China-Informationen 8/2005, 14.10.2005
www.asienhaus.de/china

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In Kürze:
1) Dai Jinhua: 1000 Frauen für den Nobelpreis 2005 - Ein symbolisches und wirkungsvolles Unterfangen
2) Erinnerung: 1.11., Berlin: Tagesseminar "China - Bleibt die Umwelt auf der Strecke?"
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ad 1) 1000 Frauen für den Nobelpreis 2005 - Ein symbolisches und wirkungsvolles Unterfangen
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on Dai Jinhua, email:daijinhua@pku.edu.cn, mehr Infos: www.1000peacewomen.org 

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Der folgende Artikel wurde heute im Asienhaus-Rundbrief 17/2005 veröffentlicht. Sollten Sie auch diesen beziehen, bitten wir wegen der Doppelsendungen um Entschuldigung. Der Artikel steht auch zum Download als pdf-Datei zur Verfügung: www.asienhaus.de/public/archiv/daijinhua1000frauen.pdf

Am 7. Oktober wurde der Friedensnobelpreis 2005 je zur Hälfte an die Internationale Atomenergieorganisation IAEO und deren Generaldirektor Mohammed ElBaradei vergeben. Die Hoffnung, dass der diejährige Preis an die im Januar 2005 vorgeschlagenen 1.000 Frauen geht, erfüllte sich nicht „Schade, der Friedensnobelpreis für die 1000 Frauen wäre ein starkes, friedenspolitisches Symbol gewesen - und ein solches hätte die Welt heute bitter nötig!“ sagt Vizepräsidentin und Politikerin Monika Stocker. Trotzdem - wichtige Ziele der Initiative wurden erreicht. Überall entstehen neue Netzwerke: zwischen Afrika und China, im Balkan und in Europa, in Kirgisien und Brasilien.“ Mitte Oktober erscheint das Buch der „1000 Friedensfrauen“, in dem die Arbeit der vorgeschlagenen Frauen vorgestellt wird. Klicken Sie hier für mehr Informationen dazu
Der folgende Beitrag von Dai Jinhua erläutert die Hintergründe für diese Initiative. Die Autorin ist Professorin für vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft an der Peking Universität und Mitglied des chinesischen Koordinationskreises für diese Initiative. Sie gilt als eine der profiliertesten Filmkritikerinnen und Feministinnen in China. Zuletzt erschienen auf Englisch einige Arbeiten von ihr in „Cinema and Desire: Feminist Marxism and Cultural Politics in the Work of Dai Jinhua“, (Eds. Jing Wang and Tani E. Barlow. London: Verso, 2002).  Email: daijinhua@pku.edu.cn

Der Artikel erschien erstmals in der chinesischen Zeitschrift "Dushu" (=Lernen bzw. Lesen),  eine monatlich erscheinende politische Debatten-Zeitschrift, in der vor allem chinesische Intellektuelle der so genannten "neuen Linken" schreiben. Sie gilt als eine der wenigen globalisierungskritischen chinesischen Zeitschriften.

Ein symbolisches und wirkungsvolles Unterfangen – 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005

Eine symbolische Aktion

In meinen Augen steht das Projekt 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 als solches für eine alternative Gesellschaftskonzeption sowie für eine andere Auffassung sozialen Handelns. Es betrifft nicht nur die Beziehungen zwischen Frieden und Krieg, Mann und Frau, Unterdrückung und Widerstand, Gewalt und Gegengewalt, sondern ist ebenfalls ein Bestreben, den Schweigenden eine Stimme zu finden, die Schatten aufzuhellen, eine andere Welt, eine andere Seinsweise, eine andere Vorstellungsart möglich werden lassen.

Zweifellos ist dies eine soziale Aktion mit reicher Symbolik. Dies gilt insbesondere für die tausendste Frau: Diejenige ohne Namen, diejenige, die noch zu benennen ist. Sie symbolisiert nicht nur eine fehlende Nominierung, ein bei jedem Auswahlverfahren vorkommender Mangel im Informationsaustausch, sie symbolisiert zudem die Frauen, die die Hälfte der Menschheit ausmachen, insbesondere die Frauen an der Basis, die der Mühseligkeit des Alltags mit Beharrlichkeit, Hingabe und Mut entgegentreten. Diese Tausendste, sowie jede der anderen 999, kann irgendeine Frau sein, welcher Hautfarbe, welchen Alters, welcher Staatsangehörigkeit oder Identität auch immer. „Sie“ kannst du sein (siehe nächste Seite), oder ich. 

