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Corona in Asien: Zivilgesellschaftliche Länderperspektiven

Philippinen: Weggesperrter Notstand in überfüllten Gefängnissen

Im März ließ der philippinische Innenminister Eduardo Ano verlauten, dass die Insassen philippinischer Gefängnisse sicher seien und keine Gefahr liefen, sich mit dem neuen Coronavirus zu infizieren. Inzwischen haben sich die Befürchtungen von Kritiker*innen dieser Haltung bestätigt: die philippinischen Gefängnisse, die zu den überfülltesten der Welt gehören, haben das Potential zu Infektionsherden zu werden. Soziale Distanz, adäquate Prävention und medizische Versorgung sind schlicht nicht vorhanden. Seit Beginn der Pandemie wurde zudem zehntausende zu Unrecht aufgrund von Verstößen gegen Corona-Maßnahmen vorübergehend oder dauerhaft inhaftiert. Aie Balagtas See lässt drei Insassen berichten, wie sie durch unmenschliche Haftbedingungen einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind.

Philippinen: Verhaftungen, Anklagen und Bedrohungen während des Corona-Lockdowns

Jeepney Fahrer*innen protestieren in Manila, um ihrem Erwerb nachgehen zu dürfen. Kritiker*innen des neuen Anti-Terrorismus Gesetzes versammeln sich, um dessen Unterzeichnung durch Präsident Rodrigo Duterte zu verhindern. Und Mitarbeiter*innen im humanitären Sektor versuchen die unzureichenden Sozialmaßnahmen der Regierung durch Hilfslieferungen zu ergänzen. Ihnen allen drohen unter dem Lockdown Verhaftungen, Anklagen und Bedrohungen. Nick Aspinwall geht in seinem Artikel auf die bedrohten zivilen und politischen Rechte der Zivilgesellschaft ein.

Philippinen: Tausende Überseearbeiter*innen verlieren ihre Arbeit

Seit Jahrzehnten verlässt sich der philippinische Staat auf seine Überseearbeiter*innen (OFWs). Sie treiben die philippinische Ökonomie an und bilden das ökonomische Rückrat zahlreicher Familien. Im letzten Jahr schickten rund 10 Millionen OFWs ca. 30 Milliarden US-Dollar (ca. 27 Mrd. EUR) nach Hause, knapp 8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Expert*innen gehen davon aus, dass sich dieser Betrag aufgrund der Corona Pandemie um 24 Milliarden US-Dollar verringern könnte. Tausende Überseearbeiter*innen haben ihre Arbeit verloren oder werden nicht mehr bezahlt, sitzen in Übersee oder in der Hauptstadt Manila fest. Sie fordern mehr staatliche Unterstützung.

Philippinen: COVID-19 verschärft Diskriminierung indigener Bevölkerungsgruppen

Einige Unternehmen nutzen den Lockdown, um illegalen Bergbau zu betreiben oder sich Land anzueignen, das indigenen Gruppen gehört. Dabei werden oft heilige Stätten oder Traditionen verletzt. Indigene, die sich für ihr Ahnenland und gegen dessen Zerstörung einsetzen, fürchten Verhaftungen und militärische Gewalt. Im März wurde ein Mitglied der Dumagat-Remontados entführt und misshandelt.Viele Tagelöhner*innen haben durch die Quarantänebestimmungen ihr Einkommen verloren, während der Bergbausektor teils ungehindert seinem Geschäft nachgeht. Mangelnder Zugang zu COVID-19 Informationen führen zu Angst und Unsicherheit vor dem Virus.

