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BURMA NACHRICHTEN 19/2004 , 22.November 2004

Meldungen:
PROMINENTER STUDENTENFÜHRER NACH 15 JAHREN FREI
AUSLÄNDISCHE LEHRER AUSGEWIESEN, PARLAMENTARIERN VISUM VERWEIGERT
INDONESISCHER STAATSBESUCH
WORLD BUDDHIST SUMMIT
WAFFENSTILLSTANDSGRUPPEN ZUR ZUSAMMENARBEIT AUFGEFORDERT
ILO ÜBERDENKT SANKTIONEN
UNABHÄNGIGKEITSHELD GESTORBEN
ERINNERUNG: VERANSATLTUNG BURMA.INITIATIVE AM 4.12.

PROMINENTER STUDENTENFÜHRER NACH 15 JAHREN FREI

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Mit der Freilassung von Min Ko Naing, eigentlich Paw Oo Tun, nach 15 Jahren Haft ist einer der prominentesten politischen Gefangenen Burmas entlassen worden. Die Chancen auf eine Freilassung des 42jährigen Studentenführers waren bisher immer als minimal eingeschätzt worden. Min Ko Naing war 1989 wegen seiner Aktivitäten als einer der führenden Aktivisten in der Demokratiebewegung 1988 festgenommen und zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Später wurde die Strafe auf zehn Jahre reduziert. Nach Absitzen der Gefängnisstrafe 1999 – die meiste Zeit in Einzelhaft – wurde der Vorsitzende der verbotenen All Burma Federation of Students’s Union jedoch weiterhin gefangen gehalten.
Die Militärregierung in Rangun hatte Ende vergangener Woche angekündigt, fast 4000 Gefangene zu entlassen, die „fälschlicherweise durch den Geheimdienst“, das National Intelligence Bureau (NIB), inhaftiert worden waren. Das NIB unter der Leitung von Ex-Premier Khin Nyunt war am 22. Oktober aufgelöst worden, wenige Tage nachdem Khin Nyunt unter Korruptionsverdacht entlassen und inhaftiert worden war.
Bisher sollen 600 Gefangene durch die Amnestie entlassen worden sein, darunter zwei Dutzend politische Gefangene und NLD-Angehörige. Laut US Campaign for Burma gehören zu den restlichen Entlassenen ehemaliges Militärpersonal und Geschäftsleute, die u.a. im Zusammenhang mit dem vermeintlichen Putschversuch der Angehörigen General Ne Wins 2002 gestanden haben sollen.
Ein weiterer prominenter Gefangener, der Journalist Win Tin, seit 15 Jahren hinter Gittern, ist noch nicht entlassen. Meldungen über die Freilassung des 74jährigen führenden NLD-Politikers und Vertrauten von Aung San Suu Kyi wurden nicht bestätigt. Die NLD-Generalsekretärin Aung San Suu Kyi und Parteivize Tin Oo stehen weiterhin unter Hausarrest.
Die Freilassungen kommen kurz vor dem Gipfeltreffen der ASEAN Ende November in Laos. ASEAN-Generalsekretär Ong Keng hatte einen Tag vor der Verkündung der Amnestie gewarnt, Burma würde sich bei dem Treffen den Fragen der Partnerländer über die jüngsten politischen Ereignisse und den Demokratisierungsprozess stellen müssen.
Menschenrechtsorganisationen wie amnesty international sowie der UN-Sondergesandte für Menschenrechte, Paulo Sergio Pinheiro, und UNO-Generalsekretär Kofi Annan begrüßten die Entlassungen.
AFP 19.11.04, Irrawaddy 20.11.04, amnesty international 19.11.04, US Campaign for Burma 19.11.04