Dieses globale Projekt der Nominierung und Auswahl besteht nicht darin, 1000 Frauen zu ernennen oder hervorzuheben. Es ist den Versuch, die Schatten aufzuhellen. Was erhellt wird, sind jedoch nicht bloße Ränder oder Ecken, nicht die bloßen Beiträge einzelner Frauen zur Menschheit oder die Rolle und Funktion der Frauen in der (post)modernen Gesellschaft. Was beleuchtet wird, ist eine andere Welt: eine Welt, die vergessen wurde, eine Welt, die von der Karte der globalen Wirtschaft verdrängt wurde, eine Welt, die Leid erträgt, die mit schwerer Bürde voranschreitet, und dennoch voller Lebenskraft und Farben ist. Hier geht es nicht einfach darum eine Lücke zu füllen, oder um arithmetisches Zusammenrechnen; dies ist nicht bloß fragmentarisch und gewöhnlich.

1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 als offene Herausforderung

Für mich stellt das Projekt 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 eine offene Herausforderung dar, oder das, was man eine Provokation nennen könnte: „Milde Wut“, um die Rhetorik der mexikanischen indigenen Chiapas-Bewegung zu entlehnen, oder vielmehr, wie ich es bezeichnen würde, „milde Provokation“. Hier steht „mild“ weder für eine positive Essentialisierung der „Weiblichkeit“ noch für einen ironischen Kommentar; die Betonung liegt auf Alterität und Differenz. Dies ist kein starrer Antagonismus, kein lärmender Aufruhr, keine unversöhnliche Rivalität zwischen Gut und Böse, keine traurige Rechtschaffenheit, um die teuflischen Misshandlungen seitens der Gegner hervortreten zu lassen. Nein! Diese milde Provokation bildet, dank der Beleuchtung der Schatten, den Versuch, auf etwas zu zeigen und sanft zu sagen: „Ich möchte zuerst, dass du siehst“. Du sollst durch die Geschichten der 1000 Frauen, die Szenen hinter der „verkehrten Welt des Wohlstands und Friedens“, eine gewöhnliche Person mit einem gewöhnlichen Herzen, die drohende Krise und der kleine aber beharrliche Kampf zur Abwehrung dieser Krise zu sehen bekommen. Wenn du versuchst, zu schauen, und tatsächlich etwas sehen kannst, dann wird die Welt in deinen Augen hinfort eine andere sein. Was „sie“ anstrebt, ist, falls überhaupt möglich, eine Begegnung zwischen der Peripherie und dem Zentrum. Begegnung impliziert eine gegenseitige Entdeckung, und Entdeckung impliziert eine Veränderung auf beiden Seiten. 

Eine milde Provokation für den Friedensnobelpreis

Diese milde Provokation ist zunächst eine Provokation für den Friedensnobelpreis. Nicht nur für dessen offensichtlich männerdominierte Welt: Seit er 1901 das erste Mal vergeben wurde, erhielten in über einem Jahrhundert nur 12 Frauen diese Auszeichnung. Mehr noch, diese Initiative ist auch eine Provokation für das Weltbild und das historische Paradigma, welche durch einen solchen Preis dargestellt werden, nämlich eine Welt, in der das Steuer stets von bedeutenden Persönlichkeiten kontrolliert wird, in der Momente immer „entscheidende Momente“ sind, mit Helden, welche das Schicksal der Menschheit bestimmen und retten, in der Dialoge nur zwischen Eliten stattfinden und Konflikte den Mächten inhärent sind.

