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Corona in Asien: Zivilgesellschaftliche Länderperspektiven

Auf lokaler Ebene unkritisch, auf nationaler alarmistisch – indonesische Medienlandschaft in der Pandemie

Im Zuge der Corona-Pandemie stieg der Konsum lokaler Medien in Indonesien um 200 Prozent an. Zeitgleich brachen jedoch, auf Grund der wirtschaftlichen Lage im Land, die Werbeeinnahmen lokaler Medienunternehmen um 30 bis 40 Prozent ein. Infolgedessen stieg deren Abhängigkeit von staatlichen Mitteln und damit auch der Einfluss von Lokalregierungen auf die Berichterstattung. Die kritische Distanz, speziell im Hinblick auf die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung, hat sich dadurch zunehmend verringert.

Auf nationaler Ebene indes, ist ein Trend hin zum Alarismus zu beobachten. Im Rahmen einer Studie der Human Resource Management Academic Research Society (HRMARS) untersuchten Forscher*innen aus Indonesien und Malaysia über einen Zeitraum von sechs Monaten die Sprache in einer der führenden Zeitungen der jeweiligen Länder. Mit dem Ergebnis, dass die indonesische Tageszeitung „Kompas“ in über 83 Prozent ihrer Artikel zur Corona-Pandemie einen alarmierenden Ton anschlägt und Ängste innerhalb der Bevölkerung schürt. Eine ermutigende Sprache war im Kontext der Berichterstattung gänzlich abwesend.

Myanmar: Größere Armut erfordert Ausweitung des Sozialschutzes

Die Nachwirkungen von COVID-19 führen zu einem rapiden Anstieg der Armut unter Myanmars Bevölkerung – viele Haushalte bleiben komplett ohne monatliches Einkommen. Zehntausende Menschen, die vor der Krise noch Arbeit hatten, fallen nun zurück in die Armut. Dies trifft insbesondere Frauen, da sie in Sektoren arbeiten, die besonders anfällig für die Folgen der Krise sind. In der Konsequenz bedeutet dies oft enorme Risiken für die Ernährungssicherheit der Frauen und ihrer Familien, insbesondere Kinder sind nun öfter von Unterernährung betroffen. Das International Food Policy Institute (IFPRI) untersuchte die Lebensumstände von über 2.000 Frauen aus Yangon während der Pandemie. Die Studie sieht dabei die bedeutendste Herausforderung darin, den Sozialschutz als Antwort auf COVID-19 auszuweiten.

Die Situation von Frauen in der Pandemie

Frauen sind besonders stark von der Pandemie und ihren Folgen betroffen. Viele, die als Wanderarbeiterinnen in Kambodscha und Bangladesch arbeiten, haben aufgrund des Lockdowns ihre Arbeit verloren, können aber nicht in ihre Heimat zurückkehren. In Taiwan gibt es mehr als 50.000 Wanderarbeiterinnen aus Indonesien, den Philippinen und Vietnam, die, da für das System unsichtbar, anfällig für Ausbeutung sind. Ebenso werden Frauen vermehrt Opfer häuslicher Gewalt. In Epidemiezentren wie in China gab es immerhin einen Anstieg von häuslicher Gewalt um 300%. Derweil marginalisiert die digitale Genderkluft Frauen auch während der Pandemie weiter. Informationen über das Gesundheitswesen, insbesondere zu COVID-19, Bildung und wirtschaftliche Aktivitäten wurden online gestellt, um die Verbreitung des Virus zu verhindern. Doch mangelnde digitale Ressourcen führen dazu, dass Frauen und nicht-binäre Personen keinen Zugang zu lebensrettenden Informationen und Dienstleistungen bekommen.

Textil- und Tagelohnarbeit in Sri Lanka: Angestellte sind dem Virus schutzlos ausgeliefert

