Asienhaus-Rundbrief 28/2003, 11.9.2003

--------------------------------------------------------------------------------------
In Kürze:
1.) Erinnerung: 8.-10.10.: Sozial Global? Internationale Tagung von Asienhaus und Bundeszentrale 
      für Politische Bildung

2.) 27.9., Essen, Workshop "Globaler Krieg gegen den Terrorismus - Auswirkungen auf Südostasien
3.) Neuerscheinung: Wickmann - ein deutsches Mittelstandsunternehmen auf dem Weg nach China
4.) Kuhhandel im Himalaya - zu den indisch-chinesischen Beziehungen
Vorschau: Bundespräsident Rau in China
--------------------------------------------------------------------------------------
Ihnen gefällt der Asienhaus-Rundbrief? Dann empfehlen Sie ihn weiter.  Bestellmöglichkeit und Archiv finden Sie unter www.asienhaus.de/angebote/ahrundbrief.htm
--------------------------------------------------------------------------------------

ad 1) Erinnerung: 8.-10.10.Brühl: Sozial Global? Strategien sozialer Sicherheit in Asien und Deutschland 
Anmeldung und Kontakt: Susanne Dörflinger, konferenz@asienhaus.de

Zurück

Anmeldeschluß 25. September 2003]
Nähere Einzelheiten zur Tagung, das vollständige Programm sowie die Teilnahmebedingungen finden Sie im Internet unter www.asienhaus.de/tagung2003.htm

Wie bereits angekündigt, findet in Brühl vom 8. - 10. Oktober die vom Asienhaus gemeinsam mit der Bundeszentrale für Politische Bildung organisierte internationale Tagung unter dem Thema "Sozial Global? Strategien sozialer Sicherheit in Asien und Europa" durch. ExpertInnen aus Malaysia, den Philippinen, China, Indien, Thailand und Deutschland diskutierten über die soziale Lage und Strategien sozialer Sicherheit. Ein Schwerpunktthema wird dabei die Rolle der Privatisierung in diesem Prozeß sein.

ad 2) 27.9. Essen: Workshop "Globaler Krieg gegen den Terrorismus - Auswirkungen auf Südostasien
Kontakt und Anmeldung: w.ellwein@netsurf.de, 0201/8303818
Das vollständige Programm finden Sie im Internet unter
www.asienhaus.de/workshop-soa27.pdf 

Zurück

Am 27. September, 12.30 bis 20 Uhr, veranstaltet die Südostasien-Informationsstelle einen Workshop. Als Referenten haben bisher zugesagt: 

Auf dem Workshop sind Diskussionsbeiträge zu allen Ländern Südostasiens willkommen. Wir wollen nicht einzelnes Länder untersuchen, sondern die unterschiedlichen landesspezifischen Entwicklungen miteinander vergleichen.

ad 3) Neuerscheinung: Wickmann - ein deutsches Mittelstandsunternehmen auf dem Weg nach China
von Susanne Wycisk, Kontakt: wycisk@asienhaus.de 
download unter: www.asienhaus.de/publikat/materialien/wickmann.pdf 

Zurück

 

Als erste Ausgabe der Materialien des Asienhauses ist jetzt die Broschüre
"What they are buying is their young age" - Wickmann: Ein Mittelstandsunternehmen auf dem Weg nach China" online erhältlich.

Die Broschüre entstand im Rahmen eines Projektes des Evangelischen Entwicklungsdienstes, das sich mit deutschen Unternehmen in Südchina befaßt. Träger des Projektes ist das in Hongkong ansässige Asia Monitor Resource Center (AMRC) (im Internet unter www.amrc.org.hk).

Nachgegangen wurde dieser Frage am Beispiel der Firma Wickmann, dem europaweiten Marktführer in der Herstellung von Feinsicherungen und bedeutender Zulieferer für Großkonzerne etwa der Unterhaltungselektronik. Wickmann ist eine 100%ige Tochter der Heinrich Industrie AG in Essen, deren Anteile überwiegend von der Wehrhahn - Gruppe in Neuss und zu 25% von RWE Essen gehalten werden. Wickmann hat Mitte der 90er Jahre eine ganze Produktionslinie nach Südchina ausgelagert und beliefert seither von der Produktionsstätte in Dongguan, Provinz Guangzhou, aus den Weltmarkt mit wachsendem Erfolg.

