, Frankfurt-Bockenheim

 

Bereits erschienene Burma-Nachrichten sind in der Burmalibrary Online unter http://www.burmalibrary.org/show.php?cat=1587&lo=d&sl=0 nachzulesen.

 

Burma.Initiative Asienhaus
Bullmannaue 11
45327 Essen
Tel. +49 (0) 201 - 830 38 25
Fax +49 (0) 201 - 830 38 30
www.asienhaus.de/burma