Das Thema sexualisierter Gewalt ist in Thailand nicht neu. Auf der einen Seite steht dabei meist der vorherrschende Diskurs über Gewalt gegen Frauen in den Regierungsplänen, auf der anderen Seite stehen die Überlebenden dieser Gewalt, die ihre eigenen Ideen einbringen und die Behörden auffordern, das Problem gezielter anzugehen. Es besteht kein Zweifel, dass das Schließen der Lücke zwischen diesen beiden Ansätzen eine monumentale und historische Herausforderung ist. Die fehlenden Stimmen im Prozess der Wissenskonstruktion über Gewalt gegen Frauen in der thailändischen Frauenbewegung sollten dabei mehr Einklang finden.
Für den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen (25. November) organisierten Frauen eine sehr kreative Ausstellung mit dem Titel: „Stimmen und Ansichten der Überlebenden: Erzählen durch meine Archive.“ Sie wurde zusammen mit einer Vielzahl von Aktivitäten, unter anderem einer Podiumsdiskussion, einem Theaterstück und einer Musikshow, präsentiert. Als Gruppe von Überlebenden erinnerte sich jede von ihnen an die intimen Gegenstände, die mit der erlebten Gewalt zu tun hatten, und identifizierte sie. Zu diesen Gegenständen gehörten zum Beispiel eine Busfahrkarte, die eine Überlebende während der Vergewaltigung noch in der Hand hielt, ein Kessel mit heißem Wasser, ein zerrissenes Tuch, ein Pyjama, der nach einem Angriff ihres Partners mit Blut befleckt war, sowie ein Schlagring. Alle wurden mit Bildunterschriften im Stil einer kritischen und alternativen Ausstellung illustriert.
Hier geht es zum Artikel von Sinith Sittirak im Online-Magazin südostasien 3/2020: #MeToo – Geschichten postkolonial gedacht