Der erste Impuls nahm die zunehmende Ideologisierung des chinesischen Bildungswesens unter Xi Jinping in den Fokus. Dabei spielt das Bildungssystem eine fundamentale Rolle für die Kommunistische Partei, um ihren Werteentwurf, wie ein Mitglied der Gesellschaft sein soll, umzusetzen. Dieses gesellschaftsprägende politische Vorhaben geschieht jedoch sehr willkürlich und mit großer Skepsis gegenüber allem "aus dem Westen". Es lebt von einer Feinddefinition, zu der auch eine Zivilgesellschaft wie z.B. in Europa gehört. Dann ließe sich z.B. die Auslegung der Geschichte oder der Diskurs zu einem bestimmmten Thema nicht mehr zentral vorgeben bzw. kontrollieren.
Der zweite Impuls umriss die aktuellen Reformen im Kontext der "Doppelten Entlastung" 双减, von der Neugestaltung von Schulmaterialien bis zur Einschränkung des Nachhilfemarktes. Klar wurde, dass es anhaltende große Unterschiede zwischen den großen Städten in Chinas Osten und anderen vergleichsweise kleineren Städten im Zentrum und Westen gibt: z.B. in der Länge des Schulbesuchs, dem Zugang zu Nachhilfeangeboten oder den Top-Universitäten des Landes. Die Reformen hatten vor allem die städtische Bevölkerung im Blick und drehten sich weniger um Fragen der Bildungsgerechtigkeit in China Bildungssystems.
In der anschließenden Diskussion ging es weiterführend um Bildungsgerechtigkeit in China, die Reformen im Kontext der aktuellen chinesischen Wirtschaftspolitik und demographischen Krise, der Stärkung des Staates, Bildung und Identität sowie das Schülerdasein in China.