China-Informationen 1/2006, 23.1.2006
www.asienhaus.de/china

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In Kürze:
1) 16.2., 19 Uhr, Essen: Treffen der China-AG des Asienhauses 

2) DVD-Besprechung: Die vielseite Familie Chan

3.) Links zu neuen China-Publikationen

4) "Asien im Ruhrgebiet" - Neuer Newsletter aus dem Asienhaus

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ad 1) 16.2., 19 Uhr, Essen: Treffen der China-AG des Asienhauses
Kontakt: chinaag@asienhaus.de

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Wir laden Sie hiermit zum nächsten Treffen der China-AG des Asienhauses ein, das am 16.2. im Asienhaus stattfindet. Ziel dieses Treffens ist die Diskussion und Planung von Aktivitäten für dieses Jahr. Dabei soll auch besprochen werden, welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit es mit Interessierten gibt.

 

Sollten Sie Interesse an einer Mitarbeit oder Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten haben, können Sie uns diese auch per e-mail mitteilen, insbesondere wenn es Ihnen aus zeitlichen Gründen oder weil Sie zu weit weg wohnen, nicht möglich sein, an diesem Treffen teilzunehmen.

ad 2) DVD-Besprechung: Die vielseitige Familie Chan
von Heike Wegmann (Blätter des iz3w)

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Im folgenden stellen wir Ihnen die Besprechung einer neuen DVD vor, die uns freundlicher Weise von den Blättern des iz3w zur Verfügung gestellt worden ist: Traces of a Dragon, Regie: Mabel Cheung, Produktion: Jackie Chan, Hongkong 2003, Ton Chinesisch, Untertitel: Deutsch., FSK 16, 94 Min., Preis: ca. 14 €.

Jackie Chan gehört zu den wenigen, die nicht nur gleichzeitig Schauspieler, Stuntman, Drehbuchautor und Produzent unzähliger Filme sind, sondern sowohl in Asien wie auch in Hollywood erfolgreich produziert haben. Er liebt generell den Spagat, denn auch seine Mischung aus Kampfkunst und Slapstick, aus hochgradig choreographierter Akrobatik und tapsig-naiven Helden revolutionierte das sonst beinharte Actiongenre. Auch wenn es um mehr oder weniger leichte Unterhaltung geht, so fließen doch immer neue Konstellationen interkultureller Settings in die Filme ein, seien es die Probleme eines kaiserlichen chinesischen Palastwächters in einem Saloon oder bei Indianern im wilden Westen (Shang-High Noon) oder wenn sich Jackie Chan als Passepartout in seiner Adaption von „In 80 Tagen um die Welt“ als Franzose ausgibt und die Reisenden ins chinesisches Heimatdorf statt nach Indien lotst.

Bemerkenswerter als die Plots in den über 100 Filmen, an denen er mitgewirkt hat, mutet seine eigene Familiengeschichte an, über die die Dokumentation „Traces of a Dragon“ berichtet. Ausgangspunkt für den Film war, dass der Vater dem Sohn eines Tages Dinge eröffnete, die er sich nie hätte träumen lassen. „Ich bin nicht das einzige Kind der Chans, mein Familienname ist nicht einmal Chan“ rekapituliert Chan immer noch völlig verwundert. Der Vater erscheint in den Interviews als ein knuffiger alter Haudegen, der allerdings einiges auf dem „Kerbholz“ hat. Während der 1930er Jahre, also während Japan Teile Chinas besetzt hielt und blutig unterdrückte, schlug er sich mit einer Gruppe junger Männer durchs Leben, die schmuggelte und Gelegenheitsjobs erledigte. Dann wurde er Spion für den Kuomintang-General General Chiang Kai-shek. In den Wirren des japanisch-chinesischen Krieges verlor er Eltern und Schwester und lernte seine erste Frau kennen, mit der er zwei Söhne hatte, die aber an Krebs starb. Im anschließenden Bürgerkrieg zwischen Kommunisten und Kuomintang flüchtet Fang Daolong wie viele andere vor den siegenden Kommunisten über Shanghai, wo er wieder als Gangster agiert, ins britische Hongkong, wo er 1949 ankommt. Er übernimmt den Familiennamen seiner späteren Frau und benennt sich in Chan Chi-ping um, um nicht erkannt zu werden und lässt seine kleinen Söhne auf dem Festland zurück. Seine zweite Frau hat ihrerseits zwei Töchter aus erster Ehe, die sie zurück lassen musste und kommt 1951 nach Hongkong. Sie hat ein wechselvolles Leben hinter sich, das sich nicht mit den harten aber harmloseren Erinnerungen Jackie Chans deckt. Alle vier unbekannten Geschwister kommen im Film zu Wort und schildern ihr Leben in China, das einen so anderen Verlauf als das Chans nehmen sollte. So hatten die Geschwister unter dem Terror der 1966 einsetzenden Kulturrevolution zu leiden. Ein Sohn wurde mit einem Schild um den Hals mit der Aufschrift „giftiges Unkraut“ als „Konterrevolutionär“ durchs Dorf getrieben, war doch der Vater Anhänger des politischen Feindes.

