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BURMA NACHRICHTEN 9/2008, 18. Juli |
Meldungen:
Wahlsieg der NLD von 1990
für nichtig erklärt
Anklagen und Verurteilungen von Regime-Gegnern
Freilassung des Journalisten Win Tin
gefordert
Sanktionen USA
Bombenexplosion in Rangun
Profite aus Wechselkurssystem
UN benötigt zusätzliches Budget für Zyklon-Hilfe
Häuser für Nargis-Opfer
Nahrungskrise im Chin Staat
Tausende Karenni-Flüchtlinge verstecken sich im
Dschungel
Sieben Geschäftsmänner angeklagt wegen Drogenhandel
Steigender
Opiumanbau in Burma
ILO verurteilt Burma
Veranstaltungsankündigung Wien
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Wahlsieg der NLD von 1990 für nichtig erklärt |
Der Sieg der demokratischen Oppositionspartei Nationale
Liga für Demokratie (NLD) bei den Wahlen 1990 wurde von staatlichen Medien für
nicht länger gültig erklärt. Die regierungsnahe Zeitung New Light of Myanmar
titelte "Auf Wiedersehen, Wahlergebnis 1990!". In ihrem Kommentar hieß
es, dass die Anerkennung der neuen Verfassung durch die Volksabstimmung im Mai
den bisherigen Erfolg der NLD entkräfte. Das Ergebnis hätte gezeigt, dass die
Bevölkerung nicht länger hinter der NLD stehe. Die Myanma Ahlin Zeitung rät
der NLD, ihre Energie lieber für die Wahlen 2010 aufzusparen als auf die
Anerkennung der Wahlergebnisse von 1990 zu pochen. Solche Kommentare in
staatlichen Medien stellen zwar keine offiziellen Erklärungen dar, reflektieren
aber die Meinung der Militärregierung.
Agence France Presse
06.07.08, The Associated Press 06.07.08
Anklagen und Verurteilungen von Regime-Gegnern |
Der berühmte Blogger und ehemaliges Jugendmitglied der
Nationalen Liga für Demokratie (NLD), Nay Phone Latt, wurde vor Gericht wegen
"Erregung öffentlichen Ärgernisses" angeklagt, da er Karikaturen von
Generälen im Internet veröffentlicht hatte. Auch sein Freund Thin July Kyaw
wurde für das gleiche Vergehen angeklagt. Beide waren im Januar verhaftet
worden.
Des Weiteren wurden vier Mitglieder der NLD für "unerlaubtes Betreten mit
der Absicht ein Vergehen zu begehen" zu einem Jahr Haft verurteilt. Der
Anklage zugrunde lag eine Kampagne gegen die von der burmesischen Regierung
aufgestellte Verfassung. Die vier NLD-Mitglieder sollen Flugblätter in Taunggok
verteilt haben, in denen sie die Wähler dazu anhielten, den Verfassungsentwurf
abzulehnen. Dies seien die Ersten, die wegen der Ablehnung der Verfassung in
Haft seien, so Nyan Win, ein Sprecher der NLD.
Die 14 am 19. Juni, dem Geburtstag von Aung San Suu Kyi, inhaftierten
NLD-Mitglieder sind wegen öffentlicher Ruhestörung und ungesetzlicher
Versammlung angeklagt worden.
Reuters 09.07.08,
Associated Press 04.07.08, Mizzima 16.07.08
Freilassung des Journalisten Win Tin gefordert |
Die World Association of Newspapers (Welt-Presse-Verband,
WAN) und das World Editors Forum (Welt-Herausgeber-Forum) haben ebenso wie die
Organisation Reporter ohne Grenzen die Freilassung des Journalisten Win Tin
gefordert. Der 78jährige Win Tin ist der politische Gefangen in Burma mit der längsten
Gefängnisstrafe - inzwischen 19 Jahre. Der Gesundheitszustand des Journalisten
ist schlecht, er leidet unter Lungenproblemen und schwerem Asthma sowie hohem
Blutdruck, hatte bereits zwei Herzanfälle und Diabetes.
Der ehemalige Chefredakteur der Hanthawaddy-Zeitung und Mitbegründer der
Nationalen Liga für Demokratie war am 4. Juli 1989 verhaftet worden und wegen
angeblicher Mitgliedschaft in der verbotenen Kommunistischen Partei und
regierungsfeindlicher Propaganda zu 14 Jahren Haft verurteilt. Die Strafe wurde
später auf 21 Jahre erhöht. Zurzeit leistet er eine siebenjährige Strafe ab für
Berichte an die Vereinten Nationen über Menschenrechtsverletzungen an
politischen Gefangenen.
