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Landverlust in Kambodscha – Gewinne in Deutschland

Amret ist eine der größten Mikrofinanzinstitutionen in Kambodscha. Die KfW ist über den Anteilseigner Advans SA beteiligt. © M.Pfeifer FIAN

In Kambodscha haben Millionen Menschen einen Mikrokredit aufgenommen. Ihre Rechte werden verletzt. Auch deutsche Akteure profitieren davon.

Naly Pilorge, Direktorin der NGO Cambodian League for the Promotion and Defense of Human Rights (LICADHO), arbeitet zu Menschenrechten in Kambodscha. Sie fordert die deutsche Entwicklungszusammenarbeit auf, bezüglich der Menschenrechtsverletzungen im Mikrofinanzsektor Kambodschas Verantwortung zu übernehmen.

In einem Interview erklärte sie, dass Kambodschaner:innen pro Kopf die höchsten Mikrokreditschulden der Welt besitzen. Die durchschnittliche Kredithöhe liegt bei über 5.000 US-Dollar, mehr als das Jahreseinkommen von 95 Prozent der Bevölkerung. Der Großteil dieser Kleinkredite ist mit den Landtiteln der Kreditnehmer:innen besichert, was deren Häuser, Land und Lebensgrundlagen bedroht.

Mikrokreditschulden führen zu erzwungenen Landverkäufen, Schulden getriebener Migration, Kinderarbeit und Hunger. Die deutsche Regierung hat dutzende Millionen Euro in kambodschanische Mikrofinanz-Institutionen (MFI) gesteckt und damit die rasante Expansion dieses Sektors finanziert, ohne angemessene Sorgfaltsprüfungen durchzuführen. Diese Investitionen richten in Kambodscha bis heute unglaublichen Schaden an, während sie der Bundesregierung Gewinne bescheren.

Das INEF (Institut für Entwicklung und Frieden) hat kürzlich eine vom BMZ finanzierte Studie über den Mikrofinanzsektor in Kambodscha veröffentlicht. Naly Pilorge glaubt, dass die Studie die Landverkäufe eher zurückhaltend eingeschätzt hat und die Zahl zu niedrig liegt. Es wurden nicht alle interviewten Kreditnehmer:innen gefragt, ob sie Land verkauft haben, um Schulden zurückzuzahlen. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Schuldengetriebenen Landverkäufe höher liegen. Die NGO erwartet von staatlichen Entwicklungsinstitutionen und Banken, dass sie sich stärker für Menschenrechte einsetzen.

Vor kurzem hat auch die AIIB (Asiatische Infrastrukturinvestmentbank) Investitionen in Höhe von 175 Millionen US-Dollar in den kambodschanischen Mikrofinanzsektor genehmigt. Dies ist nach ihrer jahrelanger öffentlicher Berichterstattung über die Missstände in diesem Sektor sehr beunruhigend. Die NGO arbeitet mit mehreren Partnern, darunter mehreren deutschen NROs, zusammen, um sicherzustellen, dass die Landtitel an die Kreditnehmer:innen zurückgegeben und die Schäden behoben werden. Denn ein gut funktionierender MFI-Sektor ist einer, der die Kreditnehmer:innen nicht so weit überschuldet, dass sie gezwungen sind, ihr Land zu verkaufen, zu hungern, zu migrieren oder andere Missstände zu erleiden, um ihre Kredite zurückzuzahlen.

Das vollständige Interview mit Naly Pilorge ist in dem Artikel Landverlust in Kambodscha – Gewinne in Deutschland von Raphael Göpel nachlesbar.

Weitere wissenswerte Artikel sind in der Ausgabe 1/2023 „Entwicklung für wen?“ in unserem Online-Magazin südostasien zu finden.

 

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