Stiftung Asienhaus EU-China Newsletter
EU-China Newsletter
Der Inhalt in Kürze Nr. 4/2015, 27.10.2015
  1. Druckfrisch: Zwei neue Publikationen aus dem China-Programm
  2. Stimmen-aus-China: China in der Welt
  3. Dritter High-level-Peoples-to-Peoples Dialogue in Brüssel unter Teilnahme der Stiftung Asienhaus-China-Programm
  4. AEPF
  5. Nachrichten
  6. Termine
  7. Leseempfehlungen Konfliktmineralien

Herzlich willkommen zur vierten Ausgabe des China-Newsletters der Stiftung Asienhaus in diesem Jahr.

Wir stehen kurz vor dem Klimagipfel in Paris, zu dem hunderte chinesischen NGOs anreisen. Auch wir werden am Rande dabei sein. Gleichzeitig hält die Diskussion über die beiden neuen NGO-Gesetze sowohl chinesische als auch deutsche zivilgesellschaftliche Akteure in Atem. Wann wird es kommen? Wie unterscheidet es sich vom Draft? Hierzu die neuesten Informationen in diesem Newsletter. Und natürlich wie immer Neues aus dem Chinaprogramm und Lese- und Termintipps.

Viel Vergnügen beim Lesen!

Ihre Nora Sausmikat 

Bitte schaut auch regelmäßig auf unsere 3 China-Seiten:

1.) Druckfrisch: Zwei neue Publikationen aus dem China-Programm

Neue Broschüre zu Arbeitsbedingungen in IT-Fabriken in China (dt./engl.)

Die Untersuchung "Die Serversklaven. Rechtsverletzungen und Zwangspraktika in der Lieferkette von IT-Hardware europäischer Universitäten" wurde von der dänischen Organisation Danwatch zusammen mit deutschen Partnern wie Weed, Forum Umwelt und Entwicklung, Stiftung Asienhaus und Südwind erstellt.

Universitäten als Teil der öffentlichen Hand können eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung von sozialen und ökologischen Standards und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei der Produktion von IT-Geräten spielen. Dieser Druck von Großeinkäufern auf die IT-Branche ist wichtig. Öffentliche Einrichtungen in NRW sind durch das Tariftreue- und Vergabegesetz NRW (TVgG NRW) schon seit 2012 verpflichtet, umweltverträglich und sozial verantwortlich einzukaufen.

Die Untersuchung konzentriert sich auf den taiwanischen Hersteller Wistron, der im südchinesischen Zhongshan (Provinz Guangdong) für die Servermarken HP, Dell und Lenovo produziert. Diese sind führend bei der Ausrüstung europäischer Unis. Mittlerweile gab es schon eine erste Reaktion auf die zweisprachige Publikation: Die Unternehmen HP und Dell haben chinesischen Zulieferern untersagt, Praktikanten in der Produktion einzusetzen.

Diese Publikation ist im Rahmen des Projektes "China matters: ein Informationsportal für die Zivilgesellschaft" entstanden.

Zur Broschüre 

Die neue Dokumentationsbroschüre zum EU-China NGO Twinning-Austausch 2014 ist da! (engl.): "Twinning: Partnerships between Chinese and European NGOs:  Investment Monitoring – Sustainable Farming – Waste Management – Emission Trading – Social Innovation”

Zur Broschüre

Mittlerweile befinden wir uns inmitten des vierten Durchlaufs des EU-China NGO Twinnings, wieder mit Bewerbungen aus 10 verschiedenen europäischen Ländern, die diesjährigen Teilnehmer findet ihr im neuen Flyer:

Zum Flyer 

2.) Stimmen-aus-China: China in der Welt

Unter der Kategorie "Politik" berichtet Stimmen-aus-China, wie man im chinesischen Internet, einem Ersatzmedium für die fehlende "Öffentlichkeit", über zivilgesellschaftlich relevante Themen wie land-grabbing, Chinas Stellung in der Welt und innerhalb der BRICS, den Indien-China Beziehungen oder die Nachfolge des Dalai Lamas diskutiert. 

