Echte Lösungen, kein Netto-Null!
Ein globaler Aufruf zum aktiven Handeln für das Klima
An die Regierungen dieser Welt und die führenden internationalen Institutionen, die sich zur COP 26 in Glasgow versammeln: Es ist an der Zeit, dass Sie sich hier und jetzt dazu verpflichten, schnell und dauerhaft Echte Null-Emissionen zu erreichen, durch echte Emissionsreduktionen und echte Lösungen. Wir wollen keine Ihrer weit hergeholten und leeren Netto-Null-Zusagen mehr. Wir wollen nichts mehr von Ihren Versprechungen lesen, das Emissionsbudget bis zur Mitte des Jahrhunderts mit Hilfe von technischen Lösungen, Geoengineering, Kohlenstoffmärkten und Verrechnungstricks auszugleichen. Wir wollen wissen, was Sie heute tun, um die wichtigsten Emissionsquellen zu eliminieren - die Produktion und Nutzung fossiler Brennstoffe, die Abholzung von Wäldern und die industrielle Landwirtschaft -, die nicht nur den Planeten erhitzen und unsere gemeinsame Umwelt verschmutzen, sondern auch die Menschen vergiften, die an vorderster Front gegen Klimakrise und Verschmutzung kämpfen. Und wir wollen wissen, was Sie ab jetzt, morgen und in jedem kommenden Jahr tun werden, um Widerstandsfähigkeit zu stärken, Gerechtigkeit in den Mittelpunkt zu stellen und Gemeinschaften bei einem gerechten und ausgewogenen Übergang zu einer Zukunft ohne fossile Brennstoffe zu unterstützen, in der Menschenrechte, Lebensgrundlagen, Arbeit und eine sichere, saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt für heutige und künftige Generationen gesichert sind.
Wir fordern von Ihnen, dass Sie echte Pläne vorlegen, um die Emissionen und die Produktion fossiler Brennstoffe auf ein echtes Nullniveau zu senken. Diese Pläne müssen auf einer echten Transformation aufbauen, mit echten Ressourcen gestützt und mit der echten Dringlichkeit umgesetzt werden, die die aktuellen Krisen erfordern.
- Zeigen Sie uns Ihre Klimapläne, Ihre konkreten Schritte und spezifischen Programme, in denen gerechter Strukturwandel, Menschenrechte, ein Ende von Rassismus, die Umsetzung von Geschlechter-, sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Gerechtigkeit, Sicherheit und sichere Lebensgrundlagen für Arbeitnehmer*innen, indigene Völker, lokale Gemeinschaften, Bäuer*innen, Frauen, Jugendliche und vulnerable Gruppen in den Mittelpunkt gestellt werden.
- Zeigen Sie uns, wie Ihre Maßnahmen die Emissionen schnell an der Quelle reduzieren werden, innerhalb einer kurzen Frist, die mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen und Gerechtigkeitsprinzipien im Einklang steht und ausreicht, um die globale Erwärmung unter 1,5°C zu halten. Und zeigen Sie uns, dass Sie dabei nicht auf illusorische Kohlendioxid-Entnahme oder andere Geoengineering-Technologien setzen, die die Menschen an vorderster Front der Klimakrise gefährden, oder sich auf fälschliche Annahmen bei natürlichen Senken verlassen.
- Zeigen Sie uns, wie Sie aus fossilen Brennstoffen, industrieller Landwirtschaft, industriellen Nahrungsmittelsystemen, Plastik und anderen umweltschädlichen Industrien aussteigen und in deren Umbau investieren werden, um unsere Energie-, Lebensmittel-, Verkehrs- und Industriesysteme umzugestalten.
