Monolog oder Dialog? Perspektiven auf Entwicklung und Zusammenarbeit, Eurozentrismus und Solidarität
Die Machthierarchien in Entwicklung und Zusammenarbeit haben ihre Wurzeln in der "zivilisatorischen" Mission der Kolonialzeit, welche bereits seit ihrem ersten Auftreten von Aktivist:innen und dekolonialen Bewegungen kritisiert wird. Zudem verfolgt der „Globale Norden“ seine ganz eigenen Interessen durch „Entwicklungszusammenarbeit“.
Die entwicklungspolitische Arbeit von deutschen Nichtregierungsorganisationen zu den Ländern Asiens ist von der kolonialen Vergangenheit, den Widerstands- und Befreiungskämpfen der Gesellschaften Asiens sowie der Kontinuität politischer und wirtschaftlicher Dominanzstrukturen in der post-kolonialen Gegenwart geprägt.
Nichtregierungsorganisationen und andere Akteur:innen der staatlichen und nicht-staatlichen Entwicklungszusammenarbeit streben nach mehr Gleichberechtigung, nach einer Kommunikation und Kooperation auf Augenhöhe. Ein grundsätzlicher Wandel bleibt jedoch bisher aus.
Wie ist eine Gleichberechtigung in der praktischen Zusammenarbeit unter dem Einfluss bestehender politischer und wirtschaftlicher Machthierarchien möglich? Wie können die in Bildern, Überzeugungen und Praktiken nachwirkenden Gewaltstrukturen der Kolonialzeit kritisch reflektiert und im Rahmen einer neuen Zusammenarbeit transformiert werden? Welche Rolle spielt dabei Rassismus und Kritisches Weißsein?
Wir, Engagierte in der Zivilgesellschaft und in Organisationen, sind gefordert in unserer Arbeit ein Umdenken zu fördern. Auf dem 9. Asientag wollen wir zu einem kritischen Blick auf die eigene „entwicklungspolitische“ Position einladen, um eurozentristische Perspektiven zu reflektieren und Machtverhältnisse aufzubrechen. Dazu möchten wir mit unseren Partner:innen aus den Ländern Asiens in einen Dialog treten. Eine Übersetzung wird angeboten.
Wir laden Sie / Euch herzlich ein, an den Live-Diskussionen und virtuellen Workshops teilzunehmen.
Monika Schlicher (Stiftung Asienhaus)
Mirjam Overhoff (philippinenbüro e.V.)
Nataly Jung-Hwa Han (Korea Verband)
Wann & Wo?
- 13. November 2021 09:30 Uhr bis 18:00 Uhr, Online
- Anmelden:
Die Anmeldung für den 9. Asientag erfolgt personalisiert und für jede Veranstaltung einzeln ausschließlich online. Bitte nutzen Sie dazu die Links zu den Registrierungsseiten der Plattform Zoom. Wir empfehlen die aktuellste Version eines Zoom-Clients über das Zoom Download Center vor der Teilnahme zu installieren.
Die Anmeldelinks werden zeitnah zur Verfügung gestellt. - Bei Fragen wenden Sie sich bitte per E-Mail an asientag(at)asienhaus.de oder per Telefon unter +49-221-71612113 an die Stiftung Asienhaus.
Begrüßung und Keynote 09:30 Uhr bis 10:00 Uhr
Eric Gutierrez: Dekolonisierung und der lange Weg von Wohltätigkeit zu Solidarität
Workshops I 10:15 Uhr bis 11:30 Uhr
Westpapua: Konflikt, Ausgrenzung und Rassismus
Der Konflikt in Westpapua ist von Gewalt, Menschenrechtsverletzungen und Marginalisierung gegenüber den indigenen Papuas gezeichnet. 2019 führten Polizeigewalt und rassistische Beschimpfungen gegenüber Studierenden aus Papua zu landesweiten Demonstrationen und Protesten. 2020 machte die #PapuanLivesMatter Bewegung auf den Rassismus in Papua aufmerksam. Die Gewaltspirale in Westpapua dreht sich jedoch weiter. Was sind die Verbindungen zwischen Konflikt und Ursachen der rassistischen Diskriminierung der Papuas? Wie zeigen sich diese? Welche Lösungsansätze für Konflikt und Diskriminierung gäbe es?
