"Eine der Überraschungen in diesem Jahr ist die Aufnahme von Timor-Leste, einer jungen Demokratie, die sich noch im Aufbau befindet, in die Top 10 des Indexes", schreibt Reporter ohne Grenzen in der Analyse der diesjährigen Rangliste, die zum Tag der Pressefreiheit am 3. Mai 2023 vorgelegt wurde.
Dies sei eine positive Bestätigung der Beobachtung über Einparteienregime: "übermäßige, extrem konzentrierte Macht ist das Haupthindernis für journalistische Freiheit. Die Pressefreiheit kann sich nur dann voll entfalten, wenn die politischen, wirtschaftlichen und gerichtlichen Befugnisse ausgewogen und geregelt sind." Am Ende der Rangliste finden sich Nord-Korea (Rang 180), China (Rang 179), Vietnam (Rang 178) und Myanmar (Rang 173).
Die weiteren Länder Asiens nehmen die folgenden Plätze ein: Indien (163), Bangladesh (161), Afghanistan (152) Kambodscha (147), Brunei (142) Pakistan (150), Sri Lanka (135) Philippinen (132), Indonesien (108) Thailand (106) Buthan (90) Malaysia (73).
Reporter ohne Grenzen: Timor-Leste
In Timor-Leste können Journalist:innen in der Regel frei berichten und werden nur selten belästigt oder tätlich angegriffen. Noch nie wurde jemand im Zusammenhang mit seiner Arbeit inhaftiert. Doch das 2014 verabschiedete Mediengesetz hänge wie ein Damoklesschwert über den Journalist:innen und fördere die Selbstzensur, kritisiert Reporter ohne Grenzen in der Beurteilung von Timor-Leste.
Die Verfassung garantiert Presse- und Meinungsfreiheit. „Der 2015 eingerichtete Presserat soll die friedliche Beilegung von Streitigkeiten, an denen Journalisten beteiligt sind, erleichtern, auch wenn es dem Verfahren zur Wahl seiner Mitglieder an Transparenz mangelt.“ Der Presserat wie auch der Journalistenverband bieten Schulungen an und unterhalten eine eigene Stelle zur Überprüfung der Fakten, die vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen unterstützt wird.
In der kurzen Geschichte Timor-Lestes als unabhängiger Staat habe die Aufteilung der Exekutivgewalt auf einen Präsidenten und einen Premierminister dazu beigetragen, Verletzungen der Pressefreiheit zu begrenzen. „Dennoch begegnen die Politiker den Medien mit einem gewissen Misstrauen, was sich in mehreren Gesetzesvorschlägen widerspiegelt, die sich gegen die Pressefreiheit richten, darunter ein Gesetz aus dem Jahr 2020, nach dem die Verleumdung von Vertretern des Staates oder der katholischen Kirche mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft worden wäre.“