Reporters Without Borders/Reporters
sans frontières - Burma Media Association 30.06.08; World Association of
Newspapers 10.07.08
Sanktionen USA |
Das amerikanische Repräsentantenhaus hat für ein
Importverbot für Rubine und Jade aus Burma gestimmt. Bereits im Dezember 2007
hat der US-Senat die bestehenden Sanktionen gegen Burma verschärft und einen
Importbann von Edelsteinen wie Rubinen und Jade aber auch gegen Edelhölzer
verabschiedet. Diesem schloss sich jetzt das Repräsentantenhaus mit einem
entsprechenden Gesetzesentwurf an. Außerdem will es, dass die Konten von
wichtigen politischen und militärischen burmesischen Führern eingefroren
werden. Jetzt ist Präsident Bush aufgefordert diesen Gesetzesentwurf zu
unterzeichnen.
Die großen Juweliere Tiffany und Bulgari haben sich freiwillig aus dem
Edelsteinhandel mit Burma zurückgezogen.
Der US-Energiekonzern Chevron wird durch diesen neuen Gesetzesentwurf nahe
gelegt, sich aus den Erdgasgeschäften zurückzuziehen. Abgelehnt wurde ein
Entwurf, laut dem steuerliche Abschreibungen der Geschäfte Chevrons in Burma
verboten werden sollten. Chevron ist eine der größten westlichen Firmen, die
mit Burma kooperieren, obwohl seit 2003 ein US-Handelsembargo besteht. Der
Konzern investiert als Nachfolger von Unocal in die Yadana-Gasfelder und besitzt
dort 28 Prozent Anteile. Würde sich Chevron zurückziehen, müsste der
US-Konzern nach gültigem burmesischen Recht um die 500 Millionen US Dollar an
die burmesische Regierung zahlen. Chevron will jedoch in Burma bleiben, so der
stellvertretende Chef Peter Robertson. Dieser betonte außerdem die Hilfe
seines Konzerns, die dieser während des Zyklons geleistet hat und das ein Rückzug
aus Burma nur der Regierung zugute kommen würde.
Associated Press 15., 16.07.08, Agence France Presse 16.07.08
Bombenexplosionen in Rangun |
Während einer Bombenexplosion auf einer Busfahrt von
Kyaukkyi im Karen Staat nach Rangun wurde ein Mann getötet und ein weiterer
verletzt. Bisher sei in diesem Zusammenhang aber niemand beschuldigt worden.
Einige Wochen zuvor hatte die Explosion einer kleinen Bombe das Büro der
staatlichen Wohlfahrtsorganisation Union Solidarity and Development Association
(USDA) im Norden von Rangun erschüttert. Verletzte habe es keine gegeben.
Bisher seien noch keine Schuldigen durch die Regierung ausgemacht worden, jedoch
habe die Junta als Konsequenz ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Auch in
Hinblick auf anstehende Jahrestage, wie beispielsweise der 20te Jahrestag der
Studentenproteste am 8. August, zeige sich die Regierung alarmiert und verstärke
die Sicherheitsmaßnahmen. Zu dem Anschlag habe sich die bewaffnete
Rebellengruppe "Vigorous Burmese Students Warrior" in einem
Blog-Beitrag bekannt.
Associated Press
01.07.08, Reuters 02., 15.07.08, Mizzima News 02.07.08
Profite aus Wechselkurssystem |
Der Abstand zwischen dem Wert des US-Dollars und den
burmesischen Foreign Exchange Certificates FECs beschert der Militärregierung
nach dem Zyklon Nargis hohe Gewinne. 1994 wurde der FEC eingeführt.
Internationale Organisationen müssen ihr Geld bei der Myanmar Foreign Trade
Bank MFTB anlegen und können die Beträge nur in FEC abheben, die technisch
denselben Wert wie US-Dollar haben. Das gilt auch für ausländische Firmen und
Auslandsmigranten. Seit dem Zyklon Nargis ist der Wert des FEC deutlich gesunken
- von fast gleichwertig auf 80 Prozent des Dollarwertes auf dem Schwarzmarkt.
Das Ungleichverhältnis begann, als burmesische Auslandsmigranten nach dem
Zyklon verstärkt Geld in ihre Heimat transferierten. Auch nachdem die Regierung
den ausländischen Hilfsorganisationen erlaubte ins Land einzureisen fiel der
FEC. Der Bedarf an FECs stieg stetig an, was die Regierung veranlasste neue
Noten zu drucken. Dies führte zu einem Wertverlust. Zur Zeit bringt ein FEC 965
Kyat pro Einheit, während der Dollarwert bei 1170 liegt. Es wird vermutet, dass
durch diese Maßnahmen des Neudrucks die Regierung 20 Prozent an
"Steuern" durch die Auslandshilfen verdient. Von Seiten der UN wurde
dazu keine Stellungnahme abgegeben.
