Asienhaus-Rundbrief 30/2003, 7.10.2003

--------------------------------------------------------------------------------------
In Kürze:
1.) 15.10., 11-17 Uhr, Berlin: Workshop: "Wer gräbt wem das Wasser ab. Zur Wasserkrise in Asien"
2.) 15.10., 19.30, Essen, Filmvorführung "Railroad of Hope"
3.) Veranstaltungsreihe zum Thema "Biopiraterie im Reisfeld"
4.) Konferenzbericht: Interreligiöser Dialog über Religion und Globalisierung, Chiang Mai, August 2003

--------------------------------------------------------------------------------------
Ihnen gefällt der Asienhaus-Rundbrief? Dann empfehlen Sie ihn weiter.  Bestellmöglichkeit und Archiv finden Sie unter www.asienhaus.de/angebote/ahrundbrief.htm
--------------------------------------------------------------------------------------

ad 1) 15.10., Berlin: "Wer gräbt wem das Wasser ab. Zur Wasserkrise in Asien"
Galerie der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin,11-17 Uhr
Anmeldung (bis 10.10.) und Kontakt: Sabrina Tabenek, taubenek@boell.de
Programm und Anmeldeformular finden Sie unter www.asienhaus.de/wasserworkshop.pdf

Zurück

Am 15.10. veranstalten Asienhaus, die Heinrich-Böll-Stiftung und Brot für die Welt einen Workshop zur Wasserkrise in Asien. U.a. wird Frank Kürschner-Pelkmann einen Überblick über die Wasserprobleme in Asien geben, Dr. Sebastian Bauer wird sich mit der Wasserpolitik der Asian Development Bank beschäftigen, Charles Santiago aus Malaysia mit der Rolle der europäischen Konzerne. Niklas Reese wird die Erfahrungen mit der Trinkwasserversorgung in Manila schildern. Abschließend wird über Lösungsansätze für die Wasserkrise diskutiert werden.

Um Weiterverbreitung dieser Information wird gebeten.

ad 2) 15.10., 19.30, Essen: Filmvorführung "Railroad of Hope" 
Informationen beim Asienhaus: 0201/8303825, ulrike.bey@asienhaus.de  
Ort: Kulturzentrum Grend, Essen-Steele, Westfalenstraße 311

Zurück

Im Rahmen der gemeinsam vom Asienhaus, dem Eine-Welt-Forum Essen, pro asyl Essen und dem Flüchtlingsrat NRW organisierten Filmreihe "Migration in Asien" wird am 15.10. der chinesische Film "Railroad of Hope" gezeigt (Regie: Ning Ying, China 2001, 56 Min., Original mit englischen Untertiteln).

Jedes Jahr, im August und September, verlassen tausende Landarbeiter Sichuan und begeben sich auf eine 3000 Kilometer lange Zugreise. Drei Tage und zwei Nächte fahren sie in Richtung Westen, zur Autonomen Region Xinjiang. Hier müssen endlose Baumwollfelder abgeerntet werden, eine schwere, aber ganz gut bezahlte Arbeit. Die meisten verlassen ihre Dörfer zum ersten Mal, viele sind noch nie mit der Bahn gefahren. Regisseurin Ning Ying untersucht dieses relativ neue Phänomen der Migration innerhalb Chinas und zeigt die Massen von Menschen, die sich auf diese beschwerliche und oft ungewisse Reise begeben. Zum ersten Mal kommen hier in einem Dokumentarfilm chinesische Landarbeiter aus ärmlichen Gegenden in der Mitte Chinas zu Wort und sprechen offen und ehrlich über ihr Leben. 

Zur Einführung wird Björn Alpermann, Regionalwissenschaftler zu China der Universität Köln, über Wanderarbeit in China und chinesischen Dokumentarfilm berichten und zum anschließenden Gespräch in der Kneipe des Grend zur Verfügung stehen.

ad 3) Veranstaltungsreihe zu "Biopiraterie im Reisfeld" mit dem thailändischen Vertreter Thong Law
nähere Informationen auf der Webseite der BUKO-Agrarkoordination http://www.bukoagrar.de/texte/urg_act.php

Zurück

Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der BUKO-Agrar-Koordination beteiligt sich das Asienhaus an Veranstaltungen in Essen (28.10.) und Münster (29.10.). Dort berichtet der thailändische Vertreter Thong Law über die amerikanischen Versuche, den thailändischen Jasmin-Reis zum Anbau in den USA technisch zu verändern. Thong Law betreibt eine integrierte organische Farm und hat die thailändischen Protestaktionen gegen den Raub von Jasmin-Reis teilweise koordiniert.

In Essen findet die Veranstaltung am 28. Oktober um 20.00 Uhr im Kulturzentrum GREND statt. Mitveranstalter sind Exile Kultur-Korrdination und das Eine Welt Forum. (Kontakt: Uwe Pfromm, uwipf@gmx.net). In Münster ist der Veranstaltungsort Universität Münster, Hörsaal 200, Pferdegasse 3 (im Paläontologischen Museum). Mitveranstalter sind die Deutsch-Thailändische Gesellschaft, Stützpunkt Münster, und der Thailändische Studentenverein* in Deutschland in Zusammenarbeit mit Institut für Ethnologie am Geographisches Seminar der WWU Münster. (Kontakt: Prof. Dr. Volker Grabowsky, grabowsk@uni-muenster.de.