Philippinen: Konsequenzen des Lockdowns für Landwirt*innen und Fischer*innen

Auch wenn die philippinische Regierung landwirtschaftliche Tätigkeiten im Rahmen der Corona-Einschränkungen erlaubt, so sind viele Fischer*innen und Landwirt*innen durch die strikten Quarantänemaßnahmen am Verkauf ihrer Waren gehindert und mancherorts auch an der Bewirtschaftung ihrer Felder oder dem Fischen. Ökonom*innen raten zu verstärkten Investitionen in die Landwirtschaft, um neue Jobmöglichkeiten zu schaffen und der intensivierten Armut entgegenzuwirken. Die ausgewählten Artikel diskutieren sowohl die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Fischer*innen Gemeinschaften aus einer globalen Perspektive als auch mit konkretem Bezug auf Landwirt*innen und Fischer*innen in den Philippinen.

Philippinen: Reproduktive Gesundheit und Gewalt gegen Frauen und Kinder in Zeiten von Corona

Familienplanung ist nach wie vor ein Thema, das vor allem Frauen zugeschrieben wird. Unter den Lockdown Maßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie ist der Zugang zu Verhütungsmitteln und reproduktiver Gesundheit schwer bis unmöglich. Berichten zurfolge sind sogar schwangere Frauen von Krankenhäusern abgewiesen worden. Mindestens zwei abgewiesene Frauen sind an den Folgen der Geburt gestorben.
Darüber hinaus machen Akteur*innen darauf aufmerksam, dass der Lockdown zu vermehrten Fällen von häuslicher Gewalt führen kann, auch wenn die Zahlen gemeldeter Fälle zunächst rückläufig waren. Insbesondere Sex-Arbeiter*innen sind Mitgliedern der Sicherheitskräfte ausgeliefert. Die zusammengestellten Artikel und Podcasts thematisieren sowohl häusliche Gewalt gegenüber Frauen und Kinder als auch den Status reproduktiver Gesundheit unter dem Corona-Lockdown.

Philippinen: Informelle Arbeiter*innen tragen die Hauptlast des COVID-19 Lockdowns

In den Philippinen sind rund 40 Millionen Menschen in formalen und informellen Arbeitsverhältnissen beschäftigt. Insbesondere informell Beschäftigte wie Straßenverkäufer*innen, Fischer*innen und Landarbeiter*innen mussten auch vor der Corona-Krise um ihr tägliches Überleben kämpfen. Unter dem anhaltenden „Lockdown“ sind die Arbeiter*innen nun von staatlicher Unterstützung abhängig. Joseph Purugganan befasst sich mit den staatlichen Maßnahmen, Stimmen aus der Arbeiter*innenschaft und Forderungen von Gewerkschaften und Zivilgesellschaft. In einem Interview im Rahmen von "Southern Perspectives on the coronavirus pandemic" von Global Justice Now, Luke Espiritu, Präsident des Arbeiter*innenzentrums Bukluran ng Manggagawang Pilipino - BMP (Solidarity of Filipino Workers) beschreibt u.a. Herausforderungen bei der politischen Mobilisierung von Arbeiter*innen.

Philippinen: Bangsamoro zwischen Konflikt und COVID-19

Ein Jahr nach dem Referendum muss sich die Bangsamoro Regierung im Süden der Philippinen nicht nur als funktionierende und glaubwürdige Regierung beweisen, die einen Übergang von Krieg zu Frieden schafft. Die Bangsamoro Transition Authority (BTA) ist gleichermaßen mit der Angst vor der gegenwärtigen Pandemie konfrontiert. Das Ausmaß der Infektionen in der autonomen Region bleibt aufgrund von fehlenden Testmöglichkeiten ungewiss. Georgi Engelbrecht beschreibt die allgemeine Situation der BTA und diskutiert die Gefahren sowie Chancen, die mit der besonderen Herausforderung durch COVID-19 einher gehen könnten.
Engelbrecht argumentiert, dass das örtliche Gesundheitssystem einer Pandemie nicht gewachsen ist, die BTA in der Krise jedoch einmal mehr die Möglichkeit geboten bekäme sich durch eine gute Handhabe gegenüber den Clans sowie der Bevölkerung als fähige Institution zu behaupten.