Spenden für die Stiftung Asienhaus

Corona in Asien: Zivilgesellschaftliche Länderperspektiven

Philippinen: Verhaftungen, Anklagen und Bedrohungen während des Corona-Lockdowns

Jeepney Fahrer*innen protestieren in Manila, um ihrem Erwerb nachgehen zu dürfen. Kritiker*innen des neuen Anti-Terrorismus Gesetzes versammeln sich, um dessen Unterzeichnung durch Präsident Rodrigo Duterte zu verhindern. Und Mitarbeiter*innen im humanitären Sektor versuchen die unzureichenden Sozialmaßnahmen der Regierung durch Hilfslieferungen zu ergänzen. Ihnen allen drohen unter dem Lockdown Verhaftungen, Anklagen und Bedrohungen. Nick Aspinwall geht in seinem Artikel auf die bedrohten zivilen und politischen Rechte der Zivilgesellschaft ein.

Philippinen: Tausende Überseearbeiter*innen verlieren ihre Arbeit

Seit Jahrzehnten verlässt sich der philippinische Staat auf seine Überseearbeiter*innen (OFWs). Sie treiben die philippinische Ökonomie an und bilden das ökonomische Rückrat zahlreicher Familien. Im letzten Jahr schickten rund 10 Millionen OFWs ca. 30 Milliarden US-Dollar (ca. 27 Mrd. EUR) nach Hause, knapp 8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Expert*innen gehen davon aus, dass sich dieser Betrag aufgrund der Corona Pandemie um 24 Milliarden US-Dollar verringern könnte. Tausende Überseearbeiter*innen haben ihre Arbeit verloren oder werden nicht mehr bezahlt, sitzen in Übersee oder in der Hauptstadt Manila fest. Sie fordern mehr staatliche Unterstützung.

Philippinen: COVID-19 verschärft Diskriminierung indigener Bevölkerungsgruppen

Einige Unternehmen nutzen den Lockdown, um illegalen Bergbau zu betreiben oder sich Land anzueignen, das indigenen Gruppen gehört. Dabei werden oft heilige Stätten oder Traditionen verletzt. Indigene, die sich für ihr Ahnenland und gegen dessen Zerstörung einsetzen, fürchten Verhaftungen und militärische Gewalt. Im März wurde ein Mitglied der Dumagat-Remontados entführt und misshandelt.Viele Tagelöhner*innen haben durch die Quarantänebestimmungen ihr Einkommen verloren, während der Bergbausektor teils ungehindert seinem Geschäft nachgeht. Mangelnder Zugang zu COVID-19 Informationen führen zu Angst und Unsicherheit vor dem Virus.

Drastische Auswirkungen der Pandemie auf kambodschanische Beschäftigte in der Landwirtschaft

In Kambodscha sind die Lebensmittelpreise landesweit angestiegen, da die Nahrungsmittelimporte aus seinen Nachbarländern infolge der Abriegelung zurückgingen. Durch die Pandemie verloren zahlreiche Kambodschaner*innen ihren Arbeitsplatz und Einkommen. Viele Haushalte sind daher nun auf ihre Familienmitglieder, die in der Landwirtschaft tätig sind, angewiesen. Diese stehen aber durch die Pandemie nun besonders unter Druck: Ihre Verkaufserlöse sind gesunken, da die Nachfrage auf den Märkten zurückging. Weiter gehören auch viele Kleinbauer*innen zu den ca. 2,5 Mio Kambodschaner*innnen, die bei Mikrofinanzinstituten verschuldet sind und Schulden tilgen müssen. 

Indonesien: Die Situation von Menschen mit Behinderung

Viele Menschen mit Behinderung finden keinen Zugang zu COVID-19-Informationen, da ihre speziellen Bedürfnisse in der Berichterstattung nicht berücksichtigt werden. Gehörlose Menschen fordern, dass Nachrichten von Gebärdensprachdolmetschern begleitet werden. Menschen mit geistiger Behinderung leben außerdem oft in unhygienischen Bedingungen ohne Zugang zu Bildung und Information.

In Indonesien engagieren sich sogenannte Difabel-Aktivist*innen für diese Menschen. Sie verteilen zum Beispiel Lebensmittel oder Masken an Haushalte, in denen behinderte Menschen leben oder sammeln Spenden für bedürftige Menschen. Der Autor fordert, dass Menschen mit Behinderung in der Coronapolitik berücksichtigt und besonders unterstützt werden. 

Philippinen: Konsequenzen des Lockdowns für Landwirt*innen und Fischer*innen

Auch wenn die philippinische Regierung landwirtschaftliche Tätigkeiten im Rahmen der Corona-Einschränkungen erlaubt, so sind viele Fischer*innen und Landwirt*innen durch die strikten Quarantänemaßnahmen am Verkauf ihrer Waren gehindert und mancherorts auch an der Bewirtschaftung ihrer Felder oder dem Fischen. Ökonom*innen raten zu verstärkten Investitionen in die Landwirtschaft, um neue Jobmöglichkeiten zu schaffen und der intensivierten Armut entgegenzuwirken. Die ausgewählten Artikel diskutieren sowohl die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Fischer*innen Gemeinschaften aus einer globalen Perspektive als auch mit konkretem Bezug auf Landwirt*innen und Fischer*innen in den Philippinen.

Philippinen: Reproduktive Gesundheit und Gewalt gegen Frauen und Kinder in Zeiten von Corona

Familienplanung ist nach wie vor ein Thema, das vor allem Frauen zugeschrieben wird. Unter den Lockdown Maßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie ist der Zugang zu Verhütungsmitteln und reproduktiver Gesundheit schwer bis unmöglich. Berichten zurfolge sind sogar schwangere Frauen von Krankenhäusern abgewiesen worden. Mindestens zwei abgewiesene Frauen sind an den Folgen der Geburt gestorben.
Darüber hinaus machen Akteur*innen darauf aufmerksam, dass der Lockdown zu vermehrten Fällen von häuslicher Gewalt führen kann, auch wenn die Zahlen gemeldeter Fälle zunächst rückläufig waren. Insbesondere Sex-Arbeiter*innen sind Mitgliedern der Sicherheitskräfte ausgeliefert. Die zusammengestellten Artikel und Podcasts thematisieren sowohl häusliche Gewalt gegenüber Frauen und Kinder als auch den Status reproduktiver Gesundheit unter dem Corona-Lockdown.

Malaysia: Coronakrise bietet Möglichkeit für neues Sozialsystem

Malaysia kämpft seit Jahren mit wachsender sozialer Ungleichheit. 2012 hat die Regierung ein neues System (BSH) etabliert, bei dem besonders bedürftige Familien finanzielle Unterstützung bekommen. Dabei wurden lokale Unterschiede in den Lebenserhaltungskosten jedoch nicht berücksichtigt; Menschen in urbanen Gegenden erhalten die gleiche Unterstützung, obwohl die Kosten in den Städten viel höher sind. Das Leben in urbanen Zentren bleibt daher von Armut geprägt.

Die Coronakrise hat ins öffentliche Blickfeld gerückt, wie wichtig robuste Sozialschutzsysteme sind. Wie auch in anderen Ländern wurden viele Menschen in Arbeitslosigkeit und finanzielle Not gestürzt. Der Autor ruft dazu auf, diese Chance zu nutzen und neue politische Strukturen zu implementieren. Dazu skizziert er, wie ein soziales Sicherungssystem in Malaysia aussehen könnte.