Trotz einer zweiten Infektionswelle arbeiten viele Angestellte der Textilindustrie in Sri Lankas Westprovinz noch immer ohne angemessene Schutz- und Hygienemaßnahmen. Da sie kein Krankengeld oder Ausfallzahlungen erhalten, müssen sie auch arbeiten, wenn sie sich krank fühlen. Im Distrikt Gampaha etwa wurden allein 1.000 der 1.400 Beschäftigten der Brandix Fabrik in Minuwangoda, Gampaha positiv auf COVID-19 getestet. Brandix soll Vorsichtsmaßnahmen, etwa Temperaturkontrollen oder das Tragen von Masken vernachlässigt haben. Textilarbeiter*innen mit Anzeichen einer Corona-Erkrankung wurden mit Medikamenten versorgt und wieder an die Produktionslinie zurückgeschickt. Da Textilfabriken auf Auftragsbasis für internationale Bekleidungsunternehmen arbeiten, müssen sie den vereinbarten Lieferzeitrahmen einhalten; oder hohe Vertragsstrafen zahlen. Darüber hinaus befinden sich aktuell 20.000 Tagelöhner*innen aus Freihandelszonen in Selbstisolation in Wohnheimen und Pensionen. Sie sind besonders vulnerabel, da sie als Angestellte von Leiharbeitsfirmen nicht formal bei den Unternehmen angestellt sind, für die sie arbeiten. Laut Berichten wurden tausende Menschen mit vermuteter oder bestätigter COVID-19 Infektion gewaltsam mit Bussen in Quarantänecenter gebracht. Den Quarantänecentern, die unter haftähnlichen Umständen durch das Militär geführt werden, fehlt es an grundlegender Gesundheits-, Hygiene- und Nahrungsmittelversorgung.

Noch weniger Freiheiten als zuvor: Die Situation von Wanderarbeiter*innen in Singapurs Haushalten

Im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Singapur, sind Hausangestellte aus dem Ausland besonders betroffen. Hatten viele bereits vorher wenig Möglichkeiten, die Haushalte in denen sie arbeiten zu verlassen, tendieren diese nun gen null. Neben den Mobilitätseinschränkungen sind viele auch häuslicher Gewalt und Missbrauch in erhöhtem Maße ausgesetzt. 

Die Ambivalenz des Erfolgs: Stabile Fallzahlen und schwächelnde Wirtschaft in Timor-Leste

In Timor-Leste sorgt die Corona-Pandemie wie überall auf der Welt für humane, soziale und ökonomische Verheerung. Durch ein schnelles und rigoroses Eingreifen gelang es der Regierung jedoch, die Fallzahlen unter Kontrolle zu bringen – als eins von nur 10 Ländern weltweit. Das Land hat den Ausnahmezustand verhängt und seine Grenzen geschossen.

Auch zur Abfederung ökonomischer Folgeschäden wurden Maßnahmen ergriffen, etwa Finanzhilfen für ärmere Haushalte. Die Ausgaben der Regierung zur Pandemiebekämpfung gehören, im Verhältnis zum BIP, zu den Höchsten in der Region. Allerdings kamen die Hilfen nicht überall an, wodurch sich die soziale Ungleichheit verstärkt. Zusätzlich hat sich nun die bereits angespannte wirtschaftliche Lage des Landes verschärft. Trotzdem gelingt es der Regierung das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, wie Umfragewerte der Asia Foundation aus dem Zeitraum von Mai bis Juli 2020 verdeutlichen.

Wenig Raum, viele Menschen: COVID-19 Infektionen in Myanmars Gefängnissen steigen

Die Corona-Pandemie breitet sich auch an Orten aus, die normalerweise vom Rest der Gesellschaft abgeriegelt werden. Ein Gefängnis in der Region Ayeyarwady meldet dutzende Infektionen unter Häftlingen und Mitarbeiter*innen. Anfang des Monats infizierten sich bereits über 150 Menschen im Tharyarwady-Gefängnis in der Region Bago mit dem Virus. Lokale Behörden versuchen mit umgebauten Behandlungszentren und Isolationszellen die Verbreitung einzudämmen. Viele der Maßnahmen wirken jedoch improvisiert.

Kategorien Corona | Menschenrechte | Myanmar

Prekäre wirtschaftliche Lage: Sexarbeit als einziger Ausweg für ehemalige Fabrikarbeiterinnen

Durch die Schließung hunderter Textilfabriken in Folge von Massenstornierungen wurden tausende Frauen arbeitslos. Da diese oft für einen Großteil des Familieneinkommens sorgen müssen, lastet großer finanzieller Druck auf ihnen. Um drohender Armut zu entkommen, sehen viele keinen anderen Ausweg als die Sexarbeit. Hier sind sie oft Zahlungsverweigerung, Gewalt oder dem Risiko einer HIV-Infektion ausgesetzt. Missbrauch und Erpressung erfahren sie dabei auch von Beamten oder der Polizei.