Der 1954 geborene Jackie aka Chan Kong-sang wurde währenddessen bereits im Alter von sieben Jahren mit einem Zehnjahresvertrag an die extrem harte China Drama Academy des bekannten Peking-Opern-Meisters Yu Shanyuan „vermietet“, um dort 19 Stunden täglich Schauspiel, Tanz, Gesang, Akrobatik und Kampfkunst zu studieren und dafür für die Schule aufzutreten. Mit ihm wurden auch spätere Kino-Kollegen wie Sammo Hung (aktuelle US-Serie „Martial Law“) und Yuan Biao dort ausgebildet. Seine Eltern gingen währenddessen mit ihrem Arbeitgeber, dem amerikanischen Konsul, nach Australien. Im Weiteren zeigt der Film den noch lange Zeit steinigen Aufstieg Jackie Chans zum Erfolg, der mit Stunts und kleinen Rollen sowie Arbeit auf dem Bau und Kochen lernen in Australien gepflastert war. Und der Suche des Vaters nach den anderen Söhnen, die Briefträger und Schweinehirt in der Provinz Anhui geworden waren. 1985 findet das erste Treffen statt, doch Jackie Chan selbst hat seine Brüder bis zum Filmdreh nicht gesehen: „Ich bin nicht so sicher, ob Blut wirklich dicker ist als Wasser. Ich fühle mich wahrscheinlich Sammo Hung näher, Yuan Biao oder Willie Chan. Wenn Du mir erzählst, der Typ da ist mein biologischer Vater, dann umarme ich immer noch diesen Vater, so viel ist sicher. Das gleiche gilt auch für Mutter.“ Und so ist auch die ganze Dokumentation trotz starker emotionaler Anteile nicht als sentimentale Wiedervereinigungsgeschichte angelegt, sondern verbindet das vorausgesetzte Interesse für einen Promi mit einer Lektion in chinesischer Geschichte. Dass dabei die Kommunisten nur als die Bösen und die Kuomintang nur als die Guten wegkommen, sei dabei geschenkt. Nicht ganz einfach fällt es dagegen, die versetzten Zeitachsen in Bezug auf die Geschichte der Brüder auf der einen und der Schwestern auf der anderen Seite nachzuvollziehen.

Die Dokumentation wurde 2003 auf der Berlinale vorgestellt und ist nun auf DVD erhältlich. Die DVD enthält als Extra die knapp 50minütige Pressekonferenz von der Berlinale. Darin ist z.B. zu erfahren, warum Chan seiner Ansicht nach bis zu „Rumble in the Bronx“ (1996) und „Rush Hour“ (1998) kaum Erfolg in den USA gehabt habe: Die Amerikaner seien durch Leute wie John Wayne und Clint Eastwood zu sehr an „ein Schlag und k.o.“- Szenen gewöhnt gewesen, Kampfsport und Komik habe in ihren Augen nicht zusammen gepasst. Man merkt Chan aber auch eine gehörige Portion Ärger über die Verhältnisse in Hollywood an. Denn es waren auch Rassismus und Arroganz in den USA gegenüber Chinesen, die Chan persönlich zunächst lange den Erfolg in Hollywood verwehrten. Bruce Lee wurde Anfang der 1970er Jahre von den Produzenten die Hauptrolle in der ersten Eastern-Western-Serie „Kung FU“ verwehrt, weil man dem amerikanischen Publikum keinen Asiaten als Hauptdarsteller zumuten könne. Den Job des chinesischen Kampfmönchs bekam damals David Carradine („Kill Bill“), für den man sich die Zeitlupenaufnahmen von Kampfszenen wirklich hätte sparen können. Mit Shang-Hai Noon kam Chan im Jahr 2000 darauf zurück. Neben der Thematisierung der chinesischen Arbeit an der Eisenbahn im 19. Jahrhundert, quasi unter sklavenhalterischen Bedingungen, kommt es selbstverständlich dazu, dass grobschlächtige Weiße den „Gelben“ aus dem Saloon werfen wollen. Und da ist Chan in seinem Element, wirbelnde Action zu inszenieren.

Chan zieht immer wieder Filmideen aus seinem eigenen Leben. In der Dokumentation ist bspw. zu sehen, wie er vor seinem Durchbruch in Hongkong als Koch in Australien arbeitete. In „Mr. Nice Guy“ spielt er einen Fernsehkoch ebendort, der in der Luft Spagetti zaubert und zersäbelt und dem Publikum Häppchen vom Löffel in den Mund katapultiert. Es bleibt also abzuwarten, was sein nächstes Häppchen ist. Die japanischen Besatzer, die aufgrund der Bombardierung Nangkings immerhin einen ganzen Teil seiner Familie auf dem Gewissen haben, hat er - dies damals noch nicht wissend - bereits in einem frühen Film von 1976 (New Fist of Fury) vermöbelt. Aus aktuellem Anlass könnte er doch eigentlich mal filmisch dem Yasukuni-Schrein einen Besuch abstatten, in dem Japan seine Kriegsverbrecher ehrt.

ad 3) Links zu Publikationen zu China

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Wir möchten Sie auf folgende Neuerscheinungen hinweisen, die die internen und externen Entwicklungen in China unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchten.

ad 4) "Asien im Ruhrgebiet" - Neuer Newsletter aus dem Asienhaus
Info: www.asienhaus.de/ruhr/ruhrgebiet.htm 

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Um die überregionalen Rundbrief - wie diese China-Informationen - zu entschlacken, haben wir uns zu einem neuen Newsletter entschlossen, mit dem sich zielgerichtet Asien-Interessierten aus dem Ruhrgebiet über asienbezogene Aktivitäten in der Region informieren können. Dieser neue Newsletter wird je nach Bedarf erscheinen.

Wenn Sie den Rundbrief abonnieren wollen, gehen Sie auf www.asienhaus.de/ruhr/ruhrgebiet.htm.  

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