- Zeigen Sie uns, dass Sie anerkennen, dass fossile Brennstoffe in einer klimasicheren Welt keine Zukunft haben, indem Sie die Produktion neuer fossiler Brennstoffe und die Errichtung neuer Infrastrukturen verbieten, die Entscheidungsfindung vor den Lobbyist*innen der fossilen Brennstoffindustrie schützen, Werbung für fossile Brennstoffe verbieten, und einen gerechten und politisch gelenkten Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle sicherstellen, bei dem die Verursacher für die ordnungsgemäße Stilllegung und Beseitigung der giftigen Hinterlassenschaften der fossilen
Brennstoffindustrie zahlen. - Zeigen Sie uns, wie Sie artenreiche Ökosysteme schützen und wiederherstellen werden – nicht um mit dem Kohlenstoff, der in ihnen enthalten ist, als sogenannte "naturbasierte Lösungen" auf Kompensationsmärkten handeln zu können, sondern weil sie die Grundlage für Leben und Lebensunterhalt sind und weil wir den Verlust der biologischen Vielfalt und den Zusammenbruch der Ökosysteme aufhalten müssen.
- Zeigen Sie uns, wie Sie angesichts der Klimabedrohungen echte Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität gewährleisten wollen, indem Sie die bäuerliche Agrarökologie und lokale Ernährungssysteme fördern.
- Zeigen Sie uns, wie Sie bewährte Alternativen und Praktiken unterstützen werden, die von Kleinbäuer*innen, Frauen, indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften entwickelt wurden, und wie Sie deren Rechte respektieren und schützen.
- Zeigen Sie uns, welche Maßnahmen Sie ergreifen werden, um die Unternehmen, die den Großteil der historischen globalen Emissionen erzeugt haben, für die von ihnen verursachten Schäden zur Rechenschaft zu ziehen und haftbar zu machen. Statt freiwilliger Ansätze erfordert eine echte Rechenschaftspflicht rechtlich verbindliche Regeln, einschließlich eines globalen Abkommens über Wirtschaft und Menschenrechte.
- Zeigen Sie uns, dass Sie verstanden haben, dass die heute vorherrschenden wachstumsfokussierten Wirtschafts- und Entwicklungsmodelle überholt sind, und dass Sie neue Modelle fördern werden, in denen Suffizienz, Wohlstand und die Grenzen des Wachstums valide Werte sind.
- Zeigen Sie uns, wie die Länder, die für die historischen und kumulativen Emissionen, die unseren Planeten aufheizen, die größte Verantwortung tragen, ihren gerechten Anteil leisten werden, indem sie die schnellsten Treibhausgasminderungen bis hin zu einer echten Null-Emission gewährleisten und einkommensschwächere Länder finanziell unterstützen.
- Zeigen Sie uns, dass Sie Ihren fairen Anteil an echter, angemessener und zusätzlicher Klimafinanzierung bereitstellen werden, die dem Ausmaß der Klimakrise gerecht wird und Klimaschutz, Anpassung sowie Verluste und Schäden unterstützt - und das nicht durch Kredite, die Länder noch tiefer in die Schulden stürzen, oder durch das erhoffte Durchsickern von Kleingeld aus spekulativen Kohlenstoffmärkten.
Die einzige Möglichkeit, eine Klimakatastrophe zu vermeiden, besteht darin, solche tiefgreifenden, systemischen und gerechten Veränderungen unserer Energie-, Lebensmittel-, Verkehrs- und Industriesysteme vorzunehmen.
Netto-Null-Ziele sind keine Strategie für den Wandel. Netto-Null-Ziele werden als Deckmantel für ein „Business-As-Usual“ benutzt.
Wie viele Erklärungen und Berichte gezeigt haben, verschleiern die Netto-Null-Emissionsziele die Untätigkeit im Klimaschutz und lenken von der notwendigen und dringenden Arbeit ab, die darin besteht, fossile Brennstoffe an der Quelle abzubauen und nachhaltige Lebensmittelsysteme und Wirtschaften zu lokalisieren. Netto-Null-Projekte der großen Verschmutzer beruhen auf verschiedenen Mythen und sind kaum mehr als PR-Kampagnen. Sie beruhen auf der Annahme, dass Kohlenstoffkompensationen, Baumplantagen, Bioenergie und gefährliche Ablenkungsmanöver wie Wasserstoff und Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) die Emissionen irgendwie von der Atmosphäre fernhalten oder aus ihr herausholen werden, nachdem die Verursacher ihren Schaden angerichtet haben. Unerprobte Technologien, die wiederholt gescheitert sind, noch nicht realisiert wurden und in großem Maßstab nicht rentabel sind, werden als angebliche Lösungen für die fortgesetzten Emissionen imaginiert. Von der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung über die direkte Luftabscheidung (Direct Air Capture) bis hin zur Verbrennung von Plastikmüll als Brennstoff - diese Technologien erweitern und verstärken die fossile Wirtschaft, die die Klimakrise antreibt, und bringen gleichzeitig tiefgreifende neue Risiken für die Menschen auf der ganzen Welt mit sich.