Passend zu unserer Broschüre zu "Serversklaven" hier eine aktuelle Meldung über den Protest der Netizens in China über die zu große Arbeitsbelastung chinesischer Arbeitnehmer, oder zur Debatte über Armut in China.

Ganz erstaunlich sind die ersten Debatten zu TTIP/TPP

Weitere unter www.stimmen-aus-china.de/kategorie/politik/

3.) Dritter High-level-Peoples-to-Peoples Dialogue in Brüssel unter Teilnahme der Stiftung Asienhaus-China-Programm

Die dritte Säule und vorerst letzte Säule der High-Level EU- China Dialoge bildet der 2012 eingerichtete Peoples-to-Peoples-Dialogue (HPPD), neben dem 2008 eingerichteten 'High Level Trade and Economic Dialogue Mechanism' und dem politischen High-Level Strategic Dialogue (hier eine Übersicht der Dialoge). Nachdem 2006 ein Civil Society Round Table eingerichtet wurde, verschwand dieser Begriff sehr schnell wieder aus dem diplomatischen Sprachgebrauch. Der 6 Jahre später eingerichtete HPPD nahm in den ersten Jahre Abstand von der Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure wie den NGOs. Er konzentrierte sich auf akademischen und kulturellen Austausch.

Nun, im dritten Jahr luden die Organisatoren das erste Mal NGOs ein, wie die Stiftung Asienhaus. Allerdings lag diesmal der Fokus wieder auf Kultur- und Forschungsaustausch, neu hinzu kamen Jugendaustausch und Gender Equality (Passwort hppd2015). Auf Einladung der EU-Kommission hielt Nora Sausmikat, Leiterin des China-Programms der Stiftung Asienhaus, am 15. September einen Vortrag zum Thema "EU-China Cooperation in the Field of Youth”. Sie hob in diesem Rahmen die Relevanz des Austausches von europäischen und chinesischen NGOs hervor. Es besteht Hoffnung, dass der HPPD in Zukunft mehr Rücksicht auf die Einbeziehung von NGOs nimmt.

Überblickchart EU-China

4.) AEPF

Asia-Europe People's Forum

Die Stiftung Asienhaus koordiniert 2016 erstmals als Lead Organisation den AEPF zum Austausch zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen und sozialen Bewegungen in Asien und Europa. Bei Nachfragen bitte wenden an uwe.hoering@asienhaus.de.

5.) Nachrichten

Neuester Stand zum neuen Sicherheitsgesetz gegen NGOs

Seit Ende 2014 berät die chinesische Regierung über ein neues NGO-Gesetz, welches die Arbeit ausländischer NGOs massiv einschränken könnte. Im letzten Newsletter haben wir die Meldungen zum neuen "Gesetz über die Verwaltung ausländischer Nichtregierungsorganisationen" zusammengestellt und kommentiert. Neueste Informationen sprechen davon, dass das Gesetz sehr wahrscheinlich erst in der ersten Hälfte 2016 in Kraft tritt. Unterdessen üben chinesische NGOs, die Unterstützung aus dem Ausland erhalten haben, Selbstzensur und frieren ihre Konten ein, werden durch handlungsunfähig. Sollte das Gesetz in Kraft treten, wird die Kooperation zwischen europäischen Staaten und der jungfräulichen NGO-Szene in China gefährdet oder zum Erliegen kommen.

Dennoch speisen sich die meisten Informationen nur durch Gerüchte: so hieß es, das Gesetz sei vorerst nicht zur dritten Lesung in der zweiten Oktoberhälfte vorgesehen, dennoch könnte es auch noch im Oktober verabschiedet werden. Sicher ist, dass der neue Entwurf des Charity Laws vom 30. Oktober bis 4. November beraten wird. Auf jeden Fall gibt es wohl immer noch große Unstimmigkeiten bezüglich der schwammigen Definitionen von ausländischen "zivilgesellschaftlichen Aktivitäten" und auch bei Implementierungsfragen.

