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30 Jahre nach dem Massaker auf dem Friedhof Santa Cruz

„Helden ohne Friedhof“, T-Shirts als Botschaft: Auf der Suche nach den Verschwundenen, 12. November 2016 (Foto: Maria Tschanz)

Am 12. November 1991 schoß das Militär Indonesiens ohne Vorwarnung in eine Kundgebung für die Unabhängigkeit. Über 271 Menschen verloren ihr Leben.Viele von ihnen sind bis heute vermisst und wurden nie gefunden.

Die Bilder vom Massaker, gefilmt von Max Stahl, gingen um die Welt. Sie veränderten entschieden die internationale Aufmerksamkeit für das Streben Osttimors nach Unabhängigkeit. Die Mauer aus Realpolitik und Ignoranz, mit der die Staatengemeinschaft gemeinhin dem Konflikt begegnete, bekam Risse. 

Die Suche nach den Verschwundenen hält an

Von vielen Teilnehmer:innen der Demonstration fehlt jede Spur. Das indonesische Militär vertuschte seine grausamen Taten und verscharrte viele der Leichen. Die Wahrheitskommission empfahl in ihrem Bericht Maßnahmen zur Ermittlung des Verbleibs und des Schicksals der Verschwundenen. Diesen Empfehlungen wird bis zum heutigen Tag noch nicht entsprochen.

Die Demonstration am 12. November war eine Aktion der Clandestinos/as, der Front des zivilen Widerstandes, der vor allem von jungen Menschen getragen wurde. In Anerkennung ihres mutigen Einsatzes ist der 12. November ials 'Tag der Jugend' im unabhängigen Timor-Leste ein offizieller Gedenk- und Feiertag.

"Doch Gedenkfeiern konnten den Schmerz und das Leid der Opfer, Überlebenden und Hinterbliebenen nicht heilen", hält Ivo Mateus Goncalves fest. "Während sich die Regierung offiziell des Beitrags der Jugendlichen rühmt, die sich auf dem Santa Cruz Friedhof geopfert haben, gibt es immer noch wenig offizielles Engagement, ihre Überreste zu finden", klagter und fordert die Regierung auf, nach diesen anonymen Gräbern zu suchen und diejenigen, die nach ihren Angehören suchen, zu unterstützen.

Aktive aus dem zivilen Widerstand und Überlebende des Santa-Cruz Massakers haben 2008 das 'Komitee 12. November' gegründet. Sie suchen nach den Gräbern der Verschwundenen, damit ihre Familen sie würdig begraben können. Ein Massengrab konnte vor den Toren Dilis, in der Nähe der Tasi-Tolu Seen exhumiert werden. Die Suche nach weiteren Opfern war bislang vergeblich.

Mit aller Kraft für die Unabhängigkeit: Die Bewegung des zivilen Widerstandes

Ber Beitrag der Clandestinos/as zur Befreiung ihres Landes ist für Ivo Mateus Goncalves noch nicht vollständig festgehalten und niedergeschrieben. Nach dem Massaker von Santa Cruz nahmen die Aktionen des zivilen Widerstandes immer mehr zu, und der offene Widerstand wurde zur Kultur der neuen Generation, die hauptsächlich nach der Invasion und der Besetzung geboren wurde. Für ihn waren sie ab Ende der 80er Jahre  die Hauptakteure, die mit aller Kraft für die Unabhängigkeit kämpften.

"Wir bereuen nie, was wir für dieses Land getan haben. Wir haben alle unsere besten Freunde, Verwandten und Kameraden während des Unabhängigkeitskrieges verloren, aber das ist der Preis, den wir für unsere Unabhängigkeit zahlen müssen. Jetzt überlassen wir es unseren Führern und der Regierung, sich um das Wohlergehen des Volkes zu kümmern. Das ist die Unabhängigkeit, von der wir geträumt haben." (Marcio Graca, Überlebender des Santa-Cruz Massakers)

30 years after the Santa Cruz massacre: What legacy is left behind?, Ivo Mateus Goncalves, new mandala,  26 Nov, 2021

 

Zum Weiterlesen: 

Blickwechsel - In Solidarität mit Osttimor – 25. Jahrestag des Massaker vom Santa Cruz Friedhof, Monika Schlicher & Maria Tschanz, Januar 2017

Auf der Suche nach den Verschwundenen, Interview von Monika Schlicher und Maria Tschanz mit den Mitgliedern der Organisation 'Komitee 12. November' Manuela Saldanha und Januario de Jesus; in: SUARA - Zeitschrift für Indonesien und Osttimor, November 2010

 

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