BURMA NACHRICHTEN 1/2005 , 13. Januar 2005

Meldungen:
TSUNAMI IN BURMA
BURMESEN IN THAILAND DOPPELT BETROFFEN
UNABHÄNGIGKEITSTAG
BEWAFFNETE KÄMPFE IN GRENZGEBIETEN
EU ERHÖHT HILFSZAHLUNGEN
EUROPÄISCHE KOMMISSION UNTER ERKLÄRUNGSDRUCK
INDIEN WILL PIPELINE BAUEN

TSUNAMI IN BURMA

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Burma ist von der Flutkatastrophe verhältnismäßig verschont geblieben. Mehrere Hilfsorganisationen, darunter die International Federation of the Red Cross und Ärzte ohne Grenzen, bestätigten die Angaben der Militärregierung, nach denen unter 100 Menschen durch die Flutwelle ums Leben gekommen seien, 5000 hätten ihre Häuser verloren und wären direkt, langfristig insgesamt 10-15000 Menschen betroffen.
Am schwersten hat die Flut das Irrawaddy-Delta getroffen.
Der Militärregierung war vorgeworfen worden, bewusst Informationen zurückzuhalten und Helfer an der Besichtigung der Katastrophengebiete zu hindern. Die Unglücksregion wurde abgeriegelt. So hält sich nach wie vor die Annahme, dass weit mehr Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Nach Angaben des Arakan National Council sollen allein im Arakan (Rakhine-Staat) 96 Menschen tot sein, 30 werden noch vermisst.
Internationale Hilfe hat die burmesische Regierung abgelehnt. Premierminister Generalleutnant Soe Win sagte, dass das Land in der Lage, selbst mit den Folgen der Katastrophe umzugehen und dass die internationalen Hilfsleistungen lieber den schwerer betroffenen Anrainerstaaten des indischen Ozeans zukommen sollen. Hilfe aus China und Japan wurde angenommen.
DVB 6.1.05, Irrawaddy 6.1.05, Narinjara 9.1.05, Tsunami Assistance Coordination Group Press Release 7.1.05, Spiegel Online 4.1.05

BURMESEN IN THAILAND DOPPELT BETROFFEN

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Im Gegensatz zu ihrer Heimat sind burmesische Migrantinnen und Migranten in Thailand besonders schwer von der Flut und ihren Folgen betroffen. Rund 60 000 Burmesinnen und Burmesen sind als Arbeiter in Thailand registriert. Darüber hinaus leben viele unregistriert in den Touristenhochburgen der Region und arbeiten in Restaurants und Hotels.
Doch Nothilfe oder Unterstützung wie der betroffenen thailändischen Bevölkerung, die ohnehin schon schlechter versorgt wird als die ausländischen Touristen, kommt ihnen nicht zu.
Statt zu helfen haben die thailändischen Behörden die Maßnahmen gegen Burmesen verschärft. Täglich werden Dutzende inhaftiert, des Diebstahls und der Plünderei bezichtigt und die Situation bietet die Gelegenheit sie nach Burma abzuschieben. Bisher wurden 1500 Menschen nach Burma abgeschoben, weitere 500 wurden aufgegriffen, um demnächst deportiert zu werden.
Viele Wanderarbeiter sind in die Berge geflohen oder verstecken sich, denn mit dem verlorenen Hab und Gut sind auch die Papiere weg. So können auch die Toten nicht identifiziert werden, da die Angehörigen aus Angst aufgegriffen zu werden, ihren Wohnort nicht verlassen. Darüber hinaus fehlen Identifikationsmöglichkeiten wie DNA-Analysen oder Zahnabdruck. Entsprechend können auch keine Angaben über die Zahl der burmesischen Opfer gemacht werden. Die Organisation Human Rights Education Institute of Burma HREIB (www.hreib.org) schätzt, dass 700 bis 1000 Burmesen vom Tsunami in Thailand getötet wurden. Noch immer werden viele vermisst. HREIB kümmert sich insbesondere um die Burmesen in Thailand.
Das Burma Büro Köln veranstaltet am 30. Januar ein Benefiz-Essen im Restaurant Mandalay in Köln (Informationen und Anmeldung burmabuero@netcologne.de; NweAung@aol.com, Tel. 0221 510 1296). Auch Helfen ohne Grenzen (www.helfenohnegrenzen.org) sammelt Spenden für die burmesischen Opfer in Thailand.
Hilfsaufforderungen an die thailändische Regierung können über die Botschaft des Königreichs Thailand, Fax: 030-79 48 15 11, Email: thaiber@mfa.go.th eingereicht werden.
Bangkok Post 9.1.05, Bangkok Post 11.1.05, BBC Monitor 9.1.05, Irrawaddy 11.1.05

UNABHÄNGIGKEITSTAG

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Die oppositionelle Nationale Liga für Demokratie (NLD) rief anlässlich des Jahrestages der Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft am 4. Januar die Militärführung auf, alle politischen Gefangen zu befreien. In ihrer Erklärung rief die NLD auch dazu auf, alle Gesetze abzuschaffen, die eine Inhaftierung politischer Aktivisten ohne Rechtfertigung erlaubten. Die NLD beging das Ereignis mit einer Zeremonie in seinem Hauptbüro, an der 600 Menschen teilnahmen, darunter ausländische Diplomaten, politische Veteranen, Führer ethnischer Nationalitäten, NLD-Mitglieder und jüngst entlassene politische Gefangene.
Die Junta rief am Unabhängigkeitstag die Bevölkerung zu Loyalität auf.
Tags zuvor hatte sie erneut 5588 Gefangene entlassen, darunter 26 politische Gefangene, neun davon NLD-Mitglieder. Unter den Entlassenen ist auch der Journalist Zaw Thet Htway, Herausgeber der Sportjournals „First Eleven“.
Associated Press 4.1.05, DVB 3., 4.1.05

