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Corona in Asien: Zivilgesellschaftliche Länderperspektiven

Wie Corona Asien verändert

Seit über einem Jahr kämpft die Weltbevölkerung mit der Corona-Pandemie. Durch die Beschränkungen und Auswirkungen in Politik und Wirtschaft gilt sie als internationalübergreifender Wendepunkt. Einen Überblick über Herausforderungen und Erfolge der Virusbekämpfung in Asien bietet der folgende Beitrag.

südostasien 1/2021: Corona – Ein Jahr später, und immer noch mittendrin

Die Ausgabe 1/2021 unseres Online-Magazins südostasien beleuchtet die aktuelleren und vielschichtigen Erfahrungen von Menschen in Südostasien mit der Pandemie. Die Autor*innen berichten aus den Ländern der Region und geben Aufschluss über die Auswirkungen der Pandemie auf Zivilgesellschaft, Politik, Wirtschaft und Umwelt. Die Artikel decken auch tiefergehende Strukturen von Ungerechtigkeiten und Missstände auf, die durch die Pandemie erneut hervorgetreten sind.

Tausende von kambodschanischen Arbeiter*innen in Thailand in prekärer Lage

Schätzungen der kambodschanischen Organisation für Arbeitnehmerrechte Central (Centre for Alliance of Labour and Human Rights) zufolge befinden sich in Thailand aktuell rund 2.2 Millionen Arbeiter*innen aus Kambodscha. Von diesen sind 400.000 nicht gemeldet und laufen damit Gefahr schon bald des Landes verwiesen zu werden. Im Zuge neuer pandemiebedingter Restriktionen in beiden Ländern sehen sich Arbeiter*innen aus Kambodscha erschwerten Bedingungen gegenüber. Bereits seit Beginn der Pandemie fliehen zahlreiche Kambodschaner*innen vor Arbeitslosigkeit oder aus Angst vor einer Ansteckung mit COVID-19 zurück in ihre Heimat. In Kambodscha jedoch, wo besonders die Schlüsselsektoren Tourismus und Textilherstellung heftig unter der Pandemie leiden, sehen die Rückkehrenden wenig Perspektive.

Menschenrechtsgruppen wie Adhoc fordern finanzielle Unterstützung und Maßnahmen zur Eingliederung in den nationalen Arbeitsmarkt für die Betroffenen. Das kambodschanische Arbeitsministerium hat 20.000 Arbeitsstellen für die Rückkehrenden in Aussicht gestellt, diese werden jedoch kaum ausreichen, wenn, wie von Central geschätzt, schon bald dreiviertel der 400.000 nicht-registrierten Arbeiter*innen aus Thailand ausgewiesen werden. Nach Einschätzung der lokalen NGO ist es besonders wichtig, dass die beiden Staaten gemeinsam eine Regelung finden und dass für die Betroffenen vor Ort ein guter Informationsfluss besteht. Der kambodschanische Premierminister Hun Sen hat unterdessen mit Inhaftierung gedroht, sollten illegale Grenzübertritte versucht werden, um die 14-tägige Quarantäne bei der Wiedereinreise zu umgehen.

Die ökonomischen Folgen der Pandemie in Timor-Leste

Durch ein schnelle Eingreifen gelang es der Regierung Timor-Lestes zwar, die Pandemie einzudämmen. Doch wie ein  Bericht der Vereinten Nationen zeigt, haben sich sie Maßnahmen während des Ausnahmezustandes negativ auf die Einkommen ausgewirkt. Die Einkommen sind stark gesunken – gerade in ländlichen Regionen, wo Überschwemmungen und Dürren die Situation zusätzlich verschärften.

