Lassen der Pluralismus und die Demokratiebewegung Indonesiens eine Entwicklung zu, die unter Gesichtspunkten der Menschenrechte, der internationalen Verflechtungen und des Klimawandels eine stabile Gesellschaft und einen konstruktiven Dialog mit Deutschland befördern? Die zivilgesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre – insbesondere die Politisierung der Religionen – stellen Wertvorstellungen und politische Prinzipien auf den Prüfstand. Wird das Motto Indonesiens „Einheit in der Vielfalt“ weiterhin Bestand haben? Indonesien hat in der weltweiten Debatte um den Klimawandel eine herausragende Bedeutung. Die bundesdeutsche Industrie und Wirtschaft engagiert sich gerade in diesen Bereichen. Als touristisches Ziel spielt das Land eine zunehmend wichtigere Rolle.
Termine auf einen Blick:
- 28. September 2017, 18:00-19:30 Uhr: Indonesien und die maritime Seidenstrasse: Wohin geht die Reise? Dr. Mai Lin Tjoa-Bonatz (Uni Frankfurt), Dominik Hofzumahaus (Uni Bonn)
- 5. Oktober 2017, 18:00-19:30 Uhr: Indonesien neu entdecken: Perspektiven politischer und wirtschaftlicher Zusammenarbeit, Daniel Müller (Ostasiatischer Verein Hamburg)
- 12. Oktober 2017, 18:00-19:30 Uhr: Islamismus in Indonesien: Das langsame Ende von Pluralismus und Demokratie?, Prof. Dr. Susanne Schröter (Uni Frankfurt)
- 19. Oktober 2017, 18:00-19:30 Uhr: Klima, Kohle und Konzerne, Kathrin Hartmann (Journalistin), Dr. Michaela Haug (Uni Köln), Dr. Oliver Pye (Uni Bonn)
Die Vierteilige Vortrags- und Diskussionsreihe zu Indonesien ist eine Kooperation zwischen der Deutsch Indonesischen Gesellschaft e.V., der Stiftung Asienhaus und dem Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM). Die Veranstaltungen finden in der Bibliothek des RJM in Köln statt.
Der Eintritt ist frei.
Informationen zu den Veranstaltungen
28. September 2017
INDONESIEN UND DIE MARITIME SEIDENSTRASSE: WOHIN GEHT DIE REISE?
Dr. Mai Lin Tjoa-Bonatz (Uni Frankfurt) / Dominik Hofzumahaus ( Uni Bonn, Stiftung Asienhaus Köln)
Im Hinblick auf die legendäre Land- wie Seeverbindung spielte Indonesien eine tragende Rolle im internationalen Fernhandel. Ausgrabungen und spektakuläre Funde aus Schiffswracks liefern neue Befunde. Das maritime Kulturerbe ist ein viel diskutiertes Thema, wenn es sowohl um Eigentumsverhältnisse als auch internationale Politik geht.
Die hauptsächlich von China ausgehenden aktuellen Initiativen für die Neue Seidenstraße sind ein interkontinentales Infrastrukturnetzwerk. Die Anrainerstaaten entwickeln Projekte, um vielfältige Verbindungen zu intensivieren. In Indonesien wächst das Bewusstsein, dabei eine entscheidende Rolle spielen zu wollen.
Dr. Mai Lin Tjoa-Bonatz ist Lehrbeauftragte an der Gothe-Universität Frankfurt. Mehr als 15 Jahre war sie in archäologischen Forschungsprojekten in Indonesien beschäftigt. Sie hat Kunstgeschichte, Archäologie und Südostasienwissenschaften studiert.
Dominik Hofzumahaus studiert im Masterstudiengang der Südostasienwissenschaften der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn; Themenschwerpunkte sind die Beziehungen zwischen China und Südostasien. Zurzeit arbeitet er in der OBOR-AG der Stiftung Asienhaus zu den Auswirkungen der Initiative „Neue Seidenstraße“ auf die Region.
5. Oktober 2017
INDONESIEN NEU ENTDECKEN: PERSPEKTIVEN POLITISCHER UND WIRTSCHAFTLICHER ZUSAMMENARBEIT
Daniel Müller (Ostasiatischer Verein Hamburg)
Indonesien ist der größte und wichtigste Staat in der ASEAN-Region. Nach einer Zeit einer eher binnenorientierten Wirtschaftspolitik hat das Land seit Antritt von Präsident Joko Widodo im Herbst 2014 begonnen, sich schrittweise weiter zu öffnen. Die Regierung hat eine Reihe von Reformen lanciert, die das Umfeld für Auslandsinvestoren spürbar erleichtern sollen. Darüber hinaus werden auch Anstrengungen unternommen, um die Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland und zur Europäischen Union politisch und wirtschaftlich weiter zu vertiefen. Indonesien bemüht sich, ein attraktives Investitionsziel zu sein, da es über Märkte von ausreichender Breite und Tiefe verfügt. Der Markteintritt bleibt allerdings eine Herausforderung und setzt vor allem gute Landeskenntnisse voraus.
