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südostasien (1/19): Arbeiter*innenbewegung(en) neu entdecken

Die südostasien 1/2019 erschien zum Thema Arbeiter*innenbewegung (Foto von GSBI)

Die südostasien zum Thema Arbeiter*innenbewegung ist jetzt mit allen Artikeln online. Ein reicher Fundus an Einsichten zur Dynamik der Bewegung und ihren Herausforderungen, zum großen Teil geschrieben von Autor*innen aus Südostasien. Wir wünschen euch eine spannende und erkenntnisreiche Lektüre.

Editorial südostasien 2/2019

Die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung der Region beruht auf der Expansion der Kapitalbeziehungen und der fortdauernden Proletarisierung ihrer Bevölkerung. Allerdings bleibt die “Arbeiter*innen-Seite” des “Wirtschaftswunders” in Südostasien gewöhnlich verborgen. Abgesehen von der gelegentlichen Erwähnung größerer Streikbewegungen wird die Arbeiter*innenschaft als Klasse und kollektiver Akteur in politischen Analysen der Region nicht berücksichtigt.

Dies trifft auch auf politische Aktivist*innen und eine Zivilgesellschaft zu, die seit einigen Jahrzehnten “Klasse” als analytische Kategorie und kollektive Kämpfe der arbeitenden Klasse als strategisches Element heruntergespielt haben. Diese Ausgabe der südostasien soll dazu beitragen, diesen Zustand zu berichtigen; einerseits durch die Darstellung von Lebenswirklichkeiten und Kämpfen der arbeitenden Klasse, andererseits durch die Betonung ihrer Bedeutung für den sozialen und politischen Wandel in Südostasien.

Ein Rätsel und auch eine große Schwäche über die ganze Region hinweg ist das Fehlen einer politischen Formierung der Arbeiter*innenbewegung über ökonomische Forderungen und gewerkschaftliche oder ähnliche Organisationsformen hinaus. Dies kontrastiert deutlich mit der Geschichte der anti-kolonialen Bewegungen, bei der die Arbeiter*innenbewegung oft eine wichtige Rolle spielte. Dies drückte sich u.a. in der Entstehung politisch einflussreicher, kommunistischer Parteien aus. Es änderte sich spätestens in der post-kolonialen Phase, als neue Eliten sich daran machten, starke Nationalstaaten zu bilden.

Spätestens in den großen Demokratiebewegungen Ende des letzten Jahrhunderts gingen wieder Hunderttausende von Arbeiter*innen auf die Straße und konnten Diktaturen stürzen und neue Freiheiten in der betrieblichen und gewerkschaftlichen Organisierung erkämpfen. Doch sind daraus keine starken neuen politischen Organisationen entstanden, sondern allenfalls erste Ansätze dazu.

Was in dieser Ausgabe der südostasien aber auch deutlich wird, ist die Vielzahl und Vielfalt der Kämpfe von Arbeiter*innen in der ganzen Region. Allein die große Anzahl von Artikeln und Autor*innen – darunter auch viele Labour-Aktivist*innen aus Südostasien – ist ein Indiz für die Allgegenwärtigkeit von Kämpfen der arbeitenden Klasse. Diese Kämpfe sind widersprüchlich und müssen sich mit Prekarisierung, Repression und politischer Strategie auseinandersetzen. Das Proletariat marschiert nicht einfach von Sieg zu Sieg. Aber es entsteht eine Art “neue Klassenpolitik” und in diesen vielen alltäglichen Auseinandersetzungen und durch viele – kleine und große – Erfolge sowie Niederlagen wachsen neue Arbeiter*innenbewegungen in der Region heran. Watch this space!

 

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