Weitere Veranstaltungsorte in Deutschland können Sie der o.g. Internetadresse entnehmen.

ad 4) Konferenzbericht: "Interreligiöser Dialog über Religion und Globalisierung", Chiang Mai, August 2003
von Gerhard Köberlin, Vorsitzender der Asienstiftung

Zurück

Eine philippinische Benediktinerin und ein islamischer Theologe aus Teheran und ein buddhistischer Mönch aus den Bergen Thailands und ein Hochschullehrer eines christlichen College in den USA sind sich einig: die Globalisierung bedroht ihre Länder und ihr tägliches Leben. Wenigstens als die Art von Globalisierung, die sie erfahren: als neoliberale Wirtschaftsideologie, in Form einer “westlichen” und auch US-amerikanischen Dominanz.

Kurz vor der Cancun-Konferenz der Welthandelsorganisation im September 2003 ging im August 2003 die inter-religiöse Globalisierungskonferenz in Chiangmai/Thailand zuende. Die mehr als 300 Teilnehmer aus über dreißig Ländern - Christen, Buddhisten und Muslime - lehnen eine Zukunft unter dieser Wirtschaftsideologie fast alle ab, als sie sich auf Einladung der Payap-Universität zu ihrer Dialogkonferenz trafen. Aber für viele Teilnehmer ist die Globalisierung gleichzeitig eine wichtige Epoche, die emanzipatorisch genutzt werden kann und muß - um die Pluralität global leben zu können. Religiöse, kulturelle Pluralität ist die Bedingung, unter der Gerechtigkeit und Frieden und Umweltverantwortung nur noch möglich sind – und zwar ohne den dauernden Zwang, die eigene Identität gegen den anderen sichern zu müssen.

Bereits von 26 Jahren spielte Chiangmai eine bedeutende Rolle für die zunehmende Erkenntnis, daß Dialog die Bedingung für religiöse und kulturelle Identität sein muß. 1977 verabschiedete dort die Konferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen, daß “Dialog als Lebensstil beschrieben, erfahren und entwickelt werden muß”. Dies war ein Zeichen dafür, daß sich eine kopernikanische Wende unter den meisten Religionen vollzogen hatte: Ziel von Dialog ist nicht, das andere System verstehen, sondern einen Menschen verstehen, der anders ist als ich – durch Begegnung und Kommunikation.

In Chiangmai II” zeigt den Fortschritt auf diesem Wege: jenseits von Begegnung gibt es keine Erkenntnis, Identität und Ethik. So kommen

Der US-Theologe John Butt, der Direktor des Religionsinstituts der Payap-Universität - eine Gründung der evangelischen Kirche Thailands als älteste Privatuniversität des Landes – berief zusammen mit der Society for Buddhist-Christian Studies (David Chappell, Ruben Habito) diese Konferenz ein. Viele buddhistische Mönche aus Thailand und Laos beleben mit ihren orangefarbenen Roben die Vielfalt. Zudem haben Buddhisten in jenem Teil der Welt eine sehr schwach entwickelte Kommunikation, so daß eine solche Konferenz einen außerordentlichen Dienst leisten kann auch für den intra-religiösen Dialog.

Das geheime Thema für Religion unter den Bedingungen der Globalisierung ist wohl, wie es möglich ist, der Unsicherheit der eigenen Identität zu trauen, ohne Angst vor dem Anderssein des Anderen haben zu müssen. Dazu wird es im Dialog offenkundig, daß die Begegnunug mit dem mystischen Erbe der eigenen Tradition entscheidend ist: das buddhistische Dhamma, die christliche Mystik, die islamische Mystik. An entscheidender Stelle zitierten auch die iranischen Referenten Rumi oder Ibn al Arabi, oder Christen Bede Griffiths und Thomas Merton. In dieser inneren Notwendikeit zum Dialog werden sich so sehr unterschiedliche Teilnehmer einig - eine Notwendigkeit aus den Wurzeln ihrer eigenen religiösen, spirituellen Tradition heraus. Dies wird bei den acht Vorträgen, zwölf Podiumsdebatten, und über 60 Referaten während sieben vollgepackter Tage schnell und beglückend deutlich.

Wer den Frauen zuhörte, konnte allerdings verstehen lernen, daß die Mann-Frau-Beziehung das Paradigma sein könnte, dialogische Existenz (und auf diese Weise einen elementaren Zugang zu den Quellen von Spiritualität) zu lernen. Das mußten die Muslimas (Elmirzana), die Buddhistinnen (Ouyporn) und die christlichen Theologinnen (Sr Mary John OSB/Ecumenical Association of Third World Theologians) den Männern sagen: Wandel entsteht dort am ehesten, wo Frauen sich zu Wort melden. Und das wäre wohl auch eine entscheidende Antwort auf die Gewaltproblematik der Männer.

Die Globalisierung ist eine große Herausforderung für diese offenbar schwierige Aufgabe, Dialog als “Lebensstil” zu leben in der Pluralität der Kulturen und Religionen – und also als dialogische Identität.

____________________________________
Bestellung und Abbestellung des Asienhaus-Rundbriefes
--------------------------------------------------------------------------------

Asienstiftung Essen/Asienhaus Essen, Bullmannaue 11, D-45327 Essen,
Tel.: +49-201-8303838, Fax: +49-201-8303830

Koreaverband: koreaverband@asienhaus.de
Philippinenbüro: philippinenbuero@asienhaus.de
SOA-Infostelle: soainfo@asienhaus.de
Burma.Initiative: burma@asienhaus.de

Projekt Nachhaltigkeit: d.guerrero@asienhaus.de
China-Projekt: chinaag@asienhaus.de 

Spendenkonto des Asienhauses: 8204102, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00
----------------------------------------------------------------------