Das "Netto" in "Netto-Null" wird von Regierungen und der Industrie benutzt, um sich der Verantwortung für vergangene, gegenwärtige und zukünftige Emissionen zu entziehen und einen falschen Eindruck von Klimafortschritt zu erwecken. Diese Netto-Null-Pläne beruhen auf der Vorstellung, Emissionen in der Atmosphäre auszugleichen, anstatt ihre Ursachen zu beseitigen. "Netto-Null bis 2050" ist lediglich das Versprechen, dass die Regierungen in dreißig Jahren nur die Verschmutzung jenes Jahres ausgleichen werden – ohne eine Garantie, dass sie in den Jahrzehnten davor die Emissionen wesentlich reduzieren werden. Netto-Null-Versprechen für die Mitte des Jahrhunderts halten den Temperaturanstieg nicht
unter 1,5 °C.
Die Gemeinschaften an den Frontlinien des Klimawandels und im globalen Süden haben die Klimakrise nicht verursacht, sind aber mit ihren schlimmsten Auswirkungen konfrontiert. Dieselben Gemeinschaften werden die Belastungen von Landraub, Vertreibung, Ernährungsunsicherheit, Umweltverschmutzung und generationenübergreifender Ungerechtigkeit zu tragen haben, die aus den Versuchen resultieren, die "Business-As-Usual"-Aktivitäten der großen Umweltverschmutzer zu kompensieren, indem alte Muster des Kohlenstoff-Kolonialismus reproduziert werden. Durch die weitere Arbeit umweltverschmutzender Industrien konzentrieren sich die Emissionen bei marginalisierten Gemeinschaften und verschlimmern die Umwelt- und Gesundheitsschäden, unter denen diejenigen am stärksten leiden, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu diesen Industrien leben.
Da ferne Netto-Null-Ziele den Fokus auf die Zukunft verlagern, verschleiern sie die Verantwortung derjenigen, die die Klimakrise überhaupt erst verursacht haben und die jetzt zu wenig tun, um sie zu lösen. Darüber hinaus werden bei dem großen Schwindel, den die Netto-Null darstellt, auch künftige Emissionen unsichtbar gemacht, indem die anhaltenden und steigenden Emissionen aus der Produktion fossiler Brennstoffe, der Plastikherstellung und der Agrarindustrie in einem "Netto" versteckt werden, das voller Schlupflöcher ist. Diese Netto-Null-Pläne lenken von den wirklichen Plänen und wirklichen Lösungen ab, die zu echten Null-Emissionen führen und die Krise, der wir gegenüberstehen, umgehend, wahrhaft
und gerecht angehen können.
Wer eine führende Rolle im Klimaschutz übernimmt, wird nicht erst in Jahrzehnten gemessen werden, sondern zeigt sich in der Geschwindigkeit und dem Umfang konkreter, kurzfristiger Maßnahmen, die heute ergriffen werden, um fossile Brennstoffe, landraubende industrielle Landwirtschaft und andere umweltverschmutzende Industrien auslaufen zu lassen. „Systemwandel statt Klimawandel“ erfordert, den übermäßigen Konsum der Eliten des Nordens und des Südens zu verringern, während gleichzeitig die Investitionen in wirklich gerechte und saubere erneuerbare Energiequellen, gemeinschaftsbasierte nachhaltige Nahrungsmittelsysteme und in Lebensgrundlagen erhöht werden. Es mangelt uns nicht an
echten und notwendigen Lösungen - nur am politischen Willen, sie umzusetzen.
Um den aktuellen Klimanotstand anzugehen, brauchen wir echte Pläne, echte Lösungen, echte Finanzen und Reale Null-Emissionen für einen dringenden gerechten Wandel. JETZT!
Real Solutions Not ‘Net Zero’ - A Global Call for Climate Action