Asienhaus-Rundbrief 6/2005, 1.4.2005

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21. Mai: 10 Jahre Asienhaus - Eine Idee macht ihren Weg!
Mehr: http://www.asienhaus.de/10jahre
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In Kürze:
1) Köln/Bonn: "Unsere Opfer zählen nicht"  Die 3. Welt im Zweiten Weltkrieg
2) 4.7., Göttingen: Kolloqium "Jihad im Moro-Land?" (Call for Papers) 

3) Die Baumriesen fallen - Raubbau in Kambodscha
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ad 1) Köln/Bonn: "Unsere Opfer zählen nicht" - Die 3. Welt im Zweiten Weltkrieg
Kontakt: rjb-koeln@t-online.de 

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Eine Veranstaltungsreihe in Köln und Bonn (April/Mai 2005) mit Filmen, Vorträgen, Buchpräsentation und einer Fotoausstellung ist den vergessenen Opfern des Zweiten Weltkrieges in der Dritten Welt gewidmet. Die Veranstaltungen, die durch eine Vielzahl von Organisationen getragen werden (darunter der Korea Verband und das philippinenbüor im Asienhaus) bieten ein breites Spektrum von Informationen. Das vollständige Programm ist auf der Webseite des Asienhauses als pdf-Datei (312 KB) verfügbar.

Ihre Kriegseinsätze kommen in den Geschichtsbüchern nicht vor, und ihre Gefallenen sind nirgends aufgelistet. An ihre Opfer erinnert kaum ein Monument und an den Bombenterror in ihren Städten keine Fernsehserie. Die meisten ihrer Zwangsarbeiter erhalten keine Entschädigung und die meisten ihrer Veteranen keine Kriegsrente. So hoch der Preis auch war, den die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg zahlte, so konsequent wurde er seitdem vergessen und verleugnet.

Zu den Befreiern der Welt vom deutschen und italienischen Faschismus sowie vom japanischen Großmachtwahn gehörten Kolonialsoldaten aus allen Teilen Afrikas vom Maghreb bis zum Kap, Inder und Pazifikinsulaner, Juden und Araber aus Palästina, Mexikaner und Brasilianer, Aborigines und Maoris, Afroamerikaner und Native Americans. Die Krieg führenden Mächte missbrauchten darüber hinaus Millionen Kolonialisierte als Zwangsarbeiter und Zwangsprostituierte. Weite Teile der Dritten Welt blieben nach Kriegsende verwüstet zurück. Doch die Millionen Kriegstoten und die schweren Kriegsschäden der Dritten Welt wurden vergessen, verdrängt und verschwiegen. 

Das Buch "Unsere Opfer zählen nicht« – Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg" des Rheinischen JournalistInnenbüros, Köln 2005 (Herausgeber: Recherche International e.V., Verlag: Assoziation A, Hamburg/ Berlin) erinnert daran. Auf der Grundlage langjähriger Recherchen und zahlreicher Interviews mit Veteranen, Zeitzeugen und Historikern in 30 Ländern gibt es einen ersten Überblick über die weit reichenden Folgen des Zweiten Weltkriegs in der Dritten Welt.  

ad 2) 4.7., Göttingen: "Jihad im Moro-Land?" (Call for Papers)
Kontakt: PD Dr. Arndt Graf 

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CALL FOR PAPERS: "Jihad im Moro-Land? Interdisziplinäres Kolloquium zum Konflikt um die islamische Minderheit in den Süd-Philippinen" 

Seit der Entführung der Göttinger Familie Wallert ist in Göttingen die Aufmerksamkeit für den Konflikt um die islamische Minderheit in den Süd-Philippinen besonders groß. Aus diesem Grund wird am Seminar für Politikwissenschaft der Georg-August-Universität Göttingen am 4.7.2005 ein interdisziplinäres Forschungskolloquium veranstaltet, das über die bekannten älteren Ansätze zum Thema hinausgehen will. 