AUSLÄNDISCHE LEHRER AUSGEWIESEN, PARLAMENTARIERN VISUM VERWEIGERT

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Nach Angaben des Radiosenders Democratic Voice of Burma wurden sieben ausländische Englischlehrer aus Burma ausgewiesen. Den Lehrerinnen und Lehrern aus Großbritannien, Deutschland, Japan, Finnland und den USA, die als Freiwillige an einer Klosterschule für Waisen in Mandalay unterrichtet hatten, wurde das Visum entzogen und sie wurden nach Bangkok ausgeflogen.
Der deutschen ASEAN-Parlamentarier-Delegation, die im November u.a. nach Burma reisen wollte, ist ein Visum verwehrt worden. Als Grund wurde die Vorbereitung auf das ASEAN-Gipfeltreffen in Laos genannt. Der Vorsitzende der ASEAN-Parlamentarier-Gruppe, Hedrich (CDU), bezweifelte diese Begründung und kritisierte die kurzfristige Absage.
Democratic Voice of Burma 16.11.04, AFP 12.11.04

INDONESISCHER STAATSBESUCH

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Überraschend ist Anfang November der indonesische Außenminister Hassan Wirajuda nach Rangun gereist. Der Besuch sollte der „Vermittlung der Sichtweise und dem Ausdruck der Sorge Indonesiens bezüglich der jüngsten Entwicklungen in Burma“ dienen. Die burmesische Regierung kommentierte den Besuch nicht, jedoch wurde bekannt, dass Wirajuda mit seinem burmesischen Amtskollegen Nyan Win und dem neuen Premierminister Soe Win zusammengetroffen sei.
Reuters News 12.11.04

WORLD BUDDHIST SUMMIT

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Wegen der Absetzung des burmesischen Premierministers Khin Nyunt im letzten Monat hat die japanische Nenbutsushu Buddhist Vereinigung ihre Unterstützung für den Welt-Buddhismus-Gipfel in Rangun vom 9. bis 13. Dezember zurück gezogen. Bisher hatte die Gemeinschaft als Hauptsponsor den Gipfel alle zwei Jahre in einem buddhistischen Land abgehalten. Die burmesische Regierung ließ verlauten, an der Durchführung des Gipfels festzuhalten. Da nach dem Rückzug der Japaner jedoch nur noch zehn der ursprünglich 40 eingeladenen Länder ihre Teilnahme bestätigen wollten, wird der Gipfel nun um zwei Tage verkürzt und findet vom 9. bis 11. Dezember statt. Aufgrund des Festhaltens an dem Ereignis appellierte die Nenbutsushu-Gemeinschaft an die Regierung in Rangun, das Ereignis nicht mehr „World Buddhist Summit“ zu nennen. Ursprünglich wurden zum Gipfel 2500 Menschen erwartet.
Des weiteren hat die Assistance Association for Political Prisoners (AAPP) zu einem Boykott des Gipfels aufgerufen. Die Organisation hat einen Bericht verfasst, welcher neue Meldungen über brutale Verhöre von buddhistischen Mönchen in Burma in den letzten 16 Jahren beinhaltet. Seit 2003 seien mindestens 100 Mönche festgenommen worden, da sie sich für die pro-demokratische Oppositionspartei der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) engagiert hatten.
Agence France Presse 12.,14.11.04, Kyodo News 9. 11.04

WAFFENSTILLSTANDSGRUPPEN ZUR ZUSAMMENARBEIT AUFGEFORDERT

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Der 1. Sekretär des State Peace and Development Council (SPDC), Oberstleutnant Thein Sein, hat versichert, dass die neue Regierung keinen Richtungswechsel in Bezug auf die 17 Waffenstillstandsgruppen vollziehen werde. Burmas Regierung werde weiterhin mit dem Ziel der Festigung des nationalen Zusammenhalts mit den Gruppen zusammenarbeiten und den Grenzregionen Unterstützung zu ihrer Entwicklung zukommen lassen. Thein Sein, der auch der Vorsitzende der Nationalversammlung ist, ließ des weiteren verlauten, dass die Versammlung den Prozess der Sieben-Stufen-Roadmap unverzüglich fortführen werde und rief die Waffenstillstandsgruppen zur Unterstützung auf. Der Prozess war im Juli auf unbestimmte Zeit unterbrochen worden.
Die Democratic Karen Buddhist Army (DKBA) gab unterdessen bekannt, gegen den SPDC kämpfen zu wollen. Diese Aussage folgte Gerüchten, denen zufolge der SPDC versucht habe, der DKBA die Waffen abzunehmen. Die DKBA hatte zuvor zusammen mit Truppen der burmesischen Armee gegen die Karen National Union gekämpft.
Xinhua News Agency 7.11.04, Kao Wao News 14.11.04

