Einleitend erläutert der Autor, dass er den folgenden Fragen in seinem Artikel nachgeht:
Die Niederlage der Arbeiterbewegung im Westen und der Aufstieg von 'Sweatshops' in den Schwellenländern hat in den Arbeitswissenschaften seit den 1980er Jahren zu einer Theoriewende geführt. Ein starker Strang wissenschaftlicher Arbeiten macht geltend, ArbeiterInnen und ihre Organisationen hätten die historische Rolle, die ihnen Marx im Hinblick auf den sozialen Wandel zugeschrieben hat, verloren; ihren Platz nähmen nun Bewegungen ein, die auf anderen als klassenbasierten Identitäten begründet seien. (1) Der Poststrukturalismus mit seinem 'linguistic turn' verstärkte den Bedeutungsverlust der Klassenidentität noch. Dieser Schule zufolge war die zentrale Rolle der Klassenanalyse in der alten Generation der
Arbeitswissenschaften ein Projekt des 'modernen Diskurses'. (2)
Im Laufe der letzten Jahre jedoch haben WissenschaftlerInnen belegt (3), dass die Arbeiterbewegung in Schwellenländern wie Brasilien, Südkorea, Südafrika und Mexiko Anzeichen von Wiederbelebung zeigt. Silver (2003: 5) argumentiert mit Nachdruck in diese Richtung: 'Während die Arbeit an den Orten geschwächt wurde, von denen das produktive Kapital ausgewandert ist, sind an den von den Investoren neuerdings bevorzugten Orten neue Arbeiterklassen hervorgebracht und gestärkt worden.'
Mit meiner Untersuchung möchte ich diese Position unterstützen und Belege für das Aufkommen von Beschäftigtenprotest in Südchina, der neuen 'globalen Fabrik' liefern. Ich möchte zeigen, dass die Ausdehnung der globalen Produktion nach China den Klassenkampf am Arbeitsplatz und darüber hinaus intensiviert hat, obwohl der Staat mit seiner Strategie der Regulierung der Arbeitsverhältnisse die Klassenformierung verschoben hat. Ohne Klassenorganisationen ist die Entstehung einer Arbeiterbewegung unwahrscheinlich, aber die instabilen betrieblichen Verhältnisse und der instabile Arbeitsmarkt stellen dennoch eine Herausforderung für den Staat und die Unternehmen dar und führen daher zu einer stetigen Verbesserung der Arbeitsverhältnisse allgemein.