Gelegentlich wurde der Preis denjenigen verliehen, welche hegemonistischen Mächten Widerstand leisteten. Dies war aber eine „nachträgliche Anerkennung“, zu spät verliehen angesichts des massiven Blutvergießens und der großen Zahl der Opfer, und des endlosen Erdulden Müssens und Leidens. Auch wenn wir das Ergebnis oder die Logik des kalten Krieges außer Acht lassen, auf der Liste der Friedensnobelpreisträger mangelt es nicht an Schlächtern, welche ihre tötenden Waffen gerade niedergelegt hatten, deren Verwandlung in Buddhas aber noch bevorstand. Als ob wir dankbar für ihr Mitgefühl sein sollten, weil wir, gewöhnliches Volk ohne Waffen und Mittel, nicht länger Verfolgungen ausgesetzt sind.

Diesmal ist es, ganz im Gegensatz zur Geschichte des Friedensnobelpreises, kein Einzelner, keine drei Personen oder eine Organisation, die für eine Persönlichkeit steht, welche „den Lauf der Geschichte verändert hat“. Stattdessen sind es 1000 Frauen aus allen Teilen der Welt, insbesondere aber den grassroots, aus der Zivilgesellschaft und aus den Tiefen des Schweigens. 1000 gegen 1; es geht nicht darum, der Erhabenheit und dem Ruhm der Helden mit einem Addieren der Bedeutungslosigkeit und Anonymität der Frauen entgegenzutreten. Es geht, auf einer symbolischen Ebene, um das Kollektiv gegen das Individuum, um das gewöhnliche Volk gegen die Elite. Zweifellos geht es hier um Geschichte, nunmehr aber kleingeschrieben, was vielleicht die ursprüngliche Bedeutung von „Geschichte“ ist: Geschichte nicht als Aufeinanderfolge entscheidender Momente, sondern als ein Kontinuum von Anstrengungen, Schöpfungen, Kämpfen und Widerständen.

Eine Provokation für die Auffassung von Frieden

Diese milde Provokation ist auch eine Provokation für die existierenden Friedenskonzeptionen. Frieden ist nicht zu definieren als „Intervall zwischen zwei Kriegen“. Frieden betrifft das Leben und die menschliche Existenz als solche, die mit allen Arten von Gewalt konfrontiert ist: Verelendung, Hunger, Entkräftung, Seuche, Verbrechen, massive ökologische Zerstörung, und die sich in der heutigen Welt mit Gleichgültigkeit, Verlassenheit, Vorurteilen und Diskriminierung auseinanderzusetzen hat. Friedensbemühungen bestehen in Versuchen, Kriege zu beenden, sie umfassen aber auch Versuche, eine Welt der Sicherheit für die Menschheit zu fordern, eine solche anzustreben und zu erhalten. Was diese Sicherheit bedroht, ist nicht nur Krieg, sondern auch die Logik dessen, was zuweilen als Entwicklung, Leistungsfähigkeit oder Profit bezeichnet wird. 

1000 Frauen und deren Geschichte herauszuheben und darzustellen, bedeutet für uns, das Heldentum des Alltags neu zu schreiben und die unsichtbare Welt, die Teil unseres Lebens ist, offenkundig werden zu lassen: eine Welt, die sich in nahezu unaufhörliche „regionale Kriege“ verfangen hat; eine Welt, die Zeiten des Friedens durchlebt und dennoch eines sicheren, ruhigen und harmonischen Umfelds entbehrt; eine Welt noch nie da gewesenen Reichtums, die nichtsdestotrotz durch die gewissenlose Polarisierung zwischen Reichen und Armen an den Rand des Kollaps geraten ist; eine Welt, die maßlos ausgebeutet wird und deren Ressourcen ausgehen.

Eine Provokation für den Feminismus

Diese milde Provokation ist auch eine Provokation für den Feminismus; für die zunehmende Institutionalisierung, Akademisierung und NRO-isierung des Feminismus; für den anwachsenden Elitismus und die sich ausbreitende aufklärerische Haltung, die von der spät aber schnell aufstrebenden Gruppe feministischer Gelehrter eingenommen wird. Ich hoffe, die lange Liste der 1000 Frauen und deren Geschichten wird eine Welt vorstellen, die sich nicht auf einen „feministischen“ Horizont beschränkt. Wir werden sehen, dass die Welt nicht nur eine Welt der Frauen ist, und dass die kleine und doch gewaltige Anstrengung nicht nur von und für Frauen ist. Die Symbolik dieses Projekts besteht gerade darin, dass die „Frau“ ein Symbol ist, ein Symbol, das der Mainstream allerdings hartnäckig als Anspielung auf eine benachteiligte, verletzliche Gruppe gebraucht. „Sie“ kann eine einzelne Frau sein, „sie“ kann jegliche der Vernachlässigung, der Geringschätzung und der Verbannung ausgesetzte soziale Gruppe sein. Aber trotzdem ist sie in dieser Geschichte der Unterdrückung und Verbannung nicht schwach, hilflos, verzweifelt oder einsam geworden. 

