BURMA NACHRICHTEN 14/2004 , 6. August 2004

Meldungen:
ZWANGSUMSIEDLUNGEN UND ZWANGSARBEIT
MEHR GELD ZUR HIV/AIDS-BEKÄMPFUNG
GESETZ ZUM VERBOT VON KINDERSLDATEN
WAFFENSTILLSTANDSGRUPPEN FORDERN MEHR MITSPRACHE
NEUE WAFFENSTILLSTANDSVERHANDLUNGEN DER KAREN
NLD-PETITION UND ERWEITERUNG DER FÜHRUNG
INDIEN UND BURMA ZUSAMMENARBEIT IM BAHNWESEN
REGISTRIERUNG VON ILLEGALEN MIGRANTEN IN THAILAND
DEMONSTRATIONEN 8888

 

ZWANGSUMSIEDLUNGEN UND ZWANGSARBEIT

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Die burmesische Armee hat einige hundert Dorfbewohner im Ye Township in der Tenasserim Division dazu aufgefordert, ihre Häuser bis zum Ende des Monsuns zu räumen. Dorfbewohner berichten, dass die Armee die Errichtung von einem Krankenhaus und einem Gebäude für Militärzwecke auf den geräumten Gebieten plant. Zusätzlich seien die Dorfbewohner von der Maternal and Child Welfare Association (MCWA) dazu aufgefordert worden, 1000 Kyat für die Konstruktion der neuen Gebäude beizusteuern, da die Regierung für das Projekt statt der benötigten 10 Millionen Kyat nur 2 Millionen bewilligt habe. Die MCWA ist eine durch die Regierung organisierte Nichtregierungsorganisation (GONGO), die eigentlich die Rechte von Frauen und Kindern sichern soll.
Auch im 1500 Einwohner umfassenden Dorf Du Yah im Mon-Staat wurden die Bewohner zum Verlassen ihrer Häuser binnen drei Monaten aufgefordert. 300 Menschen seien dem Aufruf bereits nachgekommen, jedoch wird beklagt, dass die Militärbehörden den Menschen nicht behilflich sind, eine neue Bleibe zu finden.
Nach dem Bericht “No Land to Farm” der Human Rights Foundation of Monland sind zwischen 1999 und 2002 mehr als 8000 Hektar Land im Mon-Staat von den Militärbehörden beschlagnahmt worden.
Bewohner der westlichen Grenzregion Burmas werden zu Zwangsarbeiten bei der Konstruktion von Brücken in Maungdawa im Arakan-Staat herangezogen. Seit Ende Juni diesen Jahres waren hiervon etwa 500 Rohingyas an diesen Arbeiten beteiligt. Nasaka (Sicherheitskräfte der Grenzregion) fordern die Fertigstellung der Brücken bis Ende August. Nach Regierungsangaben wurden die Löhne für die Arbeiter an zwei Personen gezahlt, welche diese aber nicht weitergeleitet hätten.
Irrawaddy 27.7., Independent Mon News Agency 27.7.04, Kaladan News 27.7.04

MEHR GELD ZUR HIV/AIDS-BEKÄMPFUNG

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Burma hat 35,6 Mio US-Dollar vom Global Fund für den Kampf gegen HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria bewilligt bekommen. Der Betrag, der 19,2 Mio. US-Dollar allein für den Kampf gegen HIV/AIDS beinhaltet, wird durch die Vertretungen der Vereinten Nationen in Burma zwischen September und Oktober an verschiedene Nichtregierungsorganisationen und internationale Organisationen ausgezahlt werden, darunter z.B. Population Services International sowie die staatlichen Myanmar Red Cross and Red Crescent Society und Myanmar Maternal and Child Welfare Association. Es werden zwar keine gravierenden strategischen Veränderungen im Kampf gegen die drei Krankheiten erwartet, aber eine deutliche Ausweitung der Ressourcen für die bereits implementierten Programme.
Burma schließt sich somit mehr als 100 Nationen an, die Teil eines globalen Experiments zur Eindämmung der drei tödlichen Krankheiten sind. Global Fund ist eine öffentlich-private Organisation, die ihre Aktionen durch Geberländer wie auch private Unternehmen finanziert. So konnten bereits 5,4 Milliarden US-Dollar an arme Länder bewilligt werden.
Trotz der wirtschaftlichen Sanktionen der
USA gegen Burma erwägt die Regierung unter US-Präsident George W. Bush eine Verdoppelung der AIDS-Hilfe an Burma auf 2 Millionen US-Dollar ab Oktober. Beamte der US-Regierung ließen verlauten, dass die Gelder durch Nichtregierungsorganisationen überreicht würden anstatt direkt durch die Militärregierung. Die USA befürchten, dass Burma sich am Rande einer verheerenden HIV/AIDS Epidemie befindet.
Far Xinhua News Service 25.7.,
Myanmar Times 1.8.04, Eastern Economic Review 5.8.04