ILO ÜBERDENKT SANKTIONEN

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Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat Burmas Regierung gewarnt, dass sie bereit sei ihre Sanktionen gegen das Regime wiederzubeleben. Die ILO wird eine Delegation nach Burma entsenden, um den Kooperationswillen der Regierung mit der internationalen Gemeinschaft zur Abschaffung der Zwangsarbeit zu überprüfen. Die Mission werde im März 2005 vor der ILO berichten und diese dann mit angemessenen Maßnahmen reagieren. Der ILO-Beauftragte in Rangun, Richard Horsey, erklärte, die ILO werde dann entweder Maßnahmen wie im Jahr 2000 ergreifen oder den Aktionsplan gegen Zwangsarbeit fortsetzen. Erstmals in der Geschichte der ILO trat im Oktober 2000 Artikel 33 in Kraft, in dem alle Mitglieder aufgerufen wurden, ihre Beziehungen mit Burma zu überprüfen. Offiziell ist dieser indirekte Aufruf zu Sanktionen noch in Kraft, doch müsse, so Horsey, ein Signal gesendet werden, dass der bisherige Dialog- und Kooperationsprozess noch nicht den gewünschten Erfolg gezeigt habe.
Agence France Presse 19.11.04

UNABHÄNGIGKEITSHELD GESTORBEN

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Einer der letzten Mitglieder der „30 Comrades“, Bohmu Aung, ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Die „30 Comrades“ erhielten in den 1940er Jahren in Japan eine Militärausbildung zum Kampf gegen die britische Kolonialmacht in Burma. Bei ihrer Rückkehr gründeten sie die Burma Independence Army (BIA) und erkämpften, zunächst an der Seite der Japaner und später gegen sie, die Unabhängigkeit. Die Gruppe wurde geführt von General Aung San, Vater der Generalsekretärin der oppositionellen Nationalen Liga für Demokratie (NLD), Aung San Suu Kyi. Bohmu Aung hatte sich vielfach für Demokratie eingesetzt und war im Jahre 1989 aufgrund seiner politischen Aktivitäten zu zwei Jahren Hausarrest verurteilt worden.
Von den „30 Comrades“ leben heute nur noch Bo Kyaw Zaw (vermutlich in Peking) und Bo Ye Htut in Rangun. Auch der frühere Diktator, General Ne Win, gehörte der Gruppe an.
Die Militärregierung hat der Familie des ehemaligen Unabhängigkeitskämpfers kondoliert, was Beobachter als Zeichen für einen Richtungswechsel der Politik bezüglich der unter Hausarrest stehenden Aung San Suu Kyi deuten. Niemals zuvor hatte die Militärführung Kondolenzen an die Familien der ehemaligen Mitstreiter ihres Vaters gesandt.
Associated Press 10.11.04, Reuters 13.11.04

ERINNERUNG: VERANSTALTUNG DER BURMA.INITIATIVE AM 4.12.

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Wir möchten Sie an unsere Veranstaltung am 4.12. in Bonn, 11-17.00 Uhr erinnern, die bereits im letzten Newsletter angekündigt war. Das aktualisierte Programm und ein Anmeldeformular finden Sie unter www.asienhaus.de/angebote/burmaworkshop041204.pdf.

 

 

Bereits erschienene Burma-Nachrichten sind in der Burmalibrary Online unter http://www.burmalibrary.org/show.php?cat=1587&lo=d&sl=0 nachzulesen.

 

Burma.Initiative Asienhaus
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