Diese Geschichten von Frauen aus und in der gewöhnlichen Bevölkerung werden unseren Horizont erweitern und unterschiedliche begriffliche Schranken, vielleicht einschließlich des Begriffs des Feminismus, unterminieren. Angesichts der globalisierten Welt sollte, kann und muss Feminismus zu einer alternativen intellektuellen Inspirationsquelle werden, nur sollte er wachsam gegenüber der Hegemonie des feministischen Elitismus, der Kontaminierung durch niederträchtige aber starke Kräfte und gegenüber der Überschwemmung durch Gelder internationaler Finanzierungsträger sein. Das Leben und Wachstum des Feminismus liegt in der Festigkeit von Frauengruppierungen in der Interaktion mit sozialen Gruppen außerhalb der tonangebenden Perspektive.

Eine wirkungsvolle Aktion

Dieses Unterfangen ist symbolisch, es ist aber auch real. Die Organisation und Mobilisierung rund um das Projekt der Nominierung der 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis nutzend, konnte eine Interaktion und eine Begegnung zwischen Frauen rund um den ganzen Globus hergestellt werden, eine Interaktion und Begegnung, die lange Zeit unterbunden blieb. Durch ein gemeinsames Unternehmen konnten sich Frauen, die bisher durch weite Distanzen von einander getrennt waren, näher kommen. Auch wenn sie durch dieses einzelne Unternehmen nicht physisch zusammenfinden konnten, so konnte dadurch wenigstens das Wissen von einander, das gegenseitige Beachten, und das Transzendieren der nationalen, territorialen, sprachlichen und die Hautfarbe betreffenden Schranken ermöglicht werden. Sie erkannten, dass sie nicht alleine sind. In einer Welt des Bündnisses der Starken mit den Starken, ist dies eine alternative Allianz.

Aber dieses Projekt wird seine Bedeutung nicht erst durch einen Erfolg bei der Preisverleihung erlangen, d.h. durch die Lorbeeren des Friedensnobelpreises, die auf das irdische Volk niederkommen. Wenn der Preis tatsächlich gewonnen werden sollte, dann sollte darüber gejubelt werden, dass, auch wenn dies nicht schon eine Veränderung bedeutet, es wenigstens den Anfang eines Wandels anzeigt. Dadurch wird sich eine Bewegung zwischen Frauen rund um den Globus in Gang setzen, entfalten und fortsetzen. Ob der Preis gewonnen wird oder nicht, die Bewegung wird mit dem Moment der Bekanntgabe der Preisgewinner nicht aufhören.

Ob es um den Prozess der Erstellung der Liste der 1000 Frauen oder den Moment der Bekanntgabe des Preises geht, für mich ist der wirkungsvollste und wichtigste Bestandteil dieses Unternehmens die Niederschreibung der Geschichten der 1000 Frauen (einschließlich der 108 Frauen aus (der Region) China) mit ihren 1000 verschiedenen Gesichtern, 1000 verschiedenen Persönlichkeiten, welche die gleiche Vision und den gleichen Geist teilen. Die Schilderung der eigenen Geschichte, die Niederschreibung der Geschichten der anderen, die Verbreitung der Geschichten dieser gewöhnlichen Frauen auf der ganzen Erde, dies bildet an sich schon ein wirkungsvolles soziales und kulturelles Unterfangen. Das Geschichtenerzählen, das Schildern, weitergegeben durch Ohr und Mund, sind alte und wirksame Wege der Vermittlung von Wissen und der Ansammlung von Weisheit; es sind Wege die direkt von der modernen Zivilisation und der instrumentellen Rationaliät unterdrückt werden. Diesmal konfrontieren wir Daten mit Geschichten, die so genannte Vernunft mit Emotionen, Liebe und Traum, moderne Monumente aus Stahl und Beton mit den symbolträchtigen Lebenserfahrungen von 1000 Frauen. Erzählungen oder Lyrik, Lachen oder Tränen, in diesen äußern sich die Wallungen des Blutes und der Hoffnung.