Unterdessen wird die europäische Zivilgesellschaft aktiv: Anlässlich des Präsidentenbesuches von Xi Jinping in GB vom 20-23. Oktober 2015 veröffentlichte eine Allianz von NGO einen offenen Brief an David Cameron (19.10.2015), Xi Jinping hat sich aber auch zu dem Gesetz auf seinem USA-Besuch geäußert (s.a. Asia Foundation), die Reaktionen auf seine Äußerungen vor der UN erheben scharfe Anklage gegen die chinesische NGO-Politik und GONGOs, die in Genf chinesische Aktivisten ausspähen würden. 34 der 47 zum UN Menschenrechtsrat zugelassenen NGOs seien GONGOs.

Auch die EU Außen- und Handelskammer hat einen Kommentar zum Entwurf des neuen Gesetzes zur Regulierung ausländischer NGOs in China veröffentlicht. Huang Haoming, uns allseits bekannter Direktor des Dachverbandes chinesischer NGOS, der Chinese Association for NGO" (CANGO), hat sich auf jeden Fall sehr positiv über den Einfluss ausländischer NGOs auf die chinesische Entwicklung geäußert, allerdings vornehmlich bezogen  auf Wohlfahrtsaktivitäten und Armutsbekämpfung.

Weitere Artikel:

Studie zu EU-China Freihandelsabkommen bei Besuch Xi Jinpings in Großbritannien beschlossen

Während seines 4-tägigen Besuchs vom 22.-26. Oktober in Großbritannien unterzeichnete Xi Jinping den gemeinsamen Beschuss zu einer Machbarkeitsstudie für ein EU-China Freihandelsabkommen. Weiter soll erörtert werden, inwieweit eine Kooperation zwischen der Shanghaier und Londoner Börse möglich ist. Zentraler Gegenstand war die Konvertierbarkeit des chinesischen Yuan als internationales Zahlungsmittel.

Zwei tibetische Frauen und ein chinesischer Aktivist wurden verhaftet, als sie die Free Tibetflagge schwenkten, während  Präsident Xi vorbeifuhr.

High Level Economic and Trade Dialogue

Am 28. September fand schließlich der High Level Economic and Trade Dialogue statt, auf dem der Vizepräsident Ma Kai ankündigte, dass sich China am Investitionsplan für Europa beteiligen werde. China ist das erste Nicht-EU-Mitglied, welches sich an dem Plan beteiligt. Der Schwerpunkt der Investitionsoffensive (#InvestEU), die über die nächsten drei Jahre 315 Mrd. € mobilisieren soll, liegt auf der Beseitigung von Investitionshindernissen. An der hierfür eingerichteten  Arbeitsgruppe beteiligen sich Experten des Seidenstraßen-Funds, der EU-Kommission und der Europäische Investment Bank (EIB). Es wurde eine "EU-China Connectivity Platform" gegründet, um Synergien zwischen Chinas "Ein-Gürtel-ein-Weg (YidaiYilu)-Initiative" und der EU Vernetzungsinitiativen wie den Aufbau des transeuropäischen Verkehrsnetzes zu verbessern. Schließlich wurde engere Zusammenarbeit zwischen der europäische Entwicklungsbank European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) sowie eine zukünftige Mitgliedschaft Chinas in dieser Bank besprochen.

Stärkerer Austausch zwischen EU und China im Umweltschutzbereich

Am 12. Oktober trafen sich der chinesische Umweltminister Chen Jining, und der Kommissar für Umwelt, Maritime Angelegenheiten und Fischerei der EU-Kommission Karmenu Vella, um engere Zusammenarbeit zu beschließen. Kommissar Vella begrüßte die Annahme von Chinas reformierten Umweltschutzgesetzes, dem überarbeiteten Gesetz gegen Luftverschmutzung sowie den Aktionsplan für die Prävention und die Kontrolle von Wasserverschmutzung. Minister Chen zeigte großes Interesse an den Lehren und Erfahrungen aus den Rechtsvorschriften der EU zur Luftqualität.

6.) Termine

Köln: AI erinnert an die Inhaftierung des Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo

Seit April 2015 betreut die Amnesty International Gruppe Köln-Ehrenfeld  die chinesische Künstlerin Liu Xia. Die Frau des inhaftierten Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo steht seit fast fünf Jahren unter Hausarrest.  In diesem Zusammenhang findet eine Solidaritäts-Veranstaltung für Liu Xiaobo und Liu Xia am 11. Dezember 2015 um 20.00 Uhr im VHS-Forum statt. Gast des Abends wird u.a. der chinesische Schriftsteller und Bestseller-Autor Liao Yiwu sein.

