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Call for Papers südostasien (4/21): Rassismus und Staatliche Gewalt

Im Rizal Park in Manila steht ein Denkmal für José Rizal, der hier durch ein spanisches Erschießungskommando hingerichtet wurde, Philippinen.
Im Rizal Park in Manila steht ein Denkmal für José Rizal, der hier durch ein spanisches Erschießungskommando hingerichtet wurde. Er setzte sich gegen die koloniale Fremdbestimmung durch Spanien ein und wird in den Philippinen als Nationalheld verehrt. © Dominik Hofzumahaus

Welche aktuellen und historischen Beispiele gibt es für die rassistische Teilung der Gesellschaft und entsprechend verübte Gewalt? Gibt es Bewegungen, die sich dagegen formieren? Was können wir aus ihrer politischen Praxis lernen? Die vierte Ausgabe 2021 wird sich diesen und weiteren Fragen widmen.

 

Thema: Rassismus und Staatliche Gewalt in Südostasien

 

Im Zuge der Verbreitung des kapitalistischen Systems in Südostasien durch den Imperialismus der westlichen Staaten (vgl. südostasien Ausgabe 2/2021 zu Hegemonie sowie 3/2021 zu Kolonialismus und Erinnerungskultur), ist die Unterdrückung der Bevölkerung in heutigen südostasiatischen Staaten so präsent wie im gesamten Globalen Süden. Unterdrückungsmechanismen äußern sich durch ökonomische Ausbeutung der großen Arbeiter*innenklasse. Unterstützt wird diese durch brutale direkte Gewalt der Staatsorgane im Sinne des Kapitals.

Konkret manifestiert sich diese Gewalt am Beispiel der ‚Sicherheitskräfte’. In den Philippinen sehen wir die Konsequenz dieser Logik anhand der mittlerweile über 30.000 Opfer von Polizeimorden im Zuge des so genannten ‚Krieges gegen Drogen’ seit 2016. Nur in einem einzigen Fall, aufgrund des hohen Drucks durch die Öffentlichkeit und Videoaufnahmen als Beweismaterial, kam es bislang zu einem Gerichtsverfahren gegen die Täter. Dies führt einmal mehr vor Augen, dass sich der Staat in seiner gewaltvollen Durchsetzung der Kapitalinteressen gegen eben die Menschen richtet, die er vorgibt zu repräsentieren. Menschen, die ihre Stimme hiergegen erheben, werden zur Zielscheibe und durch Polizei und Militär eingeschüchtert, verfolgt und ermordet. Dies geschah und geschieht nicht selten mit direkter Unterstützung westlicher Mächte, wie zum Beispiel 1965/66 beim Massenmord an schätzungsweise 500.000 bis drei Millionen Menschen, die wegen ‚kommunistischer Umtriebe’ verdächtigt wurden. Darunter wurden auch viele chinesischstämmige Indonesier*innen subsummiert.

Daneben gibt es auch die staatliche Gewalt, wie sie etwa durch Gerichte ausgeübt wird. ‚Recht‘ wird häufig im Interesse von Regierungen, lokalen Eliten und Unternehmen gesprochen. In Südostasien zeigt sich dies etwa im Fall von Landraub von indigenem Land durch Konzerne. So sind die Rechte ethnischer Minderheiten in der Region stark durch Enteignung, Vertreibung und Landnahme beeinträchtigt. Traditionelle und gewohnheitsmäßige Rechte werden dabei oft nicht respektiert. Bei Widerstand kann zivilgesellschaftlichen Akteuren Kriminalisierung, Inhaftierung oder Schlimmeres drohen. Für weitere Legitimation dieser Praktiken sorgen dabei auch rassistische Narrative, in der indigene Minderheiten als ‚modernisierungsfeindliche‘ Hinterwälder*innen stigmatisiert werden.

Rassismus, der im historischen westlichen Kolonialismus lange als Herrschaftsinstrument und als Mittel der Legitimation durch Spaltung der unterdrückten Klasse diente, zeigt auch im heutigen Südostasien seine abscheuliche und zerstörerische Wirkung. Die spaltende Wirkung des Rassismus wurde und wird als Mittel des Machterhalts von Herrschenden eingesetzt, wie man am Beispiel der rassistischen Verfolgung der Rohingya durch die zuvor vom Westen gefeierte pseudodemokratische Regierung Myanmars sehen kann. Auch hier werden Arbeiter*innen gegeneinander ausgespielt, um den Fokus vom eigentlichen Problem; nämlich dem Problem der Ausbeutung wegzulenken. Hinter rassistischer Verfolgung verbirgt sich grundsätzlich ein handfestes Motiv: die Aufrechterhaltung und Durchsetzung kapitalistischer Profitlogik. Wie so oft richtet sich der Rassismus gegen die ohnehin ausgebeuteten ethnischen und religiösen Minderheiten, wie auch zum Beispiel in Westpapua oder im Süden der Philippinen.

 

Folgende Fragen werden uns in der südostasien 4/2021 unter anderem beschäftigen:

 

Welche aktuellen und historischen Beispiele gibt es für die rassistische Teilung der Gesellschaft und entsprechend verübte Gewalt? Welche Formen der staatlichen Gewalt spielen in südostasiatischen Ländern eine Rolle, und wie legitimieren Institutionen Gewaltausübung? Wie wird staatliche Gewalt im medialen und öffentlichen Diskurs in Südostasien verhandelt und wie wird sie gerechtfertigt und/oder verschleiert? Welche Rolle spielt das Erstarken des Autoritarismus in Bezug auf Staatliche Gewalt und Rassismus in der Region? Wie gestaltet sich die rassistische Stimmungsmache in Öffentlichkeit und Medien? Wie wirkt sich Unterdrückung durch den Staatsapparat auf konkrete Klassenkämpfe aus? Welche Rolle spielten/spielen westliche Staaten bei der ökonomischen und propagandistischen Unterstützung und Deckung von Regimes und ihrer Verbrechen? Welche Bewegungen formierten/formieren sich dagegen und was können wir aus ihrer politischen Praxis lernen?

 

Wir möchten diese Fragen in verschiedenen Formen aufgreifen – in Kommentaren, Hintergrundberichten, Foto-Essays, Porträts, Interviews und Rezensionen von Filmen, Büchern oder Musik zum Thema. Wir freuen uns auf eure Beiträge!

Deadline
Deadline für Artikel (max. 10.000 Zeichen) ist der 15. September 2021 (in Einzelfällen und nach Absprache mit der Redaktion ist ggf. auch eine spätere Deadline möglich). Bitte vorab ein kurzes Abstract (max. 1000 Zeichen) an die Redaktion einreichen.

Für Ideen, Fragen und Rückmeldungen:

Kathrin Spenna: kathrin.spenna@philippinenbuero.de
Robin Eberhardt: robin.eberhardt@gmail.com
Dominik Hofzumahaus: s5dohofz@uni-bonn.de
Simon Kaack: simon.kaack@yahoo.com
Katja Hanke (Rezensionen): soa_rezensionen@asienhaus.de

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