GESETZ ZUM VERBOT VON KINDERSOLDATEN

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Burma hat Gesetze erlassen, welche die Rekrutierung von Kindersoldaten verbieten sollen. Genaue Inhalte der Gesetze sind aber noch nicht bekannt. Durch die Rekrutierung von Kindersoldaten ist Burma lange Zeit ins Visier von Menschenrechtsorganisationen geraten. So schätzte die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch den Anteil von Soldaten unter 18 in der burmesischen Armee auf über 20%. Bei einer geschätzten Armeegröße von über 350000 bis 400 000 Soldaten, so die New Yorker Organisation, sei der Anteil von Kindersoldaten der größte der Welt. Die Militärregierung wies ausdrücklich darauf hin, dass die Vorwürfe gegen Burma bezüglich der Rekrutierung von Kindersoldaten übertrieben gewesen seien.
Associated Press 4.8.04

WAFFENSTILLSTANDSGRUPPEN FORDERN MEHR SELBSTBESTIMMUNG

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Eine Koalition aus dreizehn Waffenstillstandsgruppen hat in der Verfassungsgebenden Nationalversammlung Vorschläge für mehr Selbstbestimmung eingereicht. Sie fordern u.a. mehr Kontrolle über die Gesetzgebungsprozesse für lokale Regierungen, so dass diese ihre eigenen Angelegenheiten besser kontrollieren können. Lokale Entscheidungsträger sollen auch mehr Mitspracherecht in wichtigen Sektoren wie Bildung, Finanzen, Tourismus, Grenzhandel, Landwirtschaft und dem Management der Rohstoffressourcen und des Meeres erhalten. Eine weitere Priorität soll der Sozialfürsorge und der Rehabilitation für die Opfer des langjährigen innerstaatlichen Konflikts gelten.
Ethnische Gruppen sollen zudem mehr Zugang erhalten zu Händlern in Nachbarländern und die Autorität, Grenzpässe auszustellen um grenzüberschreitende Geschäfte zu verstärken. Sie sollen auch eigene Entscheidungen treffen dürfen über Verteidigungs- und Sicherheitsfragen in den Regionalversammlungen, die bislang vollständig dem Staat unterliegen.
Die meisten Forderungen sollen bereits von den Behörden abgelehnt worden sein und es ist unwahrscheinlich, dass die anderen Vorschläge akzeptiert werden.
Der Nationalkonvent befindet sich derzeit in einer Pause.
BBC 29.7.04,
Irrawaddy 30.7.04

NEUE WAFFENSTILLSTANDSVERHANDLUNGEN DER KAREN

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Karen-Rebellen haben eine neue Runde von Gesprächen mit der Militärregierung für Ende August bezüglich eines Waffenstillstandes bekannt gegeben. Die Karen National Union (KNU) ist die letzte große Guerilla-Gruppe, die mit der burmesischen Regierung noch keinen Waffenstillstand unterzeichnet hat. Bei den Gesprächen Ende des letzten und Februar diesen Jahres gaben beide Seiten lediglich eine provisorische Waffenruhe bekannt, die nur bedingt eingehalten wurde. Wie die vorangegangenen Gespräche sollen diese auch diesmal wieder Streitfragen über die Abgrenzung von Territorien, Truppenpositionierungen und die Umsiedlung von den durch Kämpfe vertriebene 200.000 Karen behandeln.
Associated Press 31.7.04,
Irrawaddy 29.7.04