Steigende Risiken für die Ernährungssicherheit in der Pandemie

Trotz vergleichsweise niedriger Infektionsraten hat die Pandemie zu massiven wirtschaftlichen Ausfällen in vielen Staaten Asiens geführt. Dies erhöht die Risiken für die Ernährungssicherheit erheblich. In Kambodscha wurden Verbraucher*innen durch den Preisanstieg bei Grundnahrungsmitteln und den krisenbedingten Einkommensstillstand hart getroffen. Auch Naturereignisse und Wettereinflüsse, zum Beispiel im Mekongdelta, beeinflussen die Lage negativ. Die Landwirtschaft, die in den meisten asiatischen Ländern ein wichtiger Arbeitgeber ist, hat aufgrund von Einschränkungen der Freizügigkeit einen erheblichen Rückgang der Arbeitskräfte erlebt. Dies führte zu einer geringeren landwirtschaftlichen Produktivität und niedrigeren Einkommen. Viele informelle Arbeiter*innen aus betroffenen Sektoren, wie dem Tourismus, wurden mittellos. Nur sehr wenige dieser Gruppen haben Zugang zu Sozialsystemen. Infolgedessen ist der Nahrungsmittelkonsum in vielen Haushalten zurückgegangen, eine beträchtliche Zahl von Menschen berichtet, dass sie sich nicht genügend Nahrungsmittel leisten können. Länder wie Afghanistan, Nepal oder Timor-Leste gehören laut World Food Programme zu den am gefährdetsten Staaten aufgrund ihrer Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten und Rücküberweisungen.

Corona-Krise sorgt für massive Wirtschaftseinbrüche im globalen Süden

Die sogenannten am wenigsten entwickelten Länder der Welt (LDCs) werden im Jahr 2020 die schlechteste ökonomische Entwicklung seit 30 Jahren erleben, wie die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) in einem Bericht mitteilt. Die Folgen der Pandemie seien sinkende Familieneinkommen, mehr Arbeitslosigkeit und wachsende Haushaltsdefizite in den Staatskassen. Dies könne bis zu 32 Millionen Menschen in extreme Armut treiben. Zu den im Report aufgeführten Ländern gehören von asiatischer Seite Afghanistan, Bangladesch oder Bhutan, aber auch Kambodscha, Laos, Myanmar und Nepal. Die Situation dieser Länder stellt dabei auch ein besonderes Risiko für die globalen Gesundheits-, Bildungs- und Nachhaltigkeitsziele dar, so der Bericht. Das Gremium fordert die internationale Gemeinschaft deshalb dazu auf, besagte Staaten mit einem Aktionsplan zu unterstützen, der auf die Entwicklung lokaler Produktionskapazitäten abzielt.

Vietnam: Anstieg häuslicher Gewalt gegen Frauen

Eine Studie des Institute of Social Development Studies, in Zusammenarbeit mit der Universität Hanoi und der Rosa-Luxemburg-Stiftung, bestätigt auch in Vietnam einen Anstieg häuslicher Gewalt gegen Frauen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und nationaler Lockdowns. Ein erschreckender Trend, der sich in der Region ebenfalls in Indonesien, Malaysia und den Philippinen abgezeichnet hat. Von den 303 befragten Teilnehmerinnen gaben 99 Prozent an, während des Lockdowns durch ihre Ehemänner einer Form von Missbrauch ausgesetzt gewesen zu sein. 84 Prozent gaben außerdem an, dass die Anwendung von Gewalt seit Beginn der Pandemie zugenommen habe. Laut den Forscher*innen sei die Situation prekärer als angenommen und erfordere dringend Handlungsbedarf. 

Immense Belastung für Myanmars Gesundheitssystem und dessen Angestellte

Aufgrund erhöhter Fallzahlen und damit verbundener Quarantänefälle steigen die Ausgaben des Gesundheitssektors in Myanmar massiv. Die Kosten entstehen vor allem durch Mehrausgaben für Gesundheitspersonal und Freiwillige, die für die tausenden Quarantänestationen im Land arbeiten. Diese sind teilweise deutlich überlastet und arbeiten unter prekären Bedingungen, viele infizieren sich bei der Arbeit mit dem Virus. Auch der Versorgungsbedarf der Menschen in Quarantäneeinrichtungen mit Hygieneartikeln, Wasser und Lebensmitteln nimmt zu. Parallel dazu gibt es vermehrt Berichte darüber, dass von der Regierung versprochene Hilfszahlungen nur Teile der Bevölkerung erreichen.