Daniel Müller ist Regionalmanager ASEAN beim Ostasiatischen Verein Hamburg.
12. Oktober 2017
ISLAMISMUS IN INDONESIEN: DAS LANGSAME ENDE VON PLURALISMUS UND DEMOKRATIE ?
Prof. Dr. Susanne Schröter (Uni Frankfurt)
Das Ende der autoritären Herrschaft des Diktators Suharto bedeutete ab 1999 nicht nur für demokratische Intellektuelle, Künstler und Feministinnen neue Freiheiten, sondern auch für Islamisten, die in den vergangenen 20 Jahren einen ungeahnten Zulauf erhalten haben. Das Ziel der Islamisten besteht darin, Indonesien sukzessive in einen islamischen Staat umzuwandeln, die Scharia einzuführen und die Bürger des Landes religiösen Normen zu unterwerfen. Die Rechte von Frauen und Minderheiten erodieren zunehmend, und die spektakuläre Inhaftierung des christlichen Gouverneurs von Jakarta Im Mai wegen angeblicher Blasphemie zeigt, dass Pluralismus und Demokratie ernsthaft bedroht sind.
Susanne Schröter ist Direktorin des „Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam“ am Exzellenzcluster „Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt.
19. Oktober 2017
KLIMA, KOHLE UND KONZERNE
Kathrin Hartmann (Journalistin) / Dr. Michaela Haug (Uni Köln) / Dr. Oliver Pye (Uni Bonn)
Der größte Inselstaat der Erde verfügt über vielfältige Rohstoffe. Seit Jahrhunderten werden diese überwiegend von ausländischen Mächten sowie lokalen Eliten ausgebeutet. Demokratisierung und Dezentralisierung haben die ökologisch schädliche und sozial ungerechte Ressourcenausbeutung nicht beendet. Im Gegenteil – in vielen Regionen haben Umweltzerstörung und soziale Ungerechtigkeit zugenommen. Aktuell ist die Palmölindustrie ein gewaltiger Wachstumsfaktor, wie auch der Kohleabbau, bei dessen Nutzung nachhaltige Aspekte kaum Berücksichtigung finden. Beide Industriezweige sind wirtschaftlich von großerBedeutung und tragen zugleich zu vielfältigen Konflikten, der Entwaldung und Verarmung der lokalen Bevölkerung bei. Der Raubbau an der Natur hat zudem spürbare Auswirkungen auf den Klimawandel. Korruption, einseitige Interessen sowie unzureichende gesetzliche Maßnahmen führen zu einer risikoreichen Entwicklung.
Die Veranstaltung ist Teil der bundesweiten Alternativen Rohstoffwoche des AK Rohstoffe.
Kathrin Hartmann ist Journalistin und Buchautorin in München, sie beschäftigt sich mit Greenwashing, mit den Folgen neoliberaler Entwicklungshilfe und der Green Economy im globalen Süden. Für ihr Buch "Aus kontrolliertem Raubbau" (Blessing Verlag 2015) untersuchte sie unter anderem die sozialen und ökologische Folgen des Palmölanbaus in Indonesien und der Garnelen-Aquakultur in Bangladesch. [www.ende-der-maerchenstunde.de]
Michaela Haug ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie der Universität zu Köln und Mitglied des Global South Studies Center Cologne (GSSC). Ihre Arbeitsschwerpunkte umfassen politische Ökologie, (indigene) Landrechte, Gender, soziale Ungleichheit und Mensch- Umweltbeziehungen in Südostasien/Indonesien.
Oliver Pye ist wissenschaftlicher Mitarbeiter für Südostasienwissenschaften am Institut für Orient- und Asienwissenschaften der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Forschungsschwerpunkte sind Globalisierung, soziale Bewegungen und gesellschaftliche Naturverhältnisse in Südostasien. Gegenwärtig arbeitet er zu den transnationalen Dimensionen der Palmölkontroverse.
Veranstaltungsort: Rautenstrauch-Joest-Museum, Cäcilienstraße 29, 50667 Köln (am Neumarkt)
Kontakt: Karl Mertes, Deutsch-Indonesische Gesellschaft e.V., mail@dig-koeln.de