Schon lange kritisieren einige Wissenschaftler:innen und andere Expert:innen vor allem aus dem Globalen Süden den „Impfnationalismus“, also das Horten von Impfdosen der reichen Länder für ihre Bevölkerungen. Warnungen, dass sehr geringe Impfraten in vielen ärmeren Ländern Mutationen des Corona-Virus begünstigen, haben sich nun mit der zuerst in Südafrika entdeckten Omikron-Variante bestätigt. Für die Philippinen bedeutet dies nicht nur die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitssystems, sondern auch schwere wirtschaftliche Folgen. Die Regierung hat bereits den Flugverkehr aus sieben europäischen Ländern stillgelegt, was Hoffnungen der Tourismusbranche auf eine gute Weihnachtssaison zunichtemacht. Viele haben auch Angst vor einer Rückkehr in den Lockdown, vor allem im ärmeren Süden, wo die Impfraten besonders niedrig sind. Solche Maßnahmen führen langfristig zu steigender Ungleichheit und Armut. Mit verstärkten Impfkampagnenversucht die Regierung entgegenzusteuern.
Die Perspectives Asia, eine Publikationsreihe der Heinrich Böll Stiftung in Asien, behandelt in ihrer zehnten Ausgabe die COVID-19-Pandemie. Dabei wird ein Blick darauf geworfen, wie die Pandemie die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft in verschiedenen asiatischen Ländern umgestaltet. Zusätzlich dazu wird über konkrete Covid-19-Erfahrungen aus verschiedenen Regionen und Kulturen berichtet.
In Indonesien sind die Corona-Infektionen seit Ende Mai 2021 massiv angestiegen. Im Juli 2021 wurde ein landesweiter Lockdown verhängt, Reise beschränkt und weitere Einschränkungen verhängt. Mit etwa 54.000 offiziellen Fällen pro Tag (15.07.2021, Jakarta Post) verzeichnet das Land die meisten Neuinfektionen in Asien. Die Krankenhäuser im besonders betroffenen Java sind überlastet, der Sauerstoff in Gesundheitseinrichtungen wird knapp. Die Personalsituation in den Krankenhäusern ist angespannt, eine Pflegenotstand droht das viele Fachkräfte selbst infiziert sind – trotz Impfung. Nur knapp 6% der Bevölkerung sind geimpft.
Zivilgesellschaftliche Organisationen, Wissenschaftler*innen aus dem Gesundheitsbereich und die Weltgesundheitsorganisation hatten die bisherigen Regierungsmaßnahmen als unzureichend kritisiert.
Marginalisierte und basisdemokratische Gemeinschaften in ganz Südostasien sind mit den ungleichen und lang anhaltenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie in ihren Orten konfrontiert. Der Bericht legt Zeugnis ab von der Kraft der Menschen, Entwicklung nach ihren eigenen Bedingungen zu definieren und Möglichkeiten für soziale Solidarität und kollektives Handeln zu verwirklichen. Mögen ihre Beispiele Lektionen für alle Gemeinschaften sein, die die Pandemie durch Alternativen bekämpfen.
Die jüngste Unlock-Umfrage der ECFR zeigt, dass sich die Wahrnehmung Chinas in einigen Ländern infolge der globalen Pandemie verschlechtert hat. In Deutschland beispielsweise haben 48 Prozent der Befragten nun eine negativere Einstellung zu Peking. Selbst in Italien, das während der Krise breite Unterstützung aus Peking erhielt, sehen fast 80 Prozent der Menschen China nicht positiver.
Der European Solidarity Tracker des ECFR enthält zudem einen Datensatz über chinesische Spenden an EU-Mitgliedsstaaten, um die Transparenz über Chinas Interaktionen zu erhöhen. Das Ergebnis: eine mangelnde Transparenz bei der Bereitstellung von Hilfe deutet darauf hin, dass die chinesische Maskendiplomatie gescheitert ist. Es könnte zu einem Coronavirus-Effekt kommen, der sich auf die Zusammenarbeit zwischen China und Europa eher schlecht auswirkt.
In Sri Lanka befürchtet die in der zivilen Friedensarbeit tätige Organisation National Peace Council (NPC) ein Zunehmen religiöser Konflikte, nachdem zwei an COVID-19 verstorbene Muslime nicht ihrer Religion entsprechend beerdigt wurden. Die Organisation betont, wie wichtig der richtige Umgang mit den Todesopfern der Pandemie ist. Andere wiederum behaupten, die Regierung nutze die Pandemie als Deckmantel, um Muslime zu diskriminieren. Auch seien Muslime in den Medien für die Verbreitung des Virus verantwortlicht gemacht worden.
Mit dem Ausbruch des Coronavirus in Myanmar wurde China zum wichtigsten Unterstützer in der Pandemie-Bekämpfung. Neben diversen chinesischen Behörden leisten insbesondere große Unternehmen einen zentralen Beitrag zur medizinischen Hilfe. Die Zivilgesellschaft fürchtet, dass China damit erfolgreichen Druck auf Myanmars Regierung ausüben könnte, um seine Infrastrukturprojekte zu beschleunigen.
Mit animierten Videoclips klärt die Casa de Produção Audiovisual (CPA) in Timor-Leste zu Themen rund um Corona auf. „Es liegt in deinen Händen“, lautet zum Beispiel der Titel des Clips, der mit den poppigen Cartoons und einem souligen Händewasch-Song über Hygiene aufklärt. Trickfilme sind besonders geeignet, "um Menschen in ländlichen Gebieten mit eingeschränktem Zugang zu Information und Bildung zu erreichen“, so Direktor Rui Muakandala. "Auch die unsichtbare Gefahr von COVID-19 lässt sich mit Animationen gut visualisieren", ergänzt Anemi Wick, die CPA als Zivile Friedensfachkraft unterstützt.