Was macht die südostasien so besonders?
In der südostasien geben wir seit 40 Jahren den Zivilgesellschaften Südostasiens eine deutschsprachige und seit 2024 zum Teil auch englischsprachige Plattform. Wir ermöglichen damit eine Vernetzung im Sinne transnationaler Solidaritätsarbeit. NGOs, Graswurzel-Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen, Journalist:innen und Künstler:innen kommen bei uns auf vielfältige Weise zu Wort. Dafür sorgen rund 60 ehrenamtliche Redaktionsmitglieder:innen, die in wechselnden Kernredaktionen die Ausgaben konzipieren. Hinzu kommt ein weitaus größeres Netz ehrenamtlicher Autor:innen in Europa und Südostasien.
Du koordinierst das Online-Magazin. Was heißt das?
Ich halte die Fäden im vielfältigen südostasien-Netz zusammen – zwischen Herausgeber:innen, Redakteur:innen, Autor:innen und Leser:innen. Die Kernredaktionen unterstütze ich bei einer ausgewogenen Konzeption ihrer Ausgabe, bei der Autor:innensuche und bei der Endkorrektur der Beiträge. Daneben bin ich fortwährend im Austausch mit Robin (Eberhardt), der für das Layout der südostasien sorgt. Außerdem liegt die Vorbereitung und Durchführung der jährlichen Redaktionstreffen gemeinsam mit den Herausgeber:innen in meinen Händen.
Die meisten der ehrenamtlichen Redaktionsmitgliedern sind keine Journalist:innen oder Medienschaffenden. Wie führt ihr diese an die Redaktionsarbeit heran?
Wir loten aus, welche Erfahrungen die neuen Redaktionsmitglieder:innen mitbringen, wo sie sich einbringen möchten und welche Aufgaben sie übernehmen können. Sie lernen dann von den erfahreneren Redaktionsmitgliedern, wie sie sich Artikel bearbeiten, Übersetzungen anfertigen oder sich in einer Kernredaktion einbringen.
Daneben gibt es regelmäßige Redaktionskonferenzen und Weiterbildungsworkshops, zu denen alle eingeladen sind. Die Redaktionskonferenzen dienen dazu, unsere (dezentral organisierte) Zusammenarbeit zu stärken, Inhalte zu besprechen und von den kürzlich erschienenen Ausgaben zu lernen und uns weiterzuentwickeln. In den Workshops gibt es praxisnahe Fortbildungen, z.B. wie mache ich ein Interview, was sind gute Titel, Teaser, Intros.
Was ist dein Lieblingsartikel aus 2024, und warum?
Da fällt die Auswahl schwer, weil wir sehr viele sehr gute Artikel hatten. Wir hatten drei äußerst lesenswerte Ausgaben. Die Wasser-Ausgabe, an der ich selbst auch inhaltlich als Teil der ehrenamtlichen Kernredaktion mitgearbeitet habe, lag mir besonders am Herzen.
Da möchte ich das Interview von Monika Schlicher mit Ego Lemos unter dem Titel „Erst Wasser pflanzen, dann Bäume“ hervorheben. Ich finde es deshalb so lesenswert, weil es eine gemeinschaftsbasierte nachhaltige Entwicklung hervorhebt, die indigenes Wissen einbezieht. Das ist für mich im Sinne des Selbstverständnisses der südostasien.
Aus dem gleichen Grund habe ich für die gleiche Ausgabe den Artikel „Bedrohte Quellen“ von Eka Handriana und Bagas Yusuf Kausan aus dem Indonesischen bearbeitet und übersetzt. Und, last but not least, möchte ich den Auszug aus dem Theaterstück: „Frauen am Rande des Sees“ von Lena Simanjuntak nennen, der mich persönlich sehr berührt hat und den ich auch aufgrund der künstlerischen Textform für eine ganz besondere Perle in den Ausgaben von 2024 halte.
Gibt es etwas, was dich bei deiner Koordinationsarbeit immer wieder überrascht?
Jede Ausgabe ist anders, das ist an sich schon immer eine Wundertüte. Überraschend, schön und motivierend sind häufig die gemeinschaftlichen Prozesse beim „Machen“ der südostasien. Das kann im Rahmen der Kernredaktionen sein, wo man über einen Zeitraum von mehreren Monaten mit vier, fünf anderen Menschen sehr intensiv an einer Ausgabe arbeitet und entsprechend häufig miteinander im Kontakt ist. Es kann auch die Begegnung bei den Redaktionstreffen zwischen den „alten Hasen“ und neuen, jüngeren Mitgliedern sein und das, was da im gemeinsamen Raum entsteht, wenn alle offen dafür sind, voneinander zu lernen. Und speziell in 2025 wird es das gemeinsame Erinnern im Rahmen des Jubiläums. Die Rückschau von Menschen, die lange vor mir die südostasien gestaltet haben und die Tatsache, wie viele Menschen über vierzig Jahre ihre Zeit und Energie in dieses einzigartige publizistische Projekt hineingegeben haben – das berührt mich immer wieder.
Das Interview führte Raphael Göpel (Stiftung Asienhaus).
Bildnachweis: Gemeindeeinsatz zum ‚Wasser anpflanzen‘ mit Hilfe von Auffangbecken und Terrassen. © Permatil