Brisante Aktualität
Unerwartet bekamen die politischen Themen auf dem Podium eine brisante Aktualität. Am Vortag hatte das indonesische Parlament überraschend ein Gesetz zu einer zentralen Errungenschaft der Demokratisierung verabschiedet: Die direkte Wahl von Bürgermeistern, Bezirks- und Provinzoberhäuptern durch das Volk wurde abgeschafft. Inzwischen hat der frühere Präsident Susilo Bambang Yudhoyono, der zu diesem Zeitpunkt noch amtierte, das Inkrafttreten des neuen Gesetzes per Dekret ausgesetzt. Beobachter halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass das Parlament das Dekret verabschieden und seinen Gesetzesbeschluss zurücknehmen wird. Im Präsidentschaftswahlkampf Mitte 2014 hatte der spätere Verlierer Prabowo Subianto Direktwahlen als Produkt westlicher Kultur und damit ungeeignet für Indonesien bezeichnet. Seine Parteien-Koalition kontrolliert mit 58% die Parlamentsmehrheit.
Auf dem Indonesientag wurde deutlich, dass sich schon vor Beginn der Amtszeit von Präsident Joko Widodos (genannt ‚Jokowi‘) am 20. Oktober 2014 ein spannender Machtkampf zwischen Legislative und Exekutive abzeichnete. Indonesiens Wahlvolk hatte mit Jokowi erstmals einen Präsidenten gewählt, der nicht aus den Kreisen der militärischen oder politischen Eliten stammt.