Spenden für die Stiftung Asienhaus

Rechte der Indigenen in den Philippinen

Berglandschaft in Tapaz, Capiz auf der Insel Panay (Foto: Hannah Wolf)

Zum Internationalen Tag der Menschenrechte veröffentlichen das philippinenbüro und das Ökumenewerk der Nordkirche eine neue Broschüre.

Die Philippinen sind ein an Ressourcen, Biodiversität und Artenvielfalt sehr reiches Land, sowohl zu Land als auch unter Wasser. Dieser Reichtum ist vor allem in indigenem Ahnenland vorzufinden, d. h. in indigenen Gebieten, die über Generationen hinweg  in den Händen der Indigenen liegen und ihre Gemeinschaften, Kultur und Identität prägen.

Insgesamt stellen rund 14 Millionen Indigene aus 110 ethnolinguistischen Gruppen in Luzon, Visayas und Mindanao bis zu 16% der Gesamtbevölkerung. Sie sind historisch und bis heute mit zahlreichen Formen der Diskriminierung und Marginalisierung konfrontiert und weisen eine ebenso lange Geschichte von Widerstand und Selbstermächtigung vor.

Trotz des großen Reichtums gehören indigene Gemeinschaften oftmals zu den am stärksten von Armut betroffenen Bevölkerungsgruppen. Wie alle anderen philippinischen Staatsbürger:innen haben sie ein Recht auf Bildung, Gesundheitsversorgung sowie ökonomische und politische Teilhabe – ihre Zugangsmöglichkeiten sind jedoch eingeschränkt. Formen der Selbstermächtigung, wie beispielsweise die Errichtung von eigenen Schulen, werden seit Mitte der 2010er Jahre zunehmend gewaltvoller von staatlicher Seite unterdrückt. Indigene Gemeinschaften haben zwar das verbriefte Recht, frei über die Entwicklung ihrer Gemeinschaften zu entscheiden. Zu oft werden sie jedoch um dieses Recht betrogen und ihr Land wie ihre Ressourcen für externe Interessen ausgebeutet.

Viele Gesetze wurden eher zum Schutz der Natur vor indigenen Gemeinschaften als vor Unternehmensinteressen erlassen. Die indigene Bevölkerung wird zu Unrecht für den Raubbau an Wäldern und Meeren verantwortlich gemacht und nicht der Handel im Allgemeinen, der die Natur in eine Ware verwandelt hat und die Nachfrage nach Wald- und Meeresprodukten schafft. Es ist ein verdrehtes Narrativ, das die Unternehmen ungeschoren lässt und die indigene Bevölkerung in den Kampf ums Überleben zwingt.

Zu der vorliegenden Broschüre haben Vertreter:innen von verschiedenen philippinischen Organisationen beigetragen, die eng mit indigenen Gemeinschaften zusammenarbeiten oder selbst zu den Gemeinschaften gehören. In ihren Artikeln werden die Hintergründe der Marginalisierung und die Kämpfe der Indigenen um Selbstbestimmung beleuchtet. Das philippinenbüro hat die Artikel im Auftrag des Ökumenewerks der Nordkirche zusammengetragen und koordiniert.

Das Ziel dieser Publikation ist es, den Stimmen indigener Gemeinschaften in den Philippinen im europäischen Raum Gehör zu verschaffen und ein Bewusstsein für die großen Herausforderungen zu fördern, mit denen sie konfrontiert sind. Die Kämpfe für ihre Gemeinschaften, Kultur, Spiritualität und ein ökologisches Gleichgewicht sind nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit der globalen Erderwärmung, der Jagd nach Ressourcen für Wirtschaft, Wohlstand und erneuerbare Energien vor allem in Industrienationen Europas, den USA und Ostasien zu verstehen.

Wenn wir in Deutschland und Europa über Klimamaßnahmen diskutieren, gilt es, ausbeutende und repressive Strukturen im Modus kolonialer Kontinuitäten aufzudecken und zu beenden. Das Festhalten am „weiter so“, dem stetigen Wachstum in Ländern des globalen Nordens auch im Rahmen der Energiewende und den Ressourcen, die dafür benötigt werden, hat existenzielle Folgen für Länder des Globalen Südens, wie die Philippinen. Die Philippinen sind weltweit mit am stärksten Klimaschäden, d. h. intensivierenden Stürmen, Verlusten in der Landwirtschaft, Anstieg des Meeresspiegels etc., ausgesetzt. Bereits marginalisierte Gruppen, wie indigene Gemeinschaften in den Philippinen, tragen dabei die Hauptlast, ohne einen messbaren Anteil an der Verursachung des Klimawandels zu haben.

Wenn in Deutschland und Europa über wirtschaftliche Beziehungen und Freihandelsabkommen mit den Philippinen verhandelt wird, insbesondere auch zur „Sicherung von kritischen Rohstoffen“ wie Nickel und Kupfer für den Ausbau von erneuerbaren Energien, darf dies nicht zur Verstetigung von Unrechtverhältnissen, zu weiteren Menschenrechtsverletzungen und Zerstörung indigener Gemeinschaften führen. Stattdessen muss der Schutz der Rechte indigener Gemeinschaften höchste Priorität haben und ihre Teilhabe auf allen Ebenen sichergestellt werden. Es müssen politische Antworten gefunden werden, die über den „Business-as-usual“-Ansatz hinausgehen.

Daher braucht es sowohl im europäischen Raum als auch in den Philippinen in der Zivilgesellschaft wie in der Politik Menschen, die indigenen Gemeinschaften zuhören und mit ihnen für ihre Rechte eintreten – nicht als möglichen Zusatz, sondern als integralen Bestandteil diplomatischer und vor allem wirtschaftlicher Beziehungen. Wir hoffen, dass diese Broschüre motivieren kann, dazu beizutragen.

Die englische Ausgabe der Broschüre wird Anfang 2025 veröffentlicht.

Für das philippinenbüro
Mirjam Overhoff und Hannah Wolf

Autor:inneninformation

Seit bald vier Jahrzehnten tritt das philippinenbüro für soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und Solidarität in seiner entwicklungspolitischen Bildungsarbeit-, Öffentlichkeits- und Advocacyarbeit zu den Philippinen ein. Gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen aus den Philippinen und der philippinischen Diaspora in Deutschland setzt das philippinenbüro auf Vernetzung, Information und politisches Engagement, das auch deutsche und europäische Politiker:innen sowie die Zivilgesellschaft in die Verantwortung nimmt.

Das Ökumenewerk der Nordkirche (Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland) gestaltet und fördert die Beziehungen der Nordkirche zu Kirchen und Nicht-Regierungsorganisationen in Afrika, Asien, Nord-, Mittel- und Südamerika, Europa und im Pazifik. Gemeinsam mit weltweiten Partner:innen engagiert sich das Werk für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Seit 2015 besteht eine Zusammenarbeit mit der Iglesia Filipina Independiente (IFI) in den Philippinen, diese wird durch ökumenische Mitarbeiter:innen in der Seemannsmission Hamburg, einem Freiwilligenaustausch und Projektförderung intensiviert.

Herausgeber
philippinenbüro e.V. & Ökumenewerk der Nordkirche
Publiziert am
, Köln
Sprache
deutsch
Form:
buch broschüre, 32 S.
ISBN:
978-3-933341-96-5

Mehr zu Philippinen

Zurück