Am 20. Januar 2016 diskutieren Johannes Buckow, Mercator Institute for China Studies (MERICS), Jürgen Kahl (Korrespondent der Neue Zürcher Zeitung) und Nora Sausmikat (Stiftung Asienhaus) über den Wahlsieg von Tsai Yingwen (DPP). Als erste Frau hat Tsai Yingwen in ihrer Wahlsiegrede engere Beziehungen zu den südostasatischen Ländern sowie zu Japan aufgerufen und sich für eine friedliche Lösung im Territorialkonflikt im Südchinesischen Meer eingesetzt.
Alle Podiumsteilnehmer stimmten darin überein, dass Frau Dr. Tsai vor einer sehr großen Herausforderung steht: Sie muss nun die Erwartungen, die die Wahlbevölkerung Taiwans an sie hat-namentlich die Emanzipation aus der ökonomischen Umklammerung Chinas, sowie strukturelle Adjustierungen für einen wirtschaftlichen Aufschwung "unabhägig von China" meistern. Taiwan unterhält FTAs mit Neuseeland und Australien. Jürgen Kahl betonte, dass die "Chinesische Hallstein-Doktrin" Taiwan global in eine isolierte Position gebracht habe.
Trotz der relativ geringen Wahlbeteiligung (ca. 60%) spielten die sozialen Medien und Taiwans Zivilgesellschaft eine entscheidende Rolle im vorfeld des Wahlkampfes, denn sie mobilisierten für ein "demokratisches Taiwan", so Frau Sausmikat. Die Angst vor Einfgriffen in das politische System durch die VR China verhalf schließlich der neuen Präsidentin zum Wahlsieg. Sie wird ihr Amt im Mai 2016 antreten.