Menschen(ge)recht, Sozial(ge)recht, Umwelt(ge)recht"
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China-Informationen 8/2007, 5.10.2007
www.asienhaus.de/china-informationen

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In Kürze:
1) Ausschreibung "Anke-Reese-Stipendium"

2) Berichterstattung in China über Ereignisse in Burma
3) EED zur Fortführung der Entwicklungshilfe an China

4.) Produktqualität in China - Mattel oder wer spielt mit wem?
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ad 1) Ausschreibung "Anke-Reese-Stipendium"
Kontakt: klaus.fritsche@asienhaus.de, mehr Informationen und Antrag

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Im Herbst 2003 wurde im Rahmen der Asienstiftung das Anke-Reese-Stipendium ins Leben gerufen. Das Stipendium will Begegnung und Austausch zwischen Deutschland und Asien fördern und das Bewusstsein für weltweite Gerechtigkeit und die ‚Eine Welt’ zu schärfen. Es will gesellschaftliche Initiativen fördern, die sich zum Ziel gesetzt haben, Völkerverständigung, Basisdemokratie und soziale Gerechtigkeit in Asien und Deutschland voranzubringen.

 

Das Stipendium wurde bisher vier mal vergeben. Es richtet sich an junge Menschen, die im Jahr 2008 ein Praktikum in einer asiatischen Nichtregierungsorganisation absolvieren wollen. Es ist mit einem Betrag von 750 Euro dotiert.

 

Die Antragsfrist läuft vom 1. Dezember bis zum 31. Januar. Die Entscheidung fällt bis Ende März..

 

Sie können dieses Projekt durch Ihre Zustiftung unterstützen, damit das Stipendium in Zukunft weiter ausgebaut werden kann. Sie können hier über eine sichere Internetverbindung spenden.

 

ad 2) Berichterstattung in China über die Ereignisse in Burma 

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Wie reagiert die chinesische Presse auf die Entwicklungen in China? Dieser Frage geht ein Artikel von Dinah Gardner in AsiaTimesOnline nach: Klicken Sie hier!

Die brachiale Niederschlagung der friedlichen Demonstranten in Burma sowie die immer noch stattfindenden Verhaftungswellen haben die Diskussion über das außenpolitische Verhalten Chinas gegenüber seinen südostasiatischen Nachbarn verstärkt. Forderungen, dass China seinen Einfluss auf die Militärjunta geltend machen soll, werden immer lauter.

Zu weiteren Informationen über die soziale Situation in Burma empfehlen wir:

ad 3) Diskussion: Evangelischer Entwicklungsdienst über die Fortführung der Entwicklungshilfe an China

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Der Vorstandsvorsitzende des EED, Dr. Konrad von Bonin, äußert sich besorgt über die neu aufgeflammte Debatte, ob China weiterhin Entwicklungshilfe von der Bundesregierung erhalten solle. „In einem Land, in dem mehr als 300 Millionen Menschen in absoluter Armut leben, ist Armutsbekämpfung nicht nur ein karitatives Gebot – sie ist politisch notwendig“, sagte von Bonin am Mittwoch in Bonn.

Zur Erklärung des EED geht es hier!
Zur Diskussion dieser Frage sehen Sie auch die China-Informationen 5/2007.

ad 4) Produktqualität in China - Mattel oder wer spielt mit wem?
von Doris Fischer, Artikel als pdf-Datei

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Die spektakulären Rückrufaktionen von Spielzeugen der Firma Mattel, die in China produziert werden, hat eine breite Mediendebatte über die Produktionsbedingungen in China hervorgerufen. Die Tendenz war eindeutig: ablenken von der Verantwortung der Unternehmen, die produzieren lassen, auf die der Produzenten in China. Analyse von Doris Fischer, Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik, wirft ein Blick auf diese Debatte. Seitdem dieser Artikel verfasst wurde, sah sich die Firma Mattel gezwungen, ihre Verantwortung einzugestehen. In China erklärte Thomas Debrowski, oberster Chef für Produktsicherheit bei Mattel: 89 Prozent der Mängel seien auf Designfehler von Mattel zurückzuführen, nur 11 Prozent wegen bleihaltiger Farbe. Es seien zudem womöglich zuviele Spielzeuge wegen bleihaltiger Farbe zurückgerufen worden. (siehe ausführlich hier)