Die Arbeitsbedingungen in dem chinesischen Werk von Wickmann wurden in einer ersten Erhebung im Herbst 2002 vor Ort recherchiert (siehe vorläufige Ergebnisse) und werden in Zukunft in einer getrennten Untersuchung noch vertieft werden müssen.

Dank eines mehrmonatigen Zwangsurlaubs im Ruhrgebiet als Flüchtling vor dem SARS - Virus wurde die folgende Recherche und Materialsammlung, die sich schwerpunktmäßig mit dem Wittener Werk auseinandersetzt, überhaupt erst möglich.

ad 4) Kuhhandel im Himalaya - Zu den indisch-chinesischen Beziehungen
von Thomas Bärthlein, Mitarbeiter der Asien-Redaktion der Deutschen Welle

Zurück

 

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 2/2003 der Zeitschrift Südasien (Bonn). Wir danken für die Überlassung des Artikels für den Asienhaus-Rundbrief. Kontakt: info@suedasien.de

China und Indien machen einander auf der Suche nach der großen Annäherung kleine Zugeständnisse 

Der indische Premierminister Atal Behari Vajpayee hat Ende Juni die Volksrepublik China besucht. Zum letzten Mal war ein indischer Regierungschef zehn Jahre zuvor dort gewesen. Das allein zeigt, wie weit die Beziehungen der riesigen asiatischen Nachbarn von der Normalität entfernt sind. Experten in beiden Ländern setzen aber darauf, daß gemeinsame politische und wirtschaftliche Interessen zu einer Annäherung der langjährigen Rivalen führen werden.

Es war eine kuriose Visite: Die indische und die chinesische Regierung unterschrieben gleich zu Anfang eine gemeinsame Erklärung. Deren Text war noch nicht veröffentlicht, da ging die öffentliche Diskussion schon darüber los, wie diese Erklärung zu verstehen sei. Von indischer Seite war zu hören, die Chinesen hätten anerkannt, daß Sikkim zu Indien gehöre. Indien hatte das Himalaya-Königreich 1975 annektiert; die Chinesen haben diesen Schritt aber nie anerkannt. Jetzt soll ein Grenzübergang zwischen Sikkim und Tibet für den Handel geöffnet werden. Im Text der Erklärung heißt es dazu, der besagte Ort liege an der indisch-chinesischen Grenze. Also muß Sikkim Indien sein, so die indische Interpretation; aber das chinesische Außenministerium wollte sich auf Rückfragen nicht festlegen. Für China habe das Sikkim-Problem eine lange Geschichte und sei nicht so einfach zu lösen.

Dafür sei man aber froh - so Peking - daß Indien endlich in aller Form und schriftlich anerkannt habe, daß Tibet zu China gehöre. Dem wiederum widersprachen die Inder: Man habe doch nie etwas anderes behauptet; das sei keine Änderung der indischen Position.

Außenstehende waren verwirrt. Wenn nun keiner wirklich Zugeständnisse gemacht hat, wie kann so etwas einen Fortschritt in den indisch-chinesischen Beziehungen bedeuten? 

Gesten im Grenzkonflikt

Es sind in Wirklichkeit wohl kleine Gesten, die zunächst die Atmosphäre verbessern sollen. Natürlich ist es ein gewisses Zugeständnis, wenn China in Sikkim die Grenze öffnet. Und umgekehrt auch, wenn Delhi nun offiziell den chinesischen Namen „Autonome Region Tibet“ verwendet. Aber das Mißtrauen ist noch zu groß, als daß sich irgend jemand endgültig festlegen wollte. 

Der eigentliche Grenzkonflikt zwischen Indien und China liegt woanders. Vor allem geht es um Aksai Chin im Westen: China hat einen Teil Ladakhs annektiert, um eine Straßenverbindungen zwischen Xinjiang und Tibet zu errichten. Auch die Grenze Arunachal Pradesh im Nordosten Indiens ist umstritten, wobei die indische Seite behauptet, China erhebe hier nur Ansprüche auf 90.000 Quadratkilometer Land, um von seiner Annexion im Westen abzulenken. Daneben gibt es noch eine Reihe kleinerer Streitigkeiten um den Grenzverlauf; zum Beispiel wirft Indien Pakistan vor, einen weiteren Teil von Kashmir eigenmächtig an China abgetreten zu haben. Seit Jahren versuchen indische und chinesische Delegationen, den leidigen Grenzstreit, der 1962 sogar zum Krieg führte, beizulegen. Jetzt wurden zwei hochrangige Vertreter benannt, um die Verhandlungen endlich entscheidend voranzubringen - und diesem Ziel dienen auch die diplomatisch verklausulierten Erklärungen.

