BURMA NACHRICHTEN 3/2005, 9.Februar

Meldungen:
PUTSCHGERÜCHTE
NLD SOLL NICHT AM NATIONALKONVENT TEILNEHMEN
DORFBEAMTE WEGEN DES EINSATZES VON ZWANGSARBEIT VERURTEILT
KRAWALLE IM ARAKAN-STAAT
PARALAMENTARIERINITIATIVE PLANT REISE NACH BURMA
BAU DES BURMA-HIGHWAYS BEGINNT
TONY BLAIR RUFT ZUM TOURISMUSBOYKOTT AUF

PUTSCHGERÜCHTE

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In den vergangenen Wochen verbreiteten sich Gerüchte über einen möglichen Putsch in Burma. Hintergrund war der mysteriöse Tod des persönlichen Sekretärs von General Maung Aye, zweitmächtigster Mann in Burma. Die führenden Generäle, Staatsoberhaupt General Than Shwe, General Maung Aye und Premierminister Soe Win sollen sich wochenlang nicht in der Öffentlichkeit gezeigt haben. Maung Aye soll außerdem verboten worden sein, Rangun zu verlassen, es gibt Spekulationen darüber, dass er unter Hausarrest stehe. Außerdem wurde über eine mögliche Absetzung von Premierminister Soe Win spekuliert. Thailands Premier Thaksin Shinawatra bestätigte, dass es Spannungen in Burma gebe, machte aber keine näheren Aussagen. Burmas Regierung reagierte auf die Gerüchte, indem sie in den Medien Bilder veröffentlichte, auf denen alle drei führenden Generäle, Than Shwe, Maung Aye und Soe Win gemeinsam auftraten.
Keine der Spekulationen über mögliche Machtkämpfe wurden bisher bestätigt, sie kommen aber auch nicht überraschend.
Irrawaddy 2.2.05, Agence France Presse 29.1.05, Bangkok Post 29.1.05

NLD SOLL NICHT AM NATIONALKONVENT TEILNEHMEN

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Am 17. Februar soll die Verfassungsgebende Nationalversammlung wieder zusammen treten. Daran sollen nach offiziellen Aussagen alle Delegierten, die bei den Sitzungen im Vorjahr anwesend waren, teilnehmen. Drei politische Parteien sind ausgeschlossen: die National League for Democracy (NLD), Shan Nationalities League for Democracy und die Shan State Kokang Democratic Party. Diese drei Parteien hatten den Nationalkonvent im Jahr 2004 boykottiert. Laut NLD-Sprecher U Lwin habe seine Partei zwei Briefe an die Militärführung gesandt mit einer Willensbekundung zum Dialog und zur Versöhnung, beide blieben unbeantwortet. Auf Anfrage des Radiosenders Democratic Voice of Burma gaben die beiden Waffenstillstandsgruppen Shan State Army und New Mon State Party bekannt, der Versammlung fern bleiben zu wollen.
Xinhua News Agency 1.2.05, Irrawaddy 2.2.05, DVB 5.2.05

DORFBEAMTE WEGEN DES EINSATZES VON ZWANGSARBEIT VERURTEILT

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Vier lokale Beamte sind in Burma zu Gefängnisstrafen von acht bis 16 Monaten dafür verurteilt worden, dass sie Zwangsarbeit bei öffentlichen Entwicklungsprojekten eingesetzt haben. Bewohner des Ortes Kawmhu südlich von Rangun sagten aus, dass sie unter Androhung von Strafe gezwungen wurden Straßenarbeiten auszuführen.
Die Verurteilung wird von den Vereinten Nationen (UN) und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) als bedeutsame Entwicklung gewertet. Es sei das erste Mal, dass Personen in Burma aufgrund des Einsatzes von Zwangsarbeit verurteilt worden seien, so der ILO-Beauftragte in Rangun, Richard Horsey. Dies nähre die Hoffnung, dass sich ein Ende der Zwangsarbeit endlich durchsetzen werde. Gesetzlich ist der Einsatz von Zwangsarbeit in Burma bereits verboten worden.
Burma wurde wiederholt von Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und der ILO wegen der weitverbreiteten Praxis der Zwangsarbeit insbesondere für öffentliche Bauprojekte angeklagt, im Jahr 2000 hatte die ILO sogar ihre Mitglieder aufgerufen, ihre Beziehungen zu dem Regime zu überdenken. Im November vergangenen Jahres drohte die Organisation mit einem neuerlichen Sanktionsaufruf. Seit 2002 hat die ILO ein Verbindungsbüro in Rangun.
Kyodo News 3.2.05, Associated Press via Irrawaddy 4.2.05