NLD-PETITION UND ERWEITERUNG DER FÜHRUNG

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Etwa 600 Mitglieder der Oppositionspartei National League for Democracy (NLD) haben eine Petition unterzeichnet, in der die Freilassung aller politischen Gefangenen einschließlich der Generalsekretärin der Partei, Aung San Suu Kyi, und des Vorsitzenden, Tin Oo, gefordert wird. Außerdem sollen landesweit alle NLD-Büros wieder geöffnet werden. Allerdings ist noch nicht entschieden, was mit der Petition geschehen soll.
Außerdem zieht die Partei die Ernennung neuer Mitglieder für das zentrale Exekutivkomitee in Erwägung. 80 Prozent dieses Führungsgremiums ist inhaftiert oder hat das Amt niedergelegt, so Parteisprecher U Lwin. In diesem Gremium werden die wichtigsten Parteibeschlüsse gefasst. Die NLD hält Versammlungen in ihren Büros in allen Teilen des Landes, um Vorschläge zu sammeln über die Aktivitäten und Pläne der Partei.
Irrawaddy 23., 30.7.04, Agence France Presse 30.7.04

INDIEN UND BURMA ZUSAMMENARBEIT IM BAHNWESEN

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Indien und Burma haben ein Abkommen zum Ausbau des Schienennetzes in Burma unterzeichnet. Indien wird eine Kreditlinie in Höhe von 56 358 Millionen US-Dollar zur Verfügung stellen. Der Kredit beläuft sich auf 10 Jahre mit einem Zinssatz von 0,5 Prozent. Darüber hinaus liefert Indien zehn Lokomotiven und 48 Passagierwagen.
Mizzima News 28.7.04

REGISTRIERUNG VON MIGRANTEN IN THAILAND

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Mehr als 800 000 burmesische Staatsbürger haben sich bei den thailändischen Behörden als ausländische Arbeiter registrieren lassen. Die Frist zur Registrierung war am 31. Juli abgelaufen. Wer als illegaler Arbeiter nun aus den Ländern Burma, Laos und Kambodscha entdeckt wird, wird ohne Verzögerung abgeschoben. Arbeitgebern und Menschenhändlern drohen hohe Gefängnisstrafen und Geldbußen. Insgesamt haben sich 1,2 Millionen illegaler Arbeiter bei den thailändischen Behörden gemeldet. Bei der Registrierung müssen die Migranten 3800 Baht (76 Euro) zahlen für eine medizinische Untersuchung, Krankenversicherung und eine Arbeitserlaubnis. Thailand glaubt, so den massenhaften Zustrom illegaler Arbeiter aus den drei Nachbarstaaten eindämmen zu können. Sie fliehen vor politischer Verfolgung bzw. auf der Suche nach besseren Einkommensmöglichkeiten. Schätzungen zufolge sollen mehr als eine Million Burmesen illegal in Thailand leben.
The Nation 25.7.04, 4.8.04

DEMONSTRATIONEN 8888

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Zur Erinnerung an die blutige Niederschlagung der Protestbewegung in Burma 1988 werden weltweit Demonstrationen abgehalten. Am 8. August 1988 hatten Studenten zu einem landesweiten Streik aufgerufen, die friedliche Demonstration wurde mit Gewalt beantwortet, bis zu 3000 Menschen sollen getötet worden sein. In Berlin organisiert das Burma Büro am Montag, dem 9. August, zwischen 13.00 und 15.00 Uhr vor der burmesischen Botschaft, Zimmerstraße 56, eine Demonstration. Weitere Informationen und Kontakt: Ko Sonny 0173 571 3930, Ko Aung Thu 0179 905 9995, Ko Nwe Aung  0177 296 8624.

 

 Bereits erschienene Burma-Nachrichten sind in der Burmalibrary Online unter http://www.burmalibrary.org/show.php?cat=1587&lo=d&sl=0 nachzulesen.

 

Burma.Initiative Asienhaus
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