BEWAFFNETE KÄMPFE IN GRENZGEBIETEN

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Die Karen National Union hat von Angriffen durch die burmesische Armee berichtet in ihren Gebieten entlang der thailändisch-burmesischen Grenze. Damit ist die Waffenruhe seit 13 Monaten beendet. Die KNU, die seit 1949 für Autonomie der Karen kämpft, hatte im Dezember 2003 einer Waffenruhe für die Dauer von Friedensverhandlungen mit dem SPDC zugestimmt, ein Waffenstillstandsabkommen war nicht getroffen worden. Auf Karen-Seite ist die Enttäuschung groß über den Bruch der Waffenruhe und es wird bedauert, dass Premierminister Khin Nyunt entlassen wurde, der die Verhandlungen für die burmesische Seite geleitet hatte.
Thaibehörden in der Provinz Mae Hong Son haben ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft, nachdem eine Militärbasis der Karenni National Progressive Party, KNPP, an der Grenze zu Thailand von der burmesischen Armee angegriffen und belagert wurde. Flüchtlingslager in der Grenzregion gelten als gefährdet. Dort leben zur Zeit etwa 20 000 Karenni-Flüchtlinge.
Im nördlichen Shan-Staat soll es zu Auseinandersetzungen zwischen Einheiten der United Wa State Army (UWSA) und burmesischen Militärtruppen gekommen sein. Die Situation soll sich verschärft haben, da Burmas Militär unabgesprochen Truppen im Norden stationiert habe.
Reuters 11.1.05, Irrawaddy 11.1.05, BBC Monitoring 22.12.04, S.H.A.N. 23.12.04

EU ERHÖHT HILFSZAHLUNGEN

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Die Europäische Union hat 9,5 Millionen Euro zugesagt für fünf Projekte, um besonders bedürftige Bevölkerungsgruppen in Burma sowie in den Grenzgebieten in Thailand zu unterstützen. Die Projekte werden von internationalen Organisationen und NGOs ausgeführt. Die EU ist der größte Geber für humanitäre Hilfe, die im Rahmen des Gemeinsamen Standpunkts der EU erlaubt ist. Die EU-Hilfe ist vor allem für die Grundversorgung in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Wasserversorgung, sowie für Hilfe für Minenopfer und für den Schutz von Kindern vorgesehen. Die Gelder werden über das ECHO-Büro (European Commission Humanitarian Office) verteilt. Empfänger sind die International Organisation for Migration (IOM) zur Unterstützung von Shan-Flüchtlingen in Thailand, der UNHCR in Thailand, die NGO Burmese Border Consortium. In Burma werden der UNHCR und das World Food Programme im Rakhine-Staat Finanzen erhalten.
Financial Times 7.1.05

EUROPÄISCHE KOMMISSION UNTER ERKLÄRUNGSDRUCK

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Die Europäische Kommission ist unter Erklärungsdruck geraten in der Frage, ob die Lücken in den EU-Sanktionen von Oktober gelassen worden seien, um dem französischen Energiegiganten Total weiterhin die Zusammenarbeit mit Burmas Öl- und Gasmonopol zu ermöglichen. Glenys Kinnock von der Sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament wartet noch auf eine Antwort ihrer parlamentarischen Anfrage an die Kommission. Die politischen und wirtschaftlichen Sanktion wurden im Oktober verstärkt, doch viele der Maßnahmen werden für europäische Firmen mit Investitionen in Burma keinerlei Effekt haben. Die lukrativsten staatseigenen Monopole wurden von der Liste der Unternehmen ausgenommen, auf die die Sanktionen abzielten. Unter diesen sind die Myanmar Oil and Gas Enterprise (MOGE) sowie Myanmar Timber (MTE) und Myanmar Post and Telecommunications (MPT). Total beutet seit 1992 in Kooperation mit MOGE das Yadana Gasfeld aus, Deutsche Post Tochter DHL hat ein Joint Venture mit MPT seit 1997.
European Voice 16.12. 04

INDIEN WILL PIPELINE BAUEN

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Indien will eine Erdgas-Pipeline, die von Burma über Bangladesch nach Indien verlaufen soll, errichten. Damit will der Staat seinen wachsenden Bedarf nach dem Rohstoff decken. Zu Verhandlungen mit seinen Amtskollegen aus Bangladesh und Burma ist der indische Minister für Öl Aiyar nach Rangun gereist. Das Projekt wird mehrere Milliarden US-Dollar kosten und soll gleichzeitig die diplomatischen Beziehungen Indiens zu Burma festigen. Das Gas kommt aus Feldern in Burma. Die staatliche indische Oil & Natural Gas und GAIL India besitzen zusammen 30 Prozent Anteile an mehreren Erdgasförderprojekten in Burma.
International Herald Tribune 11.1.05, Financila Times 11.1.05

 

Bereits erschienene Burma-Nachrichten sind in der Burmalibrary Online unter http://www.burmalibrary.org/show.php?cat=1587&lo=d&sl=0 nachzulesen.

 

Burma.Initiative Asienhaus
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