Die Geschichten werden durch die Leben der zahlreichen Frauen, die nominiert wurden oder darauf warten, geschrieben. Die Geschichten werden durch zahlreiche Menschen, mit oder ohne Namen, weitererzählt. Sie werden mit der Geschwindigkeit der Kommunikation durch Ohr und Mund verbreitet. Gewiss wehren wir uns nicht dagegen, dass die modernen Medien diesen Geschichten vielleicht elektronische Flügel verleihen, aber wo sie zu landen und sich niederzulassen trachten, sind die Augen, Ohren, Münder und Herzen der Menschheit.

Ein bewaffneter und maskierter Erzähler aus dem entlegenen mexikanischen Chiapas schreibt: „Grau mag gewinnen. Halt. Regenbogen dringend gebraucht“. Die lange, lange Liste der 1000 Frauen und deren Geschichten, die Sie zum Staunen, zum Weinen und zum Lächeln bringen werden, werden einen Regenbogen bilden, eine andersartige Farbe, einen Eingang/ eine Öffnung, die der unser Vorstellungsvermögen aufbricht.

Übersetzung aus dem Englischen: Philippe Brunozzi

ad 2) 1.11.:, 11-18 Uhr, Tagungsankündigung: Chinas Wirtschafts wächst rasant - Bleibt die Umwelt auf der Strecke?
Anmeldung und Kontakt: Eva Maria Herz-Michl , Programm und Anmeldung

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Haus der Kirche, Berlin-Charlottenburg, 11 - 18 Uhr. Eine Kooperationsveranstaltung des Asienhauses, der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt, des Forums Umwelt und Entwicklung und der Heinrich-Böll-Stiftung

Es referieren u.a.: Prof. Xuewu Gu (Ruhr-Universität Bochum), Dr. Junhua Zhang (Wissenschaftszentrum Berlin), Dr. Jens Hoffmann (Referat Umwelt, Volkswagen), Dr. Doris Fischer (Universität Duisburg-Essen), Dr. Ying Chen (Research Centre for Sustainable Development, Beijing), Dorit Lehrack (CANGO).

Darum geht es:
Die Erkenntnis der Agenda 21, dass das westliche Industrialisierungsmodell nicht globalisierbar ist, weil dafür die Ressourcen von 4 Planeten erforderlich wären, hat bisher keine praktischen Konsequenzen gehabt. Weder haben die »traditionellen Industrieländer« die notwendigen fundamentalen Kurskorrekturen eingeleitet, noch haben Schwellenländer wie China ernsthaft versucht, einen anderen Entwicklungsweg zu gehen. Kommen wir nun an den Punkt, wo durch die erfolgreiche Industrialisierung Chinas und anderer Entwicklungsländer die Belastbarkeit des Planeten überstrapaziert wird und die vorhandenen Rohstoffe auch in Europa nicht mehr für die effektive Nachfrage ausreichen?

Die Welt-Rohstoffmärkte sind angespannt wie noch nie. Obwohl die OPEC auf Maximalkapazität pumpt, kann sie die stark steigende Nachfrage kaum noch befriedigen. Der Preis für Stahl kennt inzwischen nur noch eine Richtung: Steil nach oben. Die Weltmarktpreise für Steinkohle stiegen im letzten Jahr um 40 Prozent. China wird 2005 mehr Stahl verbrauchen als die EU und USA zusammen. Das 9%ige Wirtschaftswachstum Chinas ist maßgebliche Ursache dafür, dass zunehmend die Nachfrage nach einigen Rohstoffen das Angebot übersteigt. Gleichzeitig wächst der Energieverbrauch. China ist bereits heute zweitgrößter CO2-Emittent mit entsprechenden Folgen für das Klima.
Welche Konsequenzen diese Entwicklung für die Umwelt hat, in China selbst und weit darüber hinaus wird anhand der Wachstumsbereiche Mobilität, Energie-, und Rohstoffverbrauch diskutiert.

 

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