Veronica Koman (Menschenrechtsanwältin im Exil),
Rosa Moiwend (Aktivistin aus Papua),
Andreas Harsono (Human Rights Watch)
Moderation: Rina Yanike Krebru (Evangelische Kirche in Papua)
Chinas Bild in meinem Auge: Eine kritische Reflexion von China-Bildern in der deutschen Medienlandschaft
Studien zur China-Berichterstattung in den deutschen Medien haben gezeigt, dass über China häufig monolithisch, stereotyp, elitenfokussiert und selbstzentriert berichtet wird. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie 2019/20 wurde anti-asiatischer Rassismus in der deutschen Gesellschaft wieder einmal sichtbar. Er prägte auch die China-Bilder in den Medien. In China wiederum arbeiten Journalist:innen unter schwierigen Bedingungen, um möglichst differenzierte Informationen bereitzustellen. In dieser Gesprächsrunde gehen wir gemeinsam mit den Referent:innen in eine kritische Reflektion unserer China-Bilder: Wie entstehen sie? Wie erscheinen sie in Text und Bild? Wie können wir sie hinterfragen und verändern?
Georg Fahrion (Journalist),
Leonie Weidel (Übersetzerin),
Yang Xifan (Journalistin)
Moderation: Joanna Klabisch und Christian Straube (Stiftung Asienhaus)
Workshops II 12:00 Uhr bis 13:15 Uhr
Indigener, postkolonialer und digitaler Feminismus
In den letzten Dekaden entwickelten sich in Südkorea wie in (Nordost-)Indien unterschiedliche feministische Strömungen zu den Themen Equal Pay und Arbeitsbedingungen, zu Rechten für LGBTIQ, alleinerziehende Mütter und Migrant*innen, zum Schönheitswahn, und auch die MeToo-Bewegung gegen sexuelle Gewalt. Wir wollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede unter besonderer Berücksichtigung der Digitalisierung nachzeichnen.
Sangeeta Barooah Pisharoty (Journalistin, National Affairs Editor, The WIRE/India),
Ga-Eul Baek (Aktivistin gegen digitale sexualisierte Gewalt, Seoul National University)
Moderation: Dahye Yim (Korea Verband & Forscherin Gender und Gesundheitspolitik)
Koloniale Kontinuitäten!? – philippinische Kulturobjekte und europäische Museen
Im Rahmen der Provenienzforschung widmen sich Museen und Institutionen dermöglichst lückenlosen Erschließung der Herkunft ihrer Objekte von der Entstehung bis hin zum Aufbewahrungsort. Dies ist ein wichtiger Schritt im Dekolonisierungsprozess: Wo beginnt koloniales Unrecht? Und welche Auswirkungen hat es bis heute? Das Rautenstrauch-Joest-Museum hat sich mit einer Vielzahl von Akteur:innen auf den Weg gemacht. Dabei kooperiert es mit dem Projekt Mapping Philippine Material Culture, um die philippinische Sammlungsbestände außerhalb der Philippinen sichtbar zu machen und zu erforschen.
Cristina Martinez-Juan (Forschungsleitung Mapping Philippine Material Culture),
Sonja Mohr (Referentin Insulares Südostasien, RJM)
Moderation: Mirjam Overhoff und Hannah Wolf (philippinenbüro e.V.)
