Menschen(ge)recht,
Sozial(ge)recht, Umwelt(ge)recht" |
China-Informationen
4/2007, 20.7.2007 |
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In Kürze:
1) China und Europa
2) Olympische Spiele in Beijing
3.) Buchbesprechung: Rightful Resistance in Rural China
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ad 1) China und Europa |
Mit verschiedenen Aspekten der Beziehungen Chinas
zu Europa/Deutschland befassen sich die folgenden drei Arbeiten:
Chinas Blick auf die Europäische Union.
Aus chinesischen Fachzeitschriften der Jahre 2006 und 2007.
SWP-Zeitschriftenschau 2007/ZS 03, Juli 2007: von Gudrun Wacker und
Friederike Wesner.
Die Zeitschriftenschau fasst verschiedene Stellungnahmen chinesischer
Wissenschaftler zusammen.
Fair
and Unfair Competition. The EU-China trade race and its gender implications,
WIDE Network, von Christa Wichterich.
In der Zusammenfassung heißt es, dass dieser Bericht einige kritische
Aspekte der europäisch-chinesischen Beziehungen unter Gender-Aspekten
analysiert. Unter dieser Fragestellung, heißt es weiter, sei China nach wie
vor ein blinder Fleck in der Analyse der neoliberalen Globalisierung unter
Gender-Aspekten.
China:
Kampf um Augenhöhe und Stabilisierung, aus der Reihe Kompass2020 der
Friedrich-Ebert-Stiftung von Bernd Reddies.
Der langjährige Vertreter der FES in Beijing befasst sich mit der
Entwicklung Chinas in der internationalen Politik, der politischen
Perspektiven und wirtschaftlichen Spielräume, die sich daraus ergeben und
entwickelt Szenarien für das Jahr 2020.
ad 2) Olympische Spiele werfen Schatten voraus |
Es sind noch etwas mehr als ein Jahr bis zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Beijing. In den kommenden Monaten wird sich das öffentliche Interesse erhöhen und entsprechende Publikationen erscheinen. Im folgenden finden Sie Hinweise auf zwei Arbeiten, die unterschiedliche Aspekte beleuchten:
ad 3) Buchbesprechung:
Rightfull Resistance in Rural China |
O'Brien,
Kevin J; Li Lianjiang: Rightful Resistance in Rural China. Cambridge University
Press, Cambridge, New York et al 2006. Die Besprechung wurde geschrieben von
Astrid Lipinsky.
Die Autoren Kevin O'Brien und Li Lianjiang beschäftigen sich seit 1994, seit mehr als zehn Jahren, wissenschaftlich mit den Protesten von Landbewohnern und haben vielfach darüber publiziert. Das vorliegende Buch erfreut bei einem ersten Blick mit einem ausführlichen, mehr als zwanzig Seiten langen Verzeichnis einschlägiger Literatur zum Thema.
Weniger überzeugend findet die Rezensentin jedoch den Versuch, die Erkenntnisse über die dörfliche Protestbewegung zu generalisieren und zu theoretisieren. Es wird erstens nicht klar, warum die Benennung als „rightful resistance“ mehr über die Proteste auszusagen in der Lage ist, als eine reine Vorab-Rechtfertigung (und durchaus politische Positivbewertung) der Proteste zu sein Zweitens verhindert der übergeordnete Charakter des „rightful resistance“-Begriffes die Konkretisierung von Einzel-Unterbestandteilen wie etwa den Petitionen. Zwar enthält das Buch die nötigen Informationen, aber sie finden sich in den – ausführlichen – Fußnoten. Wer sich einen ersten Einblick in die dörflichen Proteste verschaffen will, der ist mit einem der fallbezogenen Aufsätze der Autoren (z. B. „The Politics of lodging Complaints in Rural China“ in China Quarterly 1995, Nr. 143, S. 756-83) besser bedient. Wer hofft, dass den Autoren mit dem neuen Buch allgemeingültige Erkenntnisse zu den Protesten gelungen sind, sieht sich mit unbewiesenen oder arg allgemeinen Einschätzungen abgespeist, denen auch die internationalen Vergleiche (DDR, Bewegung für gleichberechtigten Lohn in den USA) nicht weiterzuhelfen vermögen. Ohnehin wird nicht deutlich, welchen Erkenntnisgewinn internationale Beispiele für den chinesischen Fall bringen (können). Allgemeingültige Aussagen sind nur in geringer Zahl möglich. Ihre Hinzuziehung und Wiederholung in mehreren Unterkapiteln schadet dem Gesamteindruck.
Auf andere neben den dörflichen Protesten verweisen O'Brien und Li Lianjiang nur, beispielsweise auf die ebenfalls wichtigen Proteste der ArbeiterInnen. Andere Protestursprünge werden nicht referiert. Die Rezensentin möchte hier nur auf die Proteste von Frauen gegen die Vorenthaltung ihrer gesetzlichen Gleichberechtigungsansprüche verweisen. Frauen spielen bei den von O'Brien und Li Lianjiang analysierten Protestformen augenscheinlich keine Rolle: Weder kommen sie als Schlagwort im Stichwortverzeichnis vor noch im Text. Soweit erkennbar, sind nur zwei der 80 Interviewpartner weiblich, als „Ehefrauen der Aktivisten“. Ob deshalb neben Wahlfälschung, Steuererpressung und illegaler Landwegnahme auch Gewalt gegen Frauen Proteste auslösen oder verschärfen könnte, wird nicht thematisiert.
Bei der detaillierten Auflistung von Protestmethoden im Dorf entgeht den Autoren, dass es sich dabei ohne Ausnahme um maoistische/kulturrevolutionäre, in den Dörfern traditionell bestens eingeübte Techniken handelt. Auf die mögliche, vermutlich große Bedeutung der kulturrevolutionären Massenmobilisierung für die heutigen Kollektivproteste gehen sie daher nicht ein.
Das große gültige Gesamtbild der Dorfproteste gibt das Buch nicht, aber es leistet durch die akribische Sammlung einer Flut von Einzelheiten (meist in den Fußnoten) wertvolle Vorarbeit.
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