Keine Kollektivhaft
von Doris Fischer

In jüngster Zeit häufen sich die Nachrichten über mangelhafte Produkte aus China. Auslöser des Medieninteresses waren zunächst spektakuläre Fälle, in denen Zahnpasta und Tierfutter zu Vergiftungen bei Menschen bzw. Haustieren geführt haben. In den letzten Wochen dominierten Nachrichten über Rückrufaktionen.  Zurückgerufen wurden Produkte, insbesondere Spielzeug, weil sie Substanzen enthielten, die für die Konsumenten schädlich sein können. Parallel dazu erfahren wir, dass China die USA bereits im Exportvolumen überrundet hat und in naher Zukunft Deutschland als „Exportweltmeister“ ablösen dürfte. Schon seit längerem drängen außerdem vor allem die USA auf eine stärkere Aufwertung der chinesischen Währung, weil der künstlich unterbewertete Renminbi als wesentlicher Grund für die chinesischen Exporterfolge angesehen wird.

Diese „Großwetterlage“ erklärt teilweise die politischen und medialen Reaktionen auf die jüngsten Probleme mit der Qualität in China gefertigter Produkte. In Kommentaren und Berichten aus den „westlichen“ Ländern  klingt gar eine gewisse Freude durch, scheinen die Skandale doch zu zeigen, dass die chinesischen Handelserfolge quasi mit unlauteren Mitteln erzielt werden. Auch die chinesische Seite reagiert auf die Situation teilweise reflexartig, indem sie darauf hinweist, dass China ja noch ein Entwicklungsland sei, und zugleich dem Ausland vorwirft, die Vorfälle hochzuspielen, um Chinas Produkte in Verruf zu bringen und deren Absatzchancen zu verringern. Eine ganze Reihe von Fragen drängt sich auf: Wie steht es wirklich um die Qualität der Produkte, die aus China kommen? Wer oder was trägt die Verantwortung für Mängel? Werden die Probleme hochgespielt, um China „schlecht“ zu machen? Erleben wir eine neue Variante des Ringens um Chinas Rolle in der Welthandelsordnung, gar einen kleinen Handelskrieg?

In der Volksrepublik China sind Probleme mit der Produktqualität durchaus kein neues Phänomen. Seit dem Beginn des Reformprozesses und im Zuge der zunehmenden Liberalisierung des Wirtschaftsgeschehens insbesondere in den 1990er Jahren ist dieses Problem ein ständiger Begleiter des chinesischen Wirtschaftsbooms. Schon im Jahr 1992 wurde die Kampagne „Langer Marsch für die Qualität“ initiiert, aus der unter anderem eine gleichnamige Zeitschrift hervorging, in der quasi serienweise auf  Fälle von Produktfälschungen und Qualitätsmängeln eingegangen wurde. Auch gibt es eine staatliche Verwaltung für Qualitätsüberprüfung, Inspektionen und Quarantäne, die regelmäßig Statistiken dazu veröffentlicht, wie hoch der Anteil der Produkte ist, der die nationalen Qualitätsnormen erfüllt. Im Jahr 2005 soll demnach der Anteil der standardgerechten Produkte unter den überprüften bei 79,5 Prozent, im Jahr 2006 bei 77,4 Prozent der Produkte gelegen haben. Die Problematik ist der chinesischen Regierung also durchaus bekannt, die Gesetzgebung ist auch vorhanden, die Durchsetzung ist wie in so vielen Politikbereichen das eigentliche Problem, was sich auch darin zeigt, dass sich der Anteil der standardgerechten Produkte wenig verändert, denn auch im Jahr 2000 lag er bei 78,9 Prozent.

Neu ist also nicht, dass etwa ein Viertel der chinesischen Produkte unter Qualitätsproblemen leidet, neu ist, dass diese Probleme auch im Ausland auftreten bzw. auffallen. Wer trägt nun dafür die Verantwortung?

Es scheint sinnvoll zu sein, diese Frage zunächst aus der Sicht der Konsumenten im Ausland zu betrachten: Diese Konsumenten können erwarten, dass Produkte, die in ihrem Land auf den Markt kommen, den üblichen, also durch Rechtsvorschriften vorgegebenen Sicherheits- und Qualitätsstandards in ihrem Land entsprechen. Um diese zu gewährleisten, gibt es derartige Rechtsvorschriften und auch Organisationen, die entsprechende Überprüfungen von Produkten vornehmen, wenn auch nur stichprobenartig. Werden Produktmängel bzw. Verstöße gegen bestehende Vorschriften aufgedeckt, so muss die Öffentlichkeit darüber informiert und die verantwortlichen Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden. Sofern keine Verstöße gegen Rechtsvorschriften vorliegen, gibt es von Seiten der Behörden keinen Anlass zu handeln. Da die Kontrolle von Produkten aber immer nur stichprobenartig erfolgen kann, obliegt es auch dem Konsumenten, auf Qualität zu achten und zu bedenken, dass es in der Regel so etwas wie ein Preis-Leistungsverhältnis gibt. Das gilt auch für Produkte aus China. Teurere Produkte garantieren in der Regel bessere Qualität (und auch viele dieser teureren Qualitätsprodukte werden heute in China gefertigt).

Aber selbst wenn, wie in letzter Zeit, Mängel festgestellt werden, wer trägt die Verantwortung? „China“ bzw. „die Chinesen“? Sicher nicht. Die Verantwortung liegt bei den in China produzierenden ausländischen Unternehmen bzw. bei den Unternehmen, die Produkte in China in Auftrag geben. Wenn kürzlich ein bekannter Spielzeughersteller Spielzeug aus Sicherheitsgründen zurückruft und dabei darauf hinweist, dass dies Spielzeug aus chinesischer Produktion stammt, so ist das keine Entschuldigung. Die Produkte werden unter der Marke dieses Herstellers in der ganzen Welt verkauft, daher ist es Aufgabe dieses Herstellers, die standardgerechte Produktion in China zu gewährleisten. Deswegen mit dem Finger auf „China“ zu zeigen, ist unangemessen. Keiner käme auf die Idee, ganze Länder in Kollektivhaft zu nehmen, wenn ein bekannter Autohersteller mal wieder eine Rückrufaktion startet, weil ein Teil sich als nicht sicher genug erwiesen hat.

Es gilt zudem zu bedenken, dass der größte Teil der Exporte, die aus China kommen, von ausländischen Firmen produziert wird, die einen Teil oder die gesamte Fertigung ihrer Produkte nach China verlagert haben, um von den günstigen Standortbedingungen dort zu profitieren. Das ist legitim. Ein Unternehmen, das von diesen Standortbedingungen profitieren will, muss aber auch in Kauf nehmen, dass Qualitätsmanagement in China vielleicht noch schwerer durchzusetzen ist, als anderswo. Unternehmen, die selbst nicht in China produzieren, aber dort Produkte in Auftrag geben, müssen sich nicht wundern, wenn der günstige „China-Preis“ auch über Zugeständnisse in der Qualität entsteht.

Die Verantwortung der ausländischen Produzenten bzw. Auftraggeber zu erkennen, heißt nicht, das chinesische System in Schutz zu nehmen. Chinesische Konsumenten leiden schon seit langem unter dem Problem, dass in ihrem Heimatmarkt die Produktqualität nicht gesichert ist. Die Verunsicherung der Konsumenten wird durch die vielen illegal kopierten Markenprodukte noch verschärft. Das Ergebnis sind Eltern, die sich verzweifelt fragen, ob das Milchpulver, das sie für ihre kleinen Kinder kaufen, auch wirklich gut ist, Patienten, die sich nicht sicher über die Qualität der Arzneien sein können, die sie schlucken... Wenn relativ konstant 20 bis 25 Prozent der Produktion nach nationalen Kriterien als qualitativ minderwertig eingestuft werden, so ist das durchaus auch ein Politikversagen. Durch die zunehmende Einbindung Chinas in die internationalen Produktionsnetzwerke und den internationalen Handel wird dieses Problem jetzt auch im Ausland relevant. Diejenigen ausländischen Unternehmen, die in China produzieren (lassen) und nun auf diese Problem stoßen, haben schlichtweg ihre Hausaufgaben nicht gemacht, wenn sie das Risiko nicht zuvor erkannt haben.

Für den chinesischen Außenhandel könnte der Image-Schaden noch erheblich sein, aber für die chinesischen Konsumenten könnte er sich als Segen erweisen. Denn in Anbetracht der großen Bedeutung der Exporte für die chinesische Wirtschaft wird die chinesische Regierung ihre Anstrengungen in Sachen Qualitätssicherung verstärken. Vielleicht wird sie, da es nun um die Exportmärkte und die ausländischen Investoren geht, darin in Zukunft mehr Unterstützung auf lokaler Ebene erfahren, in jedem Fall wohl mehr Unterstützung von den ausländischen Unternehmen.

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