Irrawaddy 08.07.08, Inner
City Press 09.07.08
UN benötigt zusätzliches Budget für Zyklon-Hilfe |
Die UN hat um zusätzliche Hilfe in Höhe von mehr als 300
Millionen US-Dollar für Burma gebeten, um den Auswirkungen des Zyklon Nargis
gerecht werden zu können. Viele der betroffenen Gebiete des Irrawaddy Deltas hätten
bisher noch nicht das Maß an Unterstützung erhalten, welches sie benötigten,
so John Holmes, Chef für humanitäre Angelegenheiten der UN. Das zusätzliche
Budget solle in mehr als 100 Projekte fließen, die die Grundsicherung der
betroffenen Menschen vorsähen.
2,4 Millionen Menschen wären durch den Zyklon ernstlich betroffen, weitere 140.000
seien tot oder vermisst, davon seien 55 Prozent weiblichen Geschlechts. 42
Prozent des Nahrungsbestandes sei durch den Zyklon zerstört worden, 55 Prozent
der Familien kämen höchstens einen Tag mit ihrem Bestand aus, so dass Hilfe über
Monate hinweg nötig wäre. Bereits vor dem Zyklon hätte es unter den Kindern Fälle
von Unterernährung gegeben, und ohne Nahrungsmittellieferungen wären rund 60.000
Kinder von der Gefahr durch akute Unterernährung betroffen. Fast zwei Drittel
der Reisfelder seien durch den Zyklon überschwemmt worden, so dass in der
kommenden Saison unter Umständen 550.000 Tonnen mit Reis verloren gehen könnten.
Reuters 11.07.08, United
Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA) 14.07.08
Häuser für Nargis-Opfer |
Die burmesische Militärregierung plant den Bau von Häusern
für obdachlose Opfer des Zyklons Nargis. Das Projekt umfasst 6.000
provisorische Häuser die in den Bezirken Bogalay, Phyapon, Dedaye und Laputta
im Irrawaddydelta errichtet werden sollen. 16 private burmesischen Firmen hat
die Regierung mit diesem Vorhaben beauftragt, darunter Htoo, CB Bank, die Union
of Myanmar Federation of Chambers of Commerce and Industry (UMFCCI), Asia World,
Diamond Mercury, Dagon International, Max Ayeyarshwewar, Shwe Than Lwin. Die Wände
und Böden der provisorischen Häuser, die pro Stück 500.000 Kyat (450
US-Dollar) kosten, sollen aus Bambus gefertigt werden, das Dach aus Wellblech.
Ob die neuen Besitzer für die Häuser bezahlen müssen, ist noch unklar.
Irrawaddy 16.07.08, The Myanmar Times 10.07.08, Xinhua 14.07.08
Nahrungskrise im Chin Staat |
Rund 70.000 Menschen im Chin-Staat sehen sich mit einer
wachsenden Nahrungsknappheit konfrontiert, nachdem eine Rattenplage Anfang
dieses Jahres ihre Reisernte zerstört hatte. Auch im Mizoram-Staat im Nordosten
von Indien seien rund eine Million Menschen von einer Rattenplage betroffen.
Diese war durch das Erblühen einer angepflanzten heimischen Bambusart ausgelöst
worden und hatte sich bis nach Burma und Bangladesh ausgebreitet. Bisher seien
als Folge ca. 1.000 Menschen illegal von Burma nach Indien migriert, um dort
Arbeit und Nahrungssicherheit zu finden. Laut des Geschäftsführers der Chin
Human Rights Organisation (CHRO) habe die Situation einen kritischen Punkt
erreicht. Die Menschen wären kurz vor dem Verhungern. Ein Sekretär der Chin
National Front (CNF) fordert die Vereinten Nationen zu einer Reaktion auf diese
Krise auf. Gemeinsam mit UN Organisationen leiste die Chin Gemeinschaft Unterstützung
für die betroffenen Menschen, jedoch sei der Bedarf zu groß, um ihn vollständig
decken zu können.
