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südostasien (1/19): Arbeiter*innenbewegung(en) neu entdecken

Arbeiterinnen protestieren gegen die Schließung ihrer Fabrik in West-Java, Indonesien, Januar 2019 © GSBI Sukabumi

Lebenswirklichkeiten und Kämpfe der arbeitenden Klasse beleuchtet die aktuelle Ausgabe unseres Online-Magazins suedostasien.net. Im Fokus: Die Bedeutung für den sozialen und politischen Wandel. Mit vielen Artikeln von Labour-Aktivist*innen aus Südostasien – ein Indiz für die Vielfalt der Kämpfe von Arbeiter*innen in der Region.

Eine vor kurzem veröffentlichte Studie des Asia Monitor Resource Centre (2017) nannte Asien den “Kontinent der Arbeit” – eine Charakterisierung, die insbesondere auch auf Südostasien zutrifft. Die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung der Region beruht auf der Expansion der Kapitalbeziehungen und der fortdauernden Proletarisierung ihrer Bevölkerung. Allerdings bleibt die “Arbeiter*innen-Seite” des “Wirtschaftswunders” in Südostasien gewöhnlich verborgen. Abgesehen von der gelegentlichen Erwähnung größerer Streikbewegungen wird die Arbeiter*innenschaft als Klasse und kollektiver Akteur in politischen Analysen der Region nicht berücksichtigt. Dies trifft auch auf politische Aktivist*innen und eine Zivilgesellschaft zu, die seit einigen Jahrzehnten “Klasse” als analytische Kategorie und kollektive Kämpfe der arbeitenden Klasse als strategisches Element heruntergespielt haben.

Diese Ausgabe der südostasien soll dazu beitragen, diesen Zustand zu berichtigen; einerseits durch die Darstellung von Lebenswirklichkeiten und Kämpfen der arbeitenden Klasse, andererseits durch die Betonung ihrer Bedeutung für den sozialen und politischen Wandel in Südostasien.

Ein Rätsel und auch eine große Schwäche über die ganze Region hinweg ist das Fehlen einer politischen Formierung der Arbeiter*innenbewegung über ökonomische Forderungen und gewerkschaftliche oder ähnliche Organisationsformen hinaus. Dies kontrastiert deutlich mit der Geschichte der anti-kolonialen Bewegungen, