Spenden für die Stiftung Asienhaus

BRI und Gender Justice in Nepal

Im Rahmen der Nepal Dialogue Forum (NDF) Conference 2021 zum Thema "Gender Justice in Nepal" hat das China-Programm einen Workshop zu "Gender Justice und die Belt and Road Initiative (BRI) in Nepal" organisiert. Ein Kurzbericht.

 

Der Workshop wurde von Zhong Huang mitgestaltet, einer Beraterin für Business und Human Rights in Hongkong. Sie wirkte unter anderem an dem Bericht "Understanding and mitigating social risks to sustainable development in China’s BRI" mit. Darin werden die Auswirkungen von BRI-Projekten in Nepal untersucht.

Als eines der ärmsten Länder der Welt, bergen BRI-Projekte für Nepal wichtige Entwicklungsmöglichkeiten. Wobei zu bedenken ist, dass China und Nepal bereits seit 70 Jahren in der Wirtschaft wie auch im Entwicklungssektor kooperieren. Daher ist die 2015 vereinbarte Eingliederung Nepals in die BRI nicht überraschend. Die nepalesische Wirtschaft profitiert vor allem in den Bereichen Verkehrsinfrastruktur und Energiegewinnung von den chinesischen Investitionen.

Auch gesellschaftlich gesehen, haben BRI-Projekte einen großen Einfluss auf die lokale Bevölkerung. Aus Sicht nepalesischer Akteur:innen überwiegen vor Ort oft die negativen sozialen und ökologischen Kosten. So sind zum Beispiel Informationen zu Projekten nicht transparent verfügbar und oft ist weder Wille noch die Erfahrung vorhanden, mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen zusammenzuarbeiten. Auch werden negative Konsequenzen der Projekte nicht öffentlich thematisiert, und es ist wenig bekannt darüber, wie sich Projekte besonders auf Frauen auswirken.

Ein Beispiel für diesen letzten Punkt sind Wasserkraftwerke, die im Rahmen der BRI gebaut wurden. Diese Großprojekte gehen häufig einher mit Umweltzerstörung und Landnahme. Aufgrund der Bedeutung die Energiegewinnung einnimmt, sind sie jedoch besonders sensibel. Zu Beginn schienen die mit chinesischer Unterstützung gebauten Kraftwerke auch auf die Situation der Frauen vor Ort positive Auswirkungen zu haben. Lokale Gemeinden wurden mit Stromanschlüssen versorgt, weshalb Frauen kein Brennholz mehr sammeln mussten und sich auf andere Arbeiten konzentrieren konnten.

Allerdings brachten die neuen Wasserkraftprojekte strukturelle ökonomische und gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Viele Männer begannen, in den Wasserkraftanlagen zu arbeiten. Dabei verdienten sie zwar mehr Geld, hatten aber auch längere Arbeitszeiten und die Frauen mussten sich von da an größtenteils allein um die Aufgaben im Haus und in der Landwirtschaft kümmern, die sie sich zuvor mit ihren Männern geteilt hatten. Die Errichtung neuer Wasserkraftwerke hat für Frauen und Mädchen außerdem Gesundheits- und Sicherheitsrisiken zur Folge.

Mit dem wachsenden Zuzug von männlichen Arbeitern häufen sich in der Regel auch die Fälle sexueller Gewalt. Ein immer noch stark tabuisiertes Thema in Nepal, wie auch eines bei dem es in den chinesischen Unternehmen an Erfahrung und Strukturen für einen angemessenen Umgang fehlt. Daher werden die Vorfälle selten gemeldet, aus Furcht vor gesellschaftlichem Stigma und unzulänglicher sozialer Unterstützung. Insgesamt wurden die Bedürfnisse, Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen bei der Planung und Inbetriebnahme der Wasserkraftwerke größtenteils vernachlässigt.

Allerdings gibt es mittlerweile immer mehr Frauen, die sich Gehör verschaffen und Protestaktionen initiieren. Hier ergibt sich auch eine Chance für politische Entscheidungsträger:innen und die internationale Gemeinschaft Frauen zu unterstützen. So ist es zum Beispiel wichtig, mit chinesischen Akteur:innen einen Dialog einzugehen, auf Probleme hinzuweisen und sowohl lokal als auch international auf das Thema Geschlechtergerechtigkeit im BRI-Kontext aufmerksam zu machen. Noch gab es in den auf den BRI-Foren veröffentlichten Ergebniserklärungen, engl. Deliverables, zur BRI keine genderspezifischen Aspekte. Dies sollte sich in Zukunft ändern. 

Clara Groth

Mehr zu Solidarität, Antirassismus & Diaspora

Zurück