“He has never performed his duty, but he is very keen on having sexual pleasure!”
Für diese Worte über den thailändischen König erntete ein junger Student auf der Kundgebungsbühne der politischen Aktion „Free Thailand“ großen Applaus. Die Kundgebung „Free Thailand“ – organisiert von Thai Democratic People in Germany (TDPG) – fand am 19. September 2020 am Brandenburger Tor in Berlin anlässlich des 14. Jahrestages des Putsches gegen den demokratisch gewählten Premierminister Thaksin Shinawatra im Jahr 2006 statt.
Weltweite Kundgebungen von regierungskritischen Kräften aus Thailand
Mehr als 200 Menschen aus Deutschland, den Niederlanden und Polen nahmen an der Veranstaltung teil, um ihre Solidarität mit der Jugendbewegung in Thailand zum Ausdruck zu bringen. Die Veranstaltung war Teil einer weltweiten Aktion von regierungskritischen Kräften aus Thailand, die sich solidarisch mit der aktuellen Jugendbewegung in Thailand zeigten.
.Am selben Tag demonstrierten Zehntausende bei der von Studierenden angeführten Anti-Regierungs-Großkundgebung an der Thammasat-Universität in der thailändischen Hauptstadt Bangkok.
Kritik an Thailands Monarchie, Regierung und Bildungssystem
Bei der Solidaritätskundgebung mit den jungen Mitstreitenden in Thailand kritisierten die überwiegend jungen Redner*innen in Berlin die Bildungsungleichheit und die kaum als demokratisch zu bezeichnende Regierung von Premierminister Prayuth Chan-Ocha.
Die schärfste Kritik richtete sich aber gegen die Macht der thailändischen Monarchie.Die Redner*innen verlasen das sogenannte „10-Punkte Thammasat-Manifest“ über eine Reform der Monarchie in drei Sprachen und kritisierten den kostspieligen Lebensstil des thailändischen Königs und seinen Aufenthalt in Bayern während der Corona-Pandemie.
Das Verschwindenlassen muss aufhören
Frust über die vom Staat verübten Verbrechen des „Verschwindenlassens“ und extralegale Hinrichtungen von Dissidenten in den Nachbarländern Thailands äußerte Praphakorn Wongratanawin, ein Mitglied der AG Thailand der Stiftung Asienhaus.
Neben der sofortigen Beendigung dieser Verbrechen, forderte sie die Ratifizierung der UN-Konvention gegen das Verschwindenlassen durch die thailändische Regierung, die Verabschiedung von notwendigen Gesetzen zum Schutz thailändischer Bürger*innen vor dem „Verschwindenlassen“ und eine Reform der Justiz. Sie machte klar, dass diese Maßnahmen unter der amtierenden thailändischen Regierung niemals zu erreichen seien. Daher forderte sie u.a. die Auflösung des Parlaments und unterstützte die Forderungen ihrer Mitstreitenden in Thailand.
Symbolische Auktionen
Eine Auktion von Gegenständen, die für die Bewegung symbolische Bedeutung haben, lockerte die Veranstaltung auf. Dazu zählte z.B. eine Packung Tapiokamehl. Dies nahm Bezug auf einen thailändischen Minister, der in den 1990er Jahren in Australien wegen Heroinschmuggels verhaftet wurde. Später behauptete er, er habe nur Tapiokamehl transportiert. Am Ende der Veranstaltung sangen die Demonstrierenden gemeinsam die thailändische Nationalhymne und riefen: "Nieder mit der Diktatur, lang lebe das Volk"!"
Weite Teile der Kundgebung wurden aufgezeichnet und können bei nachfolgenden Links angeschaut werden:
Kundgebung Free Thailand in Berlin, 19. September 2020, Teil 1
Kundgebung Free Thailand in Berlin, 19. September 2020, Teil 2
Und hier gibt es weitere Fotos der Kundgebung auf Facebook bei der Stiftung Asienhaus
Text & Fotos: Praphakorn Wongratanawin (AG Thailand der Stiftung Asienhaus)