Die indonesische Regisseurin Lola Amaria stellte im Oktober ihren neuen Film Eksil in Köln vor. Die Stiftung Asienhaus hatte hierzu mit seinen Partnerorganisationen eine Abendveranstaltung organisiert. Davor haben wir die Filmemacherin interviewt.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, den Film Eksil zu drehen?
Als ich 2013 in Europa war, habe ich einige Exilant:innen in Deutschland und den Niederlanden getroffen. Ich habe mit ihnen über ihre Erfahrungen geplaudert und sie haben aus ihrem Leben erzählt. Danach habe ich angefangen, ein Konzept für diesen Film zu entwickeln.
Sie sind nach 1965 geboren. Wie stehen Sie zu dem Thema?
In meiner Jugend habe ich nur einseitige Erzählungen darüber gehört. Als ich in der Schule war, war Suharto noch an der Macht. Später habe ich dann mehr aus meinem Bekanntenkreis erfahren und das hat mein Interesse geweckt. Es gibt so viel über 1965, was noch erzählt werden muss. Mit dem Film möchte ich auch die andere Seite der Geschichte erzählen und verschiedene Perspektiven einbringen, betroffenen Personen eine Stimme geben.
Was möchten Sie mit ihrem Dokumentarfilm erreichen?
Dass sich viele Menschen den Film ansehen und mehr über das Thema erfahren, vor allem die junge Generation in Indonesien. Die Indonesier:innen sollen mehr über die Exiliant:innen und die komplexen Folgen von 1965 erfahren.
Wie haben Sie die Protagonisten gefunden? Wie lange haben Sie gebraucht, um den Film zu drehen?
Ich habe erst mit einigen Freund:innen und Bekannten gesprochen und dann recherchiert. Darunter sind sowohl Exilant:innen, als auch Historiker:innen oder Studierende. Dann habe ich versucht weitere Protagonisten zu finden, die bereit waren, sich filmen zu lassen. Ich habe dann alle gezeigten Protagonisten in den Jahren 2013-2014 interviewt und dann Ende 2015 mit den Dreharbeiten begonnen. Danach ging es in die Postproduktion und der Film wurde Ende 2022 veröffentlicht. Der Prozess bis zum fertigem Film dauerte also fast 10 Jahre.
Das ist eine lange Zeit. Neben der Suche nach Protagonist:innen: Was waren die Herausforderungen bei den Recherchen und Dreharbeiten?
Es ist schwer, aus 60-80 Stunden Rohmaterial nur 2 Stunden Film zu machen. Mühselig und kostspielig war es auch, das ganze Filmmaterial zu bekommen und die Quellen zu recherchieren.
Wie haben die gezeigten Exilanten reagiert, als sie den fertigen Film sahen?
Sie waren alle glücklich und weinten. Sie hoffen, dass der Fall von 1965 von der indonesischen Regierung ernsthaft behandelt wird. Fünf der gezeigten Exilanten sind mittlerweile leider verstorben.
Warum zeigt der Film keine Frauen im Exil?
Ja, leider. Ich habe versucht, Exiliantinnen in der Dokumentation zu zeigen. Aber keine der Frauen, mit denen ich gesprochen hatte, wollte beim Film mitmachen. Einige sind traumatisiert, einige haben andere Gründe. Es macht auch einen großen Unterschied, ob man Informationen teilt oder für eine Zeitschrift interviewt wird, oder ob man öffentlich auf einer Kinoleinwand gezeigt wird.
Eksil wird derzeit in verschiedenen Städten in Deutschland gezeigt. Sie haben den Film im März 2023 auf einem Festival in den Niederlanden uraufgeführt. Warum ist er noch nicht in Indonesien zu sehen?
Wir warten noch auf den Zeitplan für das reguläre Kino in Indonesien.
Was ist Ihr nächstes Projekt?
Das steht noch nicht ganz fest. Ich habe einige Ideen und recherchiere noch. Wahrscheinlich wird es sich um etwas Soziales drehen, oder es wird eine Dokumentation zu einem Frauenthema.
Das Gespräch mit Lola Amaria führte Raphael Göpel (Stiftung Asienhaus).