Ein weiteres positives Signal ist es, wenn sich Indien und China nun plötzlich versichern, keine Seite bedrohe die andere oder fühle sich bedroht. Schließlich hatte Indien seine Atomtests 1998 noch mit eben dieser Bedrohung durch China begründet. 

Gemeinsame Interessen

Erklärungen dieser Art allein werden über Jahrzehnte gewachsenes Mißtrauen nicht abbauen. Aber anscheinend haben sich Indien und China auf Pragmatismus verständigt. Die verbleibenden Probleme könnten in kleinen Schritten gelöst werden. In der Zwischenzeit will man vor allem die wirtschaftliche Kooperation ausbauen. Vajpayee wurde von einer großen Delegation indischer Industrieverbände begleitet. Der bilaterale Handel ist in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen, wobei das Volumen mit fünf Milliarden Dollar im Jahr 2002 immer noch eher bescheiden ist. Lange haben Indiens Unternehmer China vor allem als Konkurrenten im Kampf um ausländische Investoren gesehen. Heute präsentieren sie wesentlich selbstbewußter ihre Stärken: Vor allem die weltweit so erfolgreiche Softwarebranche hofft auf neue Aufträge aus dem Reich der Mitte. In beiden Ländern wurde die Visite Vajpayees von einem großen Medienecho begleitet. Zeitschriften wie India Today widmeten den chinesisch-indischen Beziehungen ausführliche Titelgeschichten. 

Gemeinsame Interessen haben China und Indien aber nicht nur im wirtschaftlichen Bereich. Vor allem scheint China den Wert guter politischer Beziehungen zu Indien erkannt zu haben: Wenn Indien sich einseitig an die USA annähern würde, wie es bisweilen scheint, könnte sich Peking in der Region schnell isoliert finden. Indien ist als Bündnispartner auf Dauer möglicherweise sogar attraktiver als Pakistan. Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrorismus findet sich China jedenfalls eher an der Seite Indiens. Zum langjährigen Verbündeten Pakistan ist die Distanz ohnehin gewachsen. Zwar gibt es weiterhin militärische Zusammenarbeit, aber im indisch-pakistanischen Konflikt verhalten sich die Chinesen seit dem Ende des Kalten Krieges betont neutral; das zeigte sich  zum Beispiel beim Krieg in Kargil 1999.

Vor dem Besuch Vajpayees wurden sogar Spekulationen laut, daß Indien und China gemeinsam mit Rußland eine Dreiecksallianz gegen die US-amerikanische Hegemonie in Asien bilden wollten. Experten halten das jedoch für übertrieben. Alle drei - China, Indien und Rußland - seien gleichermaßen auf die USA fixiert und hätten jeweils ihre eigenen Interessen, die sie gemeinsam mit den USA verfolgten.

Interessant ist schließlich auch, daß die tibetische Exilregierung im indischen Dharamsala, die auf den ersten Blick allen Grund zur Sorge über die Annäherung hätte, diese ausdrücklich begrüßt. Offensichtlich setzt der Dalai Lama, der inzwischen mehrfach Delegationen zu Gesprächen nach Peking geschickt hat, darauf, daß Indien bei der Lösung der Tibetfrage vermittelt. Ob sich diese Hoffnungen bewahrheiten, muß sich noch zeigen; radikalere Tibeter in Indien kritisierten Vajpayees Position durchaus. 

Alles in allem überwiegt in der Region auf jeden Fall die Erleichterung, wenn die beiden asiatischen Riesen Spannungen abbauen..

____________________________________
Bestellung und Abbestellung des Asienhaus-Rundbriefes
--------------------------------------------------------------------------------

Asienstiftung Essen/Asienhaus Essen, Bullmannaue 11, D-45327 Essen,
Tel.: +49-201-8303838, Fax: +49-201-8303830

Koreaverband: koreaverband@asienhaus.de
Philippinenbüro: philippinenbuero@asienhaus.de
SOA-Infostelle: soainfo@asienhaus.de
Burma.Initiative: burma@asienhaus.de

Projekt Nachhaltigkeit: d.guerrero@asienhaus.de
China-Projekt: chinaag@asienhaus.de 

Spendenkonto des Asienhauses: 8204102, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00
----------------------------------------------------------------------