von Sandra Kurfürst, Global South Studies Center
Sven Hansen (Asien-Redakteur, taz) führt in die Thematik mit dem Hinweis ein, dass der Rohstoffhunger Chinas nicht zuletzt auf unser eigenes Konsumverhalten zurückgeht: wenn die Nachfrage nach chinesischen Produkten steigt, erhöht sich auch Chinas Rohstoffbedarf.
Jost Wübbeke (MERCATOR-Institut für China-Studien Berlin) erläutert in seinem Überblicksvortrag Chinas Rohstoffbedarfe: China hat reiche Rohstoffvorkommen, ist aber nicht in der Lage, seinen Bedarf selber zu stillen aufgrund von Urbanisierung und wirtschaftlicher Entwicklung. Daraus folgt, dass China den internationalen Rohstoffmarkt auch als Kunde dominiert. China ist dazu übergegangen, in anderen Ländern direkt in die Förderung von Rohstoffen zu investieren. So fließen 20% der chinesischen Direktinvestitionen in den ausländischen Bergbau. Die ASEAN-Staaten sind dabei ein wichtiges Investitionsziel. Jost Wübbeke nennt als positive Auswirkungen der chinesischen Investitionen z. B. erhöhte Steuereinnahmen, die Schaffung von Arbeitsplätzen und Infrastrukturmaßnahmen an den Investitionsstandorten sowie das Engagement von chinesischen Unternehmen im Bereich Corporate Social Responsibility. Als negative Auswirkungen führt er die fehlende Transparenz der Investitionen, Umweltschäden, die Vertreibung der lokalen Bevölkerung, mangelnde Arbeitssicherheit und niedrige Bezahlung an. Er plädiert für eine erhöhte Verantwortungsübernahme Chinas für seine Auslandsinvestitionen. Erste Schritte dahingehend sind z. B. eine Regulierung für Investitionen, Green Finance, Industrierichtlinien und die erhöhte Rolle der Medien bei der Aufdeckung von Missständen.
Nora Sausmikat (Leiterin des China-Programms, Stiftung Asienhaus) geht in ihrer Präsentation auf die Rolle Myanmars für China ein. Seit 2011 ist China der größte Handelspartner Myanmars. Es ist zugleich größter Investor und Rohstoffausbeuter in Myanmar. Zwischen den beiden Ländern wurden vor allem Infrastruktur-Projekte vorangetrieben wie z. B. der Bangladesch-China-Indien-Myanmar Economic Corridor, der die alte Handelsroute der Seidenstraße wiederbeleben soll und eine Beschleunigung des Rohstoffabbaus zum Ziel hat. Als Probleme der chinesischen Investitionen in Myanmar sieht Nora Sausmikat insbesondere das fortschreitende Land Grabbing, d. h., dass die lokale Bevölkerung von ihrem Land vertrieben wird ohne Entschädigungen zu erhalten. In der Folge werden landlose Bauern zu Vertragsarbeitern. Darüber hinaus verstärken die Konflikte um Rohstoffe teilweise die zahlreichen ethnischen Konflikte Myanmars. Als Hauptkonflikte nennt sie die Kooperation der chinesischen Unternehmen mit dem Militär, die ungleiche Verteilung der Profite, die – insbesondere bei den Staudammprojekten – an die lokalen und chinesischen Eliten gehen sowie die fehlende Transparenz.
Michaela Haug (Institut für Ethnologie, Uni Köln) berichtet in ihrem Vortrag, dass Indonesien weltweit der größte Exporteur von thermischer Kohle ist. 2012 war Indonesien größter Produzent von Bauxit. Kalimantan wurde von der indonesischen Regierung explizit als Bergbauregion ausgewiesen. Insgesamt sind 7 Kohleminenkonzessionen geplant. Der Bergbau in Kalimantan ist verbunden mit Debatten um Entwaldung, Klimawandel und Rechte indigener Bevölkerung. Negative Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung umfassen Gesundheitsrisiken durch Umweltschäden (Wasserverschmutzung, Feinstaubbelastung, Überschwemmungen) und Energieungerechtigkeit (eine Mine verbraucht selber so viel wie 21.000 Haushalte). Michaela Haug weist auf die politischen Spannungen zwischen Zentral- und Lokalregierungen hin, die auf den Dezentralisierungsprozess in Indonesien zurückgehen. Daraus resultierende Probleme sind die Erteilung von Mehrfachkonzessionen für dasselbe Gebiet und fehlende Steuereinnahmen. Ein weiterer Interessenskonflikt besteht zwischen der indonesischen Regierung und den Unternehmen. Die Regierung sucht die Weiterverarbeitung im Land zu fördern, während die Unternehmen die Rohstoffe nur Vorort fördern wollen.
Irendra Radjawali (Institut für Orient- und Asienstudien, Uni Bonn) betont in seiner Präsentation die fehlende Transparenz des Bauxit-Abbaus durch chinesische Firmen in Kalimantan. Die Gesamtfläche der Konzessionen ist größer als Kalimantan selber. Die sozioökonomische Auswirkungen für die lokale Bevölkerung sind enorm. In den Abbauregionen kommt es zur Umleitung von Flüssen und Wüstenbildung. Da er keinen Zugang zu den chinesischen Bergbaugebieten erhielt, baute er im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Uni Bonn eine Drone. Mit dieser Drone ist es möglich Aufnahmen von den Bergbaugebieten zu machen. Irendra Radjawali weist auf die mit dieser Methode verbundene Hoffnung hin. Die lokale Bevölkerung wird fortgebildet, diese Methode selber anzuwenden. Diese Art von ‚Mapping‘ soll zur Schaffung von Transparenz beitragen. Ein erster Erfolg ist die Beweiskraft der damit gewonnenen Daten vor Gericht.
Michael Kleinod (Institut für Asien- und Afrikawissenschaften, HU Berlin) erläutert in seinem Vortrag, dass es Laos erklärtes Ziel ist bis 2020 den Status des Least Developed Country abzulegen. Dieses Ziel soll mit Hilfe ausländischer Direktinvestitionen vor allem im Ressourcensektor (Generierung Wasserkraft, Rohstoffe, Landwirtschaft) realisiert werden. Die Regierung verfolgt Armutsbekämpfung in erster Linie durch Großprojekte. Die lokale Bevölkerung partizipiert dabei oft an Maßnahmen, die eigentlich zu ihren eigenen Nachteilen gereichen. Als Fallbeispiele führt er Gummianbau und den illegalen Edelholzhandel an. Zum Abschluss wirft er einen differenzierten Blick auf die Rolle Chinas in Laos mit dem Fazit, dass Chinas Rolle in Südostasien nicht überschätzt, aber auch nicht unterschätzt werden sollte.