Workshops III 14:15 Uhr bis 15:30 Uhr
Institutionen und ihr koloniales Erbe – Über das Aushandeln von Erinnerung
Auf der Goldenen Kutsche der niederländischen Königsfamilie sind stereotyp Bewohner:innen aus karibischen Kolonien und Niederländisch-Ostindien (heutiges Indonesien) zu sehen, die vor der niederländischen Königin knien. Die Kutsche wird regelmäßig genutzt und ist aktuell Teil einer Museumsausstellung. Europaweit sind viele Institutionen in koloniale Ausbeutungs- und Gewaltgeschichten verstrickt. Welche Debatten werden z.B. mit der Zivilgesellschaft geführt, um sich von kolonialen Strukturen zu befreien? Welche Perspektiven kann die Wissenschaft beisteuern, um die Konflikte und Aushandlungsprozesse im Rahmen von Dekolonisierung besser zu verstehen?
Stephen A Murphy (SOAS London),
Bonnie Triyana (Kommission zu Restitution und Provenienzforschung von indonesischen Kulturgütern in den Niederlanden)
Moderation: Sophia Hornbacher-Schönleber (südostasien Magazin)
Myanmar und Thailand: Protestbewegungen, Repression und Solidarität
Im Februar 2021 stürzte das Militär in Myanmar die demokratisch gewählte Regierung. In Thailand übernahmen sie mit dem Putsch 2014 die Macht. Die Bevölkerung der beiden Länder begegnet diesen Entwicklungen mit diversen Formen des Widerstands. Wir wollen über die Situation in den Ländern, die Veränderungen des letzten Jahres und sowohl die Gemeinsamkeiten, wie auch die Unterschiede in der Repression und der Protestbewegungen reden. Gleichzeitig wollen wir Formen und Möglichkeiten der Solidaritätsarbeit in und aus Deutschland beleuchten: Was kann getan werden, wie können sich Menschen in Deutschland einbringen und was wird bewirkt?
Praphakorn Lippert (Universität Passau und Koordinatorin des Network of Thai Workers in Europe),
Ohnmar Khin (Studentin der Politik und Soziologie, Aktivistin),
Sai Sam Kham (zivilgesellschaftlicher Aktivist)
Moderation: Henri Myrttinen (Gender- und Konfliktforscher)
Abschlusspanel und Performance 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Vom „Stimme geben“ und „Solidarität leben“: zivilgesellschaftliches Engagement heute
16:00 Uhr bis 17:30 Uhr
Zivilgesellschaftliches Engagement zu Asien von Organisationen oder Einzelpersonen möchte Solidarität herstellen. Doch wie ist dies auf Augenhöhe zwischen Menschen möglich, wenn sie zeitgleich Teil von Gesellschaften sind, die hierarchisch durch Politik, Handel, Kultur und Geschichte miteinander verbunden sind? Wir beschäftigen uns mit dem „Wie“ von Solidarität in und aus Deutschland heraus sowie dessen Verwurzelung in kolonialer Vergangenheit und entwicklungspolitischer Gegenwart.
Carolin Philipp (glokal e.V.),
Nataly Jung-Hwa Han (Korea Verband),
Dyah Krismawati (Vereinte evangelische Mission)
Moderation: Joanna Klabisch (Stiftung Asienhaus)
Lecture Performance “Snare for Birds” (Vogelfalle)
17:30 Uhr bis 18:00 Uhr
In Snare for Birds, interagieren und intervenieren die Künstlerinnen Lizza May David (Berlin), Kiri Dalena (Manila) und Jaclyn Reyes (New York) mit philippinischen kolonialen Photographien, die sich im Rautenstrauch-Joest Museum in Köln befinden. In ihrer Performance werden sie Einblicke in ihre künstlerischen Recherchen gewähren und Fragen teilen, die sich im Laufe des Prozesses gestellt haben.
Kiri Dalena (Filmemacherin und bildende Künstlerin),
Lizza May David (Künstlerin),
Jaclyn Reyes (Bildende Künstlerin und Designerin)
Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung bei
Engagement Global im Auftrag des
Eine gemeinsame Veranstaltung von Stiftung Asienhaus, philippinenbüro e.V. und Korea Verband.