Die osttimoresische Nichtregierungsorganisation Casa de Produção Audiovisual (CPA) wurde 2002, im Jahr der Unabhängigkeit von Timor-Leste von dem Schweizer Jesuiten Ruedi Hofmann gegründet. Er baute ein Kommunikationszentrum auf, dessen Senden nun schon seit Jahren einen festen Platz im osttimoresischen Fernsehen haben. Damit realisierte Padre Ruedi seine Vision, das Medium Film als Mittel zur Friedenserziehung zu nutzen und in gleichem Maße das Bewusstsein der eigenen Wurzeln und der Geschichte identitätsbildend auszuweiten. In diesem Sinne möchte die Organisation heute mit ihrem Programm „Dalan ba Futuru“, Weg in die Zukunft, zu einer nachhaltigen Entwicklung der jungen Nation, die vmit dem Streben nach einer friedlichen, demokratischen und toleranten timoresischen Gesellschaft verbunden ist, beitragen.
Informieren
Dieser Weg ist von CPA, so erläutert Direktor Rui Muakandala, SJ, in einem dreigliedrigen Strategieplan angelegt. Die erste Phase erfasst informativ die Geographie, die Geschichte und Kultur Osttimors. Dabei werden die einzelnen Distrikte in ihrer besonderen Charakteristik aufgenommen und diese jeweils in den wöchentlich ausgestrahlten Episoden vorgestellt. Diese kurzen Dokumentationen tragen vornehmlich zu einem besseren gegenseitigen Verständnis bei, denn die Menschen können so typische Eigenschaften und Bräuche ihres ganzen Landes, auch aus entlegenen Gebieten, die sie oft nie gesehen haben, erfahren.
Herausforderungen benennen
Im zweiten Abschnitt werden die Herausforderungen, Schwierigkeiten und konfrontierenden Themen Osttimors aufgegriffen. Konkret wird dabei auf Defizite aufmerksam gemacht, Problemstellungen werden klar formuliert, Konfliktpotenziale verdeutlicht. Zum Beispiel macht CPA darin auf marginalisierte Gruppen aufmerksam, scheut weitergehend auch keine Analysen der jeweiligen Problematiken.
Perspektiven erarbeiten
Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten werden nun im letzten und aktuellen Schritt des Projektes herausgearbeitet. Hierbei werden konkrete und schon umgesetzte Lösungsstrategien und Innovationen in einzelnen Bereichen dem ganzen Land vorgestellt – die jeweiligen Vorreiter werden zur Inspiration und zum Vorbild anderer Distrikte und Gruppen. Die Botschaft, dass wenn andere es schaffen können, man selbst auch eine Perspektive hat, kann überspringen und damit vielen Menschen in Timor-Leste Mut und Hoffnung machen. Vielen soll es möglich werden die Chancen zu erkennen und zu ergreifen.
Wichtig ist es, das Projekt im Kontext von Korruption und Armut zu sehen. CPA ist der einzige kritische und unabhängige Sender wird, betont Simon Fischer, der als Zivile Friedensfachkraft bei der Organisation drei Jahre lang gearbeitet hat.
Partizipation stärken
Der im Workshop gezeigte Dokumentationsfilm über CPA konnte die Bedeutung und kraftvolle Wirkung der Sendungen im osttimoresischen Fernsehen verdeutlichen. In zweierlei Hinsicht zeitigen die Filmbeiträge ihren Erfolg: indem auf Probleme hingewiesen wird, fühlt sich einerseits die lokale Bevölkerung wahrgenommen, zum anderen werden die Defizite auch konkret von der Regierung angegangen. Sichtbare Veränderungen und Verbesserungen sind zu verzeichnen, die auch dokumentarisch festgehalten sind. CPA sieht sich als ein Sprachrohr für Bedürftige sowie als Mittler zwischen Bevölkerung und Regierung. Die mit den Filmbeiträgen erreichte öffentliche Aufmerksamkeit auf lokale Bedürfnisse weist auch die Regierung auf spezifische Problematiken und Anliegen hin, deren Dringlichkeit Themen sie nicht erreichen würde. Zudem setzt gerade die Öffentlichkeit die Regierung unter einen gewissen Handlungsdruck. So wirkt sich die Arbeit von CPA direkt auf die politische Ebene aus und stärkt gleichzeitig die aktive Partizipation der Bevölkerung an der Gestaltung und Entwicklung der timoresischen Gesellschaft.
Bericht von Leonie Steinmetz