Willkommen sind Beiträge aus allen in Frage kommenden Disziplinen und Forschungsfeldern, wie zum Beispiel Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung, Geschichte, Medien- und Kommunikationswissenschaft, Ethnologie, Austronesistik, Soziologie, Wirtschaftswissenschaften, Islamwissenschaft etc.

Dieses Kolloquium soll auch dem Gedankenaustausch für laufende Dissertationen zum Thema dienen, von denen zur Zeit einige an Universitäten im deutschsprachigen Raum entstehen. Es ist geplant, die Ergebnisse des Kolloquiums anschließend in einem Sammelband zu veröffentlichen.

Deadlines: Anmeldung der Beiträge mit ca. halbseitigen Abstracts bis zum 20.4.05, Abgabe der Paper (15 Seiten, ca. 6000 Wörter) bis zum 15.6.05.

Veranstalter:
PD Dr. Arndt Graf, Seminar für Politikwissenschaft, Georg-August-Universität Göttingen und Südostasien-Abteilung, Asien-Afrika-Institut, Universität Hamburg
Dr. Peter Kreuzer, Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt

Kontakt: PD Dr. Arndt Graf (arndtgraf@yahoo.de), Postanschrift: Südostasien-Abteilung, Asien-Afrika-Institut, Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1 Ost, 20146 Hamburg, Tel. 040-42838-2379

ad 3) Die Baumriesen fallen - Raubbau in Kambodscha
von Robert Luchs, Das Parlament, Nr. 12/2005, 21.3.2005 

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Ex-König Norodom Sihanouk wusste um die Katastrophe. Doch sein Einfluss war schon geschwunden, als er an die britische Umweltorganisation Global Witness schrieb: "Durch die Abholzung des Tropenwaldes wird die Zukunft Kambodschas und die unserer jungen Generation geopfert." Auch vor der Nationalversammlung in Phnom Penh stieß er auf taube Ohren, als er den Kahlschlag für die schweren Überschwemmungen verantwortlich machte, die sich in den letzten Jahren in dem südostasiatischen Land häufen.

Früher konnten sich die Bauern auf die Regenzeit verlassen. In den vergangenen zwei, drei Jahren fällt der Regen unregelmäßiger. Und die Bauern sind mehr und mehr verunsichert, wann sie mit der Reisanpflanzung beginnen sollen. Marcus Hardtke, deutscher Mitarbeiter bei Global Witness in der Hauptstadt Phnom Penh, sieht große Veränderungen zumindest auf regionaler Ebene. Es sei sicherlich schwierig, diese Entwicklung direkt mit dem Raubbau am Tropenwald in Verbindung zu bringen. Aber die zunehmende Trockenheit sei offensichtlich, mit Bodenerosion im Gefolge und einem veränderten Mikroklima. Die Perioden der Trockenheit sind inzwischen von sechs auf acht Monate angewachsen. Das hat schwerwiegende Folgen für die Landwirtschaft, aber auch für den im Wortsinn "angeschlagenen" Wald, der sich kaum mehr regenieren kann. Seen sinken ab, mit erschreckenden Folgen für den Fischbestand.

Die Roten Khmer, die zwischen 1975 und 1979 rund zwei Millionen Menschen umbrachten, hatten noch bis Anfang der 90er-Jahre weite Teile des waldreichen Westens an der Grenze zu Thailand kontrolliert. Mit dem schwungvollen Tropenholz-Handel finanzierten sie ihre Truppen und ihre Vorstöße gegen die Armee. Dann schaltete sich auch Ministerpräsident Hun Sen in das lukrative Geschäft ein, obwohl Artikel 59 der 1993 verkündeten Verfassung den Schutz und Erhalt der Umwelt vorschreibt.

