Spenden für die Stiftung Asienhaus

Corona in Asien: Zivilgesellschaftliche Länderperspektiven

Die Pandemie als Chance und Risiko für die südostasiatische Zivilgesellschaft

Schon vor der Pandemie wurden unter dem Schlagwort „Shrinking Spaces“ die schwindenden zivilgesellschaftlichen Freiräume in Südostasien diskutiert. Nun verschärft sich die Situation. Weltweit müssen zur Zeit Individualrechte wie Bewegungsfreiheit und das kollektive Recht auf Gesundheit gegeneinander abgewogen werden, in einigen Ländern Südostasiens werden allerdings von neu erlassenen Gesetzen insbesondere auch Regierungskritiker*innen getroffen.

Eine Tendenz der Politik in Südostasien ist es, auf die Pandemie mit autoritativen Mitteln zu reagieren. Bestehende Ungleichheiten werden so verstärkt: Bereits marginalisierte Gruppen, wie beispielsweise Arbeiter*innen im informellen Sektor oder nicht registrierte Arbeitsmigrant*innen werden durch die Folgen der Pandemie besonders bedroht.

Gerade hier können allerdings zivilgesellschaftliche Organisationen schneller und effektiver reagieren, wie eine aktuelle Studie der Asia Foundation zeigt. Die Studie zeigt eine Momentaufnahme der Arbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen während der Pandemie, die zurzeit einerseits durch verschärfte Gesetze erschwert, andererseits in ihrer Unverzichtbarkeit deutlicher wird.

Thailand: Ohne teures Gesundheitszeugnis keine Einreise, ohne Papiere keine Ausreise

Da sie durch die Ausgangssperre in Malaysia keiner Arbeit mehr nachgehen konnten, haben sich viele thailändische Arbeiter*innen auf die Heimreise begeben. Mittellos haben hunderte von ihnen Schwierigkeiten bei der Einreise, da sie hierfür einen Brief der thailändischen Botschaft und eine zu bezahlende Gesundheitsbescheinigung brauchen. Beides zu erhalten, dauert zudem oft mehrere Wochen. Daher entscheiden sich viele dazu, die Grenze illegal zu Fuß zu überqueren. Umgekehrt versuchen Arbeiter*innen, die aus Anrainerstaaten Thailands kommen, das Land wieder zu verlassen. Durch die Grenzschließungen und lange Wartezeiten bei den zuständigen Behörden, werden Tausende zu illegalen Grenzübertritten, auch mit Hilfe von Schleppern, gezwungen.  Die Pandemie wirft dabei auch ein Licht auf Diskriminierung und die schlechten Zustände in thailändischen Gewahrsamszentren, denen Arbeiter*innen aus dem Ausland oft ausgesetzt sind.

Thailand: Erholung der Ökosysteme durch sinkende Tourismuszahlen

Thailands riesiger Tourismussektor ist durch die Folgen der Pandemie radikal eingebrochen. Den Ökosystemen auf dem Land und unter Wasser scheint dies sichtlich gut zu tun. Das Meer in Phuket ist kristallklar, auf Koh Samui wurden vom Aussterben bedrohte Schildkröten seit langer Zeit wieder gesichtet. Der direkte Zusammenhang zwischen der Anzahl von Tourist*innen und der Unversehrtheit natürlicher Ressourcen lässt Stimmen laut werden, die eine Abkehr vom Massentourismus fordern.

Kategorien Corona | Umwelt | Thailand

Pandemie und Klimanotstand bekämpfen

Seit der Corona-Pandemie gibt es einen allgemeinen Konsens darüber, dass ein Aufschwung nach der Krise umweltfreundlich und nachhaltig sein muss. Schließlich steht Gesundheit im direkten Zusammenhang mit Wirtschaft und Umwelt. Dem stimmen auch Vertreter verschiedener multinationaler Organisationen zu. Doch vor der Krise hatten die meisten südostasiatischen Länder gravierende Probleme im Gesundheitssektor und beim Klimaschutz. Ein langer Weg steht noch bevor.

Südostasien: Corona führt zu mehr Plastikmüll

Durch die Corona-Pandemie erleidet Thailand Rückschläge im Kampf gegen sein Plastikmüllproblem. 2020 sollten die Plastikabfälle um 30% reduziert werden, Einwegplastik wurde verboten. Seit den Einschränkungen haben Plastikabfälle wieder drastisch zugenommen. Staaten wie die Philippinen, Indonesien oder Malaysia sehen sich vor ähnliche Probleme gestellt. Einen großen Anteil daran haben Lebensmittellieferungen, z.B. beim Bestellen von Essen, aber auch Online-Shopping im Allgemeinen. 

Thailand: Zivilgesellschaft dämmt Krise ein

Als die Corona-Krise im Januar 2020 begann, fürchtete Thailand wegen 7.000 chinesischer Tourist*innen aus Wuhan eine rasante Ausbreitung des Erregers. Doch eine handfeste Krise blieb aus. Bis dato sind gerade einmal 57 Menschen in Thailand gestorben und knapp 3.000 infiziert, bei einer Bevölkerung von 70 Millionen. Dieser Erfolg ist vor allem auf zwei Aspekte zurückzuführen: Einerseits achten Thailänder*innen im hohen Maße und gesamtgesellschaftlich auf persönliche Hygiene, was eine Ausbreitung erschwerte. Wichtiger ist allerdings, dass von Anfang an ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Menschen und dem öffentlichen Gesundheitssystem bestand. Empfehlungen für "Social Distancing" oder das Tragen von Masken wurden daher nicht nur ernst genommen, sondern schon im Voraus umgesetzt, als die WHO beispielsweise Masken noch ablehnte. Die Bereitschaft Verantwortung in der Krise zu übernehmen führte auch dazu, dass allein in Bangkok 15.000 Freiwillige im öffentlichen Gesundheitssystem aushalfen. Der Erfolg Thailands ist demnach in erster Linie auf eine massive Anstrengung der Zivilgesellschaft zurückzuführen, die von Anfang auf die richtigen Maßnahmen zur Eindämmung setzte.

Meinungsfreiheit und repressive Gesetze: Kritik an Thailands König im Netz

Thailands König Rama X. Maha Vajiralongkorn verbringt seit Ausbruch der Viruses die meiste Zeit in Deutschland in einem Hotel mit Sondergenehmigung. Vor allem im Internet gibt es seither zunehmend Kritik am Verhalten des Königshauses und darüber hinaus an der Monarchie. Durch das Majestätsbeleidigungsgesetz kann Kritik in Thailand mit bis zu 15 Jahren Haft geahndet werden. Laut Amnesty International nutzen die Behörden die Pandemie, um noch stärker gegen kritische Stimmen vorzugehen. Rechte wie Meinungsfreiheit würden weiter beschnitten, Repressalien nähmen zu.

Kategorien Corona | Menschenrechte | Thailand

Anstieg von Suizidversuchen und Todesfällen unter den städtischen Armen Thailands

Die Suizidrate unter den städtischen Armen Thailands ist laut einer aktuellen Studie im April 2020 deutlich angestiegen. Die Zahl sei dreimal so hoch wie im Vorjahr. Die mit dem Ausnahmezustand verbundenen Maßnahmen könnten die Ursache dafür sein, so die Forschungsgruppe. Der Bericht kritisierte Maßnahmen zur Eindämmung der Auswirkungen der Pandemie auf die Bevölkerung, insbesondere auf die Arbeiterklasse, als ineffizient. Es solle inklusivere und angepasste Strategien für die Armen ergriffen werden. Die Studie ist in Thailand derzeit in den Schlagzeilen und wird kontrovers diskutiert.