Editorial südostasien 2/2020
Angesichts der aktuellen globalen Pandemie, ausgelöst durch das Virus Sars-CoV-2, hat das Thema Ernährungssicherheit in Deutschland wieder an Beachtung gewonnen. So kam es aufgrund zahlreicher „Angst-Käufe“ von Konserven, Mehl und Hefe zu Engpässen in der Versorgung von Supermärkten. Leere Regalfächer waren das Ergebnis. Beim Einkaufen standen wir gelegentlich vor einer – im globalen Vergleich sehr kleinen – Versorgungslücke.
In Südostasien sind mit 63 Millionen Menschen rund 10 Prozent der Bevölkerung unterernährt, wobei Frauen und Kinder am stärksten betroffen sind. Weltweit leiden immer noch schätzungsweise 821 Millionen Menschen unter chronischem Hunger. Die Lage ist ernst. Deshalb hat sich die internationale Staatengemeinschaft im Rahmen der Agenda 2030 die Beendigung des Hungers (Ziel 2) und die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser (Ziel 6) bis zum Jahre 2030 zum Ziel gesetzt.
Essen und Trinken stellen für jeden Menschen eine Notwendigkeit für das (Über-)Leben dar. Zugleich ist die Aufnahme von Wasser und Nahrung stark in kulturelle und alltägliche Praxen gebettet. Nahrung ist ein Bereich, in dem Extreme in besonderem Maße aufeinandertreffen. So ist die Verteilung von Mangel- und Unterernährung äußerst ungleich und eng mit der Frage nach sozialer Gerechtigkeit verbunden, z.B. je nach Region, finanziellen Mitteln, Ethnie oder nach sexueller Identität.
Mangel und Unterernährung
Insbesondere in Ländern des Globalen Südens gibt es eine hohe Zahl an Menschen, die an Mangel- und/oder Unterernährung leiden, obwohl gerade in diesen Ländern Lebensmittel produziert und exportiert werden. Ursächlich hierfür sind der Einfluss globaler kapitalistischer Interessen und die Auswirkungen neokolonialer Strukturen, unter deren Folgen in Form von Kriegen und Klimawandel Menschen leiden. Das Menschenrecht auf Nahrung bleibt somit vielen, vor allem marginalisierten Gruppen, verwehrt, obwohl heutige Produktionsmethoden die Möglichkeit bieten, mehr Menschen als je zuvor zu ernähren.
Essen ist identitätsstiftend
Die Entscheidung, was Menschen essen bzw. was sie nicht essen, wie sie etwas essen und wie sie etwas zubereiten, sind sozial und kulturell geprägt und somit regionalen, religiösen und zeitlichen Einflüssen unterworfen. Essen und Trinken sind als Kulturpraktiken auch entscheidend beim Stiften von Identität.
Ob Essen und Trinken ‚Leib und Seele’ zusammenhält, hängt natürlich von den Inhaltsstoffen ab. Globale Einflüsse und ein im Durchschnitt gewachsenes Einkommen haben einige Gesellschaftsschichten in Südostasien grundlegend in Bezug auf Ernährung verändert. So geht der Zugang zu kalorienreichen Nahrungsmitteln auch mit einer Zunahme an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes einher.
Schwerpunkt auf politische, soziale, ökologische und ökonomische Aspekte
Die kulinarische Vielfalt in der Region ist gewaltig. Bei einer Internetsuche im Zusammenhang mit den Stichworten ‚Essen und Trinken in Südostasien’ stoßen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit zuerst auf Ratgeber oder Sammlungen von Rezepten vermeintlich ‚asiatischer’ Gerichte.
Zur Ausgabe der südostasien 2/20: Food for thought – Essen und Trinken in Südostasien