KRAWALLE IM ARAKAN-STAAT

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Ein religiös motivierter Aufstand ist am 20. Januar in der Stadt Kyauk Pru im Arakan-Staat ausgebrochen. Mindestens drei Menschen starben, alle von ihnen Muslime. Nach Augenzeugenberichten sollen die Krawalle begonnen haben, nachdem ein junger Muslim mehrere buddhistische Mönche nahe einem buddhistischen Kloster beleidigt hatte. Nach dem Vorfall hatten die örtlichen Behörden aus Angst, dass Informationen über den Vorfall aus dem Ort gelangen könnten, die Telefonleitungen gekappt. Die Behörden in Rangoon haben Polizisten nach Kyauk Pru gesandt, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Muslimen wurden jegliche Reisen untersagt.
Weiteren Berichten zufolge sollen sich die Krawalle auch auf andere Orte ausgeweitet haben, u.a. Rambree. Kyauk Pru und Rambree liegen beide auf der Rambree-Insel, eine der größten Inseln Burmas. Im Arakan-Staat kam es in jüngster Zeit immer wieder zu Krawallen zwischen Muslimen und Buddhisten. Ein Krawall in Sittwe (Akyab) im Jahre 2001 hatte 30 Menschen das Leben gekostet.
Narinjara News 25.,27.1.05

PARLAMENTARIERINITIATIVE PLANT REISE NACH BURMA

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Gesetzgeber aus sieben Ländern der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) des Interparlamentarischen Ausschusses der ASEAN (IPC) werden eine Untersuchungskommission nach Burma schicken, um dort mit Regierungsbeamten und möglicherweise auch mit der Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi zusammen zu treffen. Die Delegation will mit der Reise ihrem Wunsch nach einer Demokratisierung des Landes, nach der Entlassung Aung San Suu Kyis aus dem Hausarrest und nach einer Wiederbelebung eines Dialog zwischen der regierenden Militärjunta, der oppositionellen National League for Democracy sowie der ethnischen Minderheitengruppen Ausdruck verleihen.
Die Initiative findet auf dem Hintergrund des für 2006 anstehenden ASEAN-Vorsitzes durch Burma statt. Der Interparlamentarische Ausschuss ist eine lose Gruppierung von Parlamentariern aus Malaysia, Indonesien, Kambodscha, den Philippinen, Singapur, Thailand sowie Burma (im Exil).
Irrawaddy 3.2.05, The Jakarta Post 3.2.05

BAU DES BURMA-HIGHWAYS BEGINNT

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Der Bau des Abschnittes des Asia-Highway, der Burma und Thailand verbindet, wird nach Aussagen eines Vertreters des Bauministeriums in Burma Anfang März beginnen. Dieser erste 18 km lange Abschnitt soll Myawaddy und Kawkareik verbinden und ist Teil der insgesamt 1300 km langen Straße zwischen Thailands Grenzstadt Mae Sot und Moreh in Indien. Ein mehr als 3000 km langes Straßennetz soll schließlich durch Burma führen, das gesamte Megaprojekt sieht eine 140.000 km lange Straße aus dem fernen Osten bis zum Ural vor. Das nun in Angriff genommene Bauvorhaben wird 30 Millionen US-Dollar kosten und wird durch einen Zuschuss der thailändischen Regierung finanziert. Thailands Sor Chiangrai Construction Company führt den Bau durch. Burma wird Maschinen und Baumaterial zur Verfügung stellen und soll für die Sicherheit der thailändischen Arbeiter sorgen. Der Highway ist Teil des East-West Economic Corridor (EWEC), ein von der Asiatischen Entwicklungsbank gefördertes Infrastrukturprojekt für die Region.
Irrawaddy 3.2.05

TONY BLAIR RUFT ZUM TOURISMUSBOYKOTT AUF

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Zahlreiche Politiker und Prominente in Großbritannien, u.a. der britische Premierminister Tony Blair, unterstützen einen Boykott von Urlaubsreisen nach Burma aufgrund der dortigen Menschenrechtsverletzungen. Die Kampagne unter dem Namen ‘I'm not going’ (www.imnotgoing.com) wird von der Burma Campaign UK organisiert. Weitere Unterstützerinnen und Unterzeichner des Aufrufs sind die britischen Schauspieler Sir Ian McKellen and Christopher Lee sowie Modedesignerin Vivienne Westwood.
Burmas Militärregierung strebt für das Jahr 2005 Touristenzahlen in Höhe von 750.000 an. Dafür will die Regierung noch mehr Beach-Ressort-Hotels bauen. Hauptziel sind allerdings die Nachbarländer.
Agence France Presse 1.2.05, Telegraph.co.uk 1.2.05, Irrawaddy 1.2.05, Xinhua 7.2.05

Bereits erschienene Burma-Nachrichten sind in der Burmalibrary Online unter http://www.burmalibrary.org/show.php?cat=1587&lo=d&sl=0 nachzulesen.

 

Burma.Initiative Asienhaus
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