Ein weiteres ereignisreiches Jahr im philippinenbüro geht zu Ende. Wir blicken auf Veranstaltungen wie das Jahresseminar „Die Präsidentschaftswahlen in den Philippinen - Bilanz und Ausblick“ und ein Parlamentarisches Fachgespräch im Juni, den 10. Asientag zum Thema „Widerstand und Solidarität“ im September sowie auf die Ökumenische Philippinenkonferenz im Oktober zurück. Wir haben Workshops durchgeführt (z.B. zu den Themen Desinformation, Menschenrechtsverteidiger:innen im Exil, Umgang mit weißen Privilegien & Empowerment). Wir haben Gespräche mit deutschen Politiker:innen geführt, zahlreiche Anfragen bearbeitet, den Streik philippinischer Krankenpfleger:innen in NRW mit unterstützt, philippinische Gäste empfangen und nicht zuletzt Artikel und Broschüren publiziert. Die jüngste Publikation ist der aktuelle AMP Menschenrechtsbericht zu den Philippinen.
Ein besonderes Highlight war unser 35. Jubiläum. Am 27. August haben wir mit Mitgliedern und Freund:innen des philippinenbüros erstmals wieder in Präsenz gefeiert – gemeinsam blickten wir auf die Anfänge des philippinenbüros zurück, wie es auf politische Entwicklungen reagierte und heute reagiert, welche Rolle die Diaspora einnimmt und wie sich die sog. 2nd Generation mit beiden Kulturen und Ländern auseinandersetzt. Und obwohl sich mit dem Jubiläum ein ernüchternder Kreis vom Ende der Marcos Diktatur 1986 zur gegenwärtigen Präsidentschaft Ferdinand Marcos Jr. schließt, blicken wir dennoch mit Hoffnung und Zuversicht, optimistisch aber weiterhin kritisch in die Zukunft. Es gilt den unerschrockenen Einsatz von Vertreter:innen der philippinischen Zivilgesellschaft gegen Gewalt und Willkür zu unterstützen.
Mit Blick in die Philippinen hat uns 2022 maßgeblich der Wahlkampf und der Erdrutschsieg vom Team Marcos-Duterte mit einer parlamentarischen Super-Mehrheit bei den philippinischen Präsidentschaftswahlen 2022 beschäftigt. Ferner auch die gegenwärtige Inflation sowie die Folgen des Klimawandels, die besonders in den Philippinen immer sichtbarer und bedrohlicher werden. Die Marcos-Duterte-Regierung ist nun über 150 Tage im Amt. Präsident Marcos Jr. präsentiert sich international als vermeintlich charmant und weltgewandt – doch der Schein trügt: Bisher haben sich weder Präsident Marcos Jr. noch Vize-Präsidentin Sara Duterte von den Menschenrechtsverletzungen unter ihren Vätern distanziert; die gezielte Kriminalisierung und Ermordung vom Menschenrechtsverteidiger:innen und Journalist:innen wird fortgesetzt; der „Anti-Drogenkrieg“ wird in veränderter Form weitergeführt. Die philippinische (Zivil-)Gesellschaft und die weltweite Solidaritätsarbeit mit den Philippinen stehen vor besonderen Herausforderungen: Wie kann ein kritisches Verständnis politischer Zusammenhänge, insbesondere im Zeitalter staatlich organisierter Desinformation, gefördert werden? Worauf können Akteur:innen aufbauen – auf welche hoffnungsvollen Perspektiven und Potentiale? Die Advocacy-Arbeit des philippinenbüros und seiner Mitglieder bleibt weiterhin unverzichtbar. Besonders wichtig ist es, der Verharmlosung und Verschweigung menschenrechtlicher Verbrechen entgegenzuwirken sowie eine Plattform zum sachorientierten, faktenbasierten und respektvollen Austausch anzubieten.
Wir wünschen allen Leser:innen einen guten Jahresausklang und Start ins Jahr 2023, bis dahin
Maligayang Pasko & fröhliche Weihnachten!
Euer philippinenbüro Team
Alle Bilder © philippinenbüro e.V.