Links:

Brüssel: Klimagerechtigkeit, TTIP und Flüchtlingsfragen – Europäische Politiker, NGOs und Akademiker diskutieren mit chinesischen NGOs über gegenwärtige Themen der Zivilgesellschaft

Das EU-China NGO Twinning Programm (www.eu-china-twinning.org) veranstaltet vom 3.-4. November in Kooperation mit dem Climate Action Network Europe (CAN-E) in Brüssel einen Workshop, der folgende Fragestellungen behandelt: Wie wird auf EU Ebene (Parlament/ Kommission) Lobbyarbeit betrieben? Welche Unterschiede in Regierungsabläufen sind wichtig für europäische und chinesische NGOs? Wo stehen die europäisch-chinesischen Beziehungen derzeit? Was wird auf EU-Ebene in Klimaschutzfragen mit China verhandelt? Wie ist der gegenwärtige Stand der TTIP/TPP Verhandlungen und welche Rolle spielt dabei China? Diese Fragen werden mit den Teilnehmern unseres diesjährigen Twinnings und Vertretern des EU-Parlaments, Stiftungen und Akademikern diskutiert.

Link:


7.) Leseempfehlungen Konfliktmineralien

Taiwan – Die Geschichte der sozialen Bewegungen aus Aktivistensicht

Book on the human rights situation in Taiwan from the 60s to the 80s: "A Borrowed Voice –Taiwan Human Rights through International Networks, 1960 – 1980", edited by Linda Gail Arrigo, Lynn Miles.

Bei einem Rechercheaufenthalt in Taiwan konnte ich Linda Arrigo kennenlernen, die mittlerweile drei Jahrzehnte (mit kurzzeitigen Unterbrechungen) in Taiwan wohnt und intime Kennerin der Entwicklungen der sozialen Bewegungen in Taiwan ist. Sicher hat sie ihre ganz eigene Sicht und Interpretation der Dinge. Dennoch ist die Sammlung von Dokumenten und die Schilderung des historischen Prozesses der Oppositionsbewegung auf Taiwan durch sie und den kürzlich verstorbenen Lynn Miles ein hoch spannendes und lesenswertes Zeitzeugnis.

Link:

China und Konfliktrohstoffe: China scheint das Thema Konfliktrohstoffe und nachhaltige Wertschöpfungsketten (Supply Chains) auch zu beschäftigen

Das Ressource Consulting Services (RCS) Global hat sich im Juli 2015 mit der chinesischen Handelskammer für Im- und Exporte von Metallen, Mineralien und Chemie (CCCMC) getroffen. Hier ein Bericht.

Civil Society Contributions to Policy Innovations in the PR China, edited by Andreas Fulda, with contributions of Jenniffer Holdaway, Kathinka Fürst, Patrick Schöder, Chun-yi Lee, Stephan Hallett, Andreas Fulda, Andrea Lane, Franscesco Valente, Huang Haoming, Thomas Johnson, Nora Sausmikat and others.

Dieser Sammelband stellt die Ergebnisse des dreijährigen EU-Projektes "Civil Society Contributions to Policy Innovations in the PR China", in dem die Stiftung Asienhaus Partner war, vor.  

Degrowth-Mediathek

Die Heinrich-Böll-Stiftung hat die Degrowth-Mediathek eröffnet! Nach knapp einem Jahr von Konzeption, graphischer Planung und technischer Umsetzung ist sie nun fertig. Hier finden sich mehr als 700 Videos, Texte, Audiodateien und Bilder zum Thema Degrowth. Es gibt verschiedene Suchfunktionen und eine umfangreiche Themenliste, nach der ihr die Mediathek durchsuchen könnt.

EU-China Civil Society Portal

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Wir empfehlen:

Broschüre: Chinas Rohstoffhunger. Perspektiven der Zivilgesellschaft (2015)

von Nora Sausmikat

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