»An jenem Tag, als unser ganzes Dorf in Flammen stand, haben wir beschlossen zu fliehen«. Romida Begom sieht gedankenvoll und traurig aus, als sie das erzählt. »Wir haben nur unsere beiden Kinder genommen und sind mit praktisch nichts gegangen«, so die junge Frau. Sieben Tage habe es gedauert, bis sie, ihr Mann und die zwei Kleinen die Grenze zu Bangladesch erreichten. Dort habe die lokale Bevölkerung ihre Familie willkommen geheißen: »Sie haben uns zu Essen gegeben und uns gezeigt, wo wir zunächst unterkommen konnten.« Das war noch bevor die Hilfsorganisationen vor Ort waren.
Von Romida Begom und ihrer Familie abgesehen sind seit Beginn einer neuen Offensive durch Myanmars Armee Ende August 2017 fast 700.000 Angehörige der muslimischen Rohingya aus Myanmars westlichem Rakhine-Staat nach Bangladesch geflohen. Laut offizieller Angaben sind fast 60 Prozent der Geflüchteten Kinder. Mitte Dezember hatten »Ärzte ohne Grenzen« eine Untersuchung publik gemacht, wonach im ersten Monat der jüngsten Gewaltwelle mindestens 6.700 Rohingya getötet wurden. Darunter seien mindestens 730 Kinder unter fünf Jahren gewesen, hatte das Hilfswerk in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka erklärt. Um die Opferzahlen zwischen dem 25. August und dem 24. September zu ermitteln, hatte »Ärzte ohne Grenzen« nach eigenen Angaben Tausende Rohingya in den Flüchtlingslagern befragt.