Chinland Guardian 9.07.08,
Irrawaddy 16.07.08
Tausende Karenni-Flüchtlinge verstecken sich im Dschungel |
Ungefähr 4.000 intern Vertriebene verstecken sich zur Zeit
im Dschungel, 94 km entfernt von der Hauptstadt des Karenni-Staates Loikaw, so
eine Karenni Hilfsorganisation. Die Dorfbewohner seien aus Angst vor Angriffen
durch das burmesische Militär geflohen. Das Militär kontrolliere die Gegend um
Hpasawng und es sei in diesem Jahr bereits sechs Mal zu Auseinandersetzungen
zwischen dem Militär und Karenni-Rebellen gekommen. Ein Teil der Flüchtlinge
wolle zur thailändisch-burmesischen Grenze, fürchte jedoch militärische
Anfriffe und bisher sei noch niemand in den Flüchtlingslagern der Grenze
angekommen. Die regimefeindliche Karenni National Progressive Party (KNPP) hatte
1995 ein Waffenstillstandsabkommen mit der Regierung abgeschlossen, welches drei
Monate später durch den Einmarsch des Militärs in das Gebiet der KNPP außer
Kraft gesetzt wurde. Etwa 6.000 Karenni seien 2007 aufgrund militärischer
Operationen zu Binnenflüchtlingen geworden. Mehr als 20.000 Karenni-Flüchtlinge
leben in zwei Flüchtlingslagern in der Mae Hong Son Provinz in Thailand.
Irrawaddy 09.07.08
Sieben Geschäftsmänner angeklagt wegen Drogenhandel |
Maung Weik, einer der reichsten Geschäftsmänner Burmas
und ein Freund der Regierung, wird neben sechs weiteren Geschäftsmännern,
darunter einer aus Malaysia, wegen Drogenhandels und -missbrauchs angeklagt.
Maung Weik ist Gründer der Maung Weik and Family Businessgruppe, die im Bereich
Handel und Immobilien tätig ist. Er war im Zusammenhang mit einer Drogenrazzia
festgenommen worden. Er soll Familienmitglieder der regierenden Generäle und
Schauspieler mit synthetischen Drogen versorgt haben. Auch Pho La Pye, der 17jährige
Enkel von Seniorgeneral Than Shwe, der in der Vergangenheit bereits im
Zusammenhang mit Drogenmissbrauch aufgefallen war, soll in diesen Drogenskandal
verwickelt sein.
Mizzima News 03.07.08, Irrawaddy 10.07.08, Xinhua 14.07.08
Steigender Opiumanbau in Burma |
Der Opiumanbau in Burma ist innerhalb des letzen Jahres um
29 Prozent gestiegen, so der Weltdrogenbericht 2008 des United Nations Office on
Drugs and Crime (UNODC). Die burmesische Regierung kontrolliere die Gegenden, in
denen Opium angebaut wird, kaum, und sei in den grenzüberschreitenden
Opiumhandel involviert. In ganz Burma würden auf einer Fläche von insgesamt
27.700 Hektar Schlafmohn angebaut, alleine im Shan Staat seien es 25.400 Hektar.
Innerhalb der letzten Jahre sei der Opiumanbau im Shan Staat um 24 Prozent
gestiegen. Ebenso sei die Opiumproduktion in Afghanistan wieder angestiegen.
Nachdem der Mohnanbau sechs Jahre rückläufig war, sei er in ganz Südostasien
um 22 Prozent gestiegen.
Staatliche Medien berichteten von der Festnahme von 329 Drogenhändlern und der
Beschlagnahmung von 119 Kilogramm Heroin und Opium.
Irrawaddy 27.06.08, New
Light of Myanmar 15.07.08 http://www.unodc.org/unodc/en/data-and-analysis/WDR-2008.html
ILO verurteilt Burma |
Die internationale Arbeitsorganisation ILO hat die
burmesische Regierung für die Ablehnung der Berufung von sechs Arbeitsrechtlern
verurteilt. Thurein Aung, Wai Lin, Kyaw Min, Myo Min, Nyi Nyi Zaw und Kyaw Kyaw
wurden am 1. Mai 2007 nach einer Veranstaltung für den internationalen Tag der
Arbeit im Amerikanischen Zentrum der Amerikanischen Botschaft in Rangun
festgenommen. Nyi Nyi Zaw und Kyaw Kyaw sind zu einer zwanzigjährigen
Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die anderen vier Arbeitsrechtler zu jeweils
28 Jahren Haft. Mit der Berufung versuchten die Arbeitsaktivisten die Länge
ihrer Strafen zu reduzieren. Dem wurde nicht stattgegeben.
Deutsche Presse-Agentur 11.07.08
Veranstaltungsankündigung Wien |
Das Austrian Burma Center veranstaltet anlässlich des der
Niederschlagung der Proteste von 1988 eine Filmreihe in Wien. Programm ist unter
http://www.austrianburmacenter.at/pdf/kino8888.pdf einzusehen.
www.austrianburmacenter.de
Bereits
erschienene Burma-Nachrichten sind auf der Asienhaus-Homepage
und in der Online
Burma Library nachzulesen.
Burma.Initiative Asienhaus
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Fax +49 (0) 201 - 830 38 30
www.asienhaus.de/burma