Textilunternehmen haben weltweit ihre Aufträge reduziert, storniert oder geben keine neuen Bestellungen auf. Die Krise trifft Kambodscha hart, die Bekleidungsindustrie – der Hauptarbeitgeber für junge Frauen – stellt im Land mit schätzungsweise einer Millionen Arbeitsplätzen den größten privaten Arbeitgeber dar. Über 400 Fabriken haben ihren Betrieb ganz oder teilweise eingestellt (Juli 2020) und etwa 200.000 Arbeiter*innen derzeit ihren Job verloren (November 2020). Der Verlust von Arbeitsplätzen könnte weitere Folgen haben und besonders in wirtschaftlich schwächeren Haushalten zu Zahlungsschwierigkeiten von Familien die Mikrokredite aufgenommen haben, Landenteignungen oder Unterernährung führen. Die Entschädigungszahlungen welche vom Staat und Arbeitgeber übernommen werden sollten, fielen bis jetzt in zu geringem Maße aus, um ein stetiges Einkommen zu ersetzen. Laut einem Bericht von CARE International, leben die Hälfte der entlassenen Arbeiter*innen inzwischen unterhalb der internationalen Armutsgrenze von 1,90 US-Dollar pro Tag. An die Textilindustrie sind weitere Dienstleistungssektoren wie Einzelhandel und Logistik gekoppelt. Zahlreiche informell beschäftigte und selbstständige Kambodschaner*innen haben dort ihre Arbeit verloren.
Die international rückläufige Nachfrage nach Textilprodukten hat im asiatischen Raum für eine Überproduktion gesorgt, was Käufern wiederum einen wirkungsvollen Hebel in Preisverhandlungen verschafft und sich letztlich auch in Lohndumping und schwindenden Arbeitsstandards niederschlagen könnte. Gewerkschaftsarbeit und Arbeitsschutzgesetze könnten in den kommenden Jahren mehr in den Hintergrund rücken, während sich die Industrie von den pandemiebedingten Einbrüchen erholt.
Während des landesweiten Lockdowns im April und Mai 2021 waren Fabriken erneut geschlossen. Laut der Clean Clothes Campaign haben internationale Marken in dieser Zeit den betroffenen Arbeiter*innen ca. 109 Millionen US-Dollar an Löhnen nicht ausgezahlt; nur 12 Unternehmen hielten den Mindestlohn während des Verdienstausfalls ein.