Als das Land befriedet und die letzten Roten Khmer zu den Regierungstruppen übergelaufen waren, kam das Holzgeschäft erst so richtig in Fahrt. "Von dem Boom haben alle politischen Parteien, die Armee und praktisch jeder profitiert, der eine Kettensäge halten konnte", so Marcus Hardtke. Die Situation geriet außer Kontrolle, sodass Mitte der 90er-Jahre die Geberstaaten der kambodschanischen Regierung ein Ultimatum stellten: Falls nicht sofort eine Waldreform eingeleitet würde, dann werde die Ressource Wald für immer verloren sein. Kambodscha würde keine Entwicklungsgelder mehr erhalten. Unter diesem Druck leitete Ministerpräsident Hun Sen in 1999 eine Reform ein. Von ihr wurden die Betreiber von den im ganzen Land verteilten Sägewerken betroffen. Die "großen Fische" blieben weitgehend unbehelligt, weil sie mit Regierungsstellen gemeinsame Sache machten.

Absurderweise führte die Waldreform dazu, dass der Regierungschef die unliebsame Konkurrenz wie die Oppositionsparteien ausschaltete. So ganz will sich aber die Lobby der Holzhändler nicht verdrängen lassen. Auch bestimmte Leute in den Ministerien in Phnom Penh leben von dem skrupellosen Holzeinschlag nicht schlecht. Also wurde eine neue Idee geboren - das Anlegen von Plantagen bis zu einer Maximalgröße von 10.000 Hektar. Um sie aber anzulegen, muss zunächst einmal der Wald verschwinden. Und genau das geschieht jetzt in Kambodscha.

Unverantwortliche Profitgier

In den Provinzen Pursat und Kampong Chhang fressen sich die Sägen tief in die Wälder hinein. Akazien-Plantagen sind geplant, obwohl der Boden dafür gar nicht geeignet ist. Dann sollen später auch noch Gummi- und Eukalyptus-Bäume gepflanzt werden. Ob dies allerdings jemals geschehen wird, ist mehr als fraglich. Die Größenordnungen sind aus europäischer Sicht unvorstellbar. Es handelt sich um Waldgebiete von bis zu 300.000 Hektar. Der Schaden, der aus Profitgier entsteht, wird nicht wieder gut zu machen sein. Das Monopol für das Anlegen der Plantagen hat der Konzern Pheapimex, dessen Betreiber in der Nähe von Ministerpräsident Hun Sen angesiedelt ist.

Global Witness hat in seiner jüngsten detaillierten Untersuchung mit dem durchaus doppeldeutigen Titel "Taking a Cut" (Einen Schnitt machen) aufgedeckt, dass die Holzlobby auch vor Naturschutzgebieten nicht Halt macht. Am Beispiel des Aural Wildlife Sanctuary, in den Provinzen Pursat und Kompong Speu gelegen, enthüllt die Umweltorganisation erneut die enge Verflechtung mit Hun Sen. Seine 1.000 Mann zählende Leibgarde unter Generalmajor Hinh Bun Heang profitiert vom Handel mit Tropenholz.

Die der Leibwache angehörenden Offiziere Mao und Maorng kommen nach Informationen von Global Witness ein- bis zweimal wöchentlich mit eigenen Trucks in das Naturschutzgebiet und zahlen jeweils 1.000 Dollar Bestechungsgeld an die Spezialeinheiten der Forstverwaltung.

Die Armee hat nicht nur Erfahrung mit illegalem Holzhandel, sondern auch die logistischen Möglichkeiten, das Geschäft nach außen abzusichern. Sie hat genug Leute und eine ausreichende Zahl von Trucks, die die wertvolle Fracht in andere Provinzstädte oder direkt nach Vietnam bringen. Die britischen Umweltschützer haben inzwischen eine haarsträubende Entdeckung gemacht. Bei Kontrollflügen und Untersuchungen stellten sie in der östlichen Provinz Mondulkiri fest, dass auf einem mit Gras- und Buschland bewachsenen Hochplateau das Herbizid Agent White versprüht wird. Im Vietnamkrieg war das Gift nach Agent Orange von den Amerikanern zur Entlaubung der Wälder benutzt worden. Kaum vorstellbar, welchen Schaden das im höchsten Maße krebserregende Herbizid bei den Bewohnern der Provinz verursachen kann. Marcus Hardtke: "Die sprühen das Gift, um Platz für ihre Pflanzungen zu schaffen. Fraglich ist nur, wie sich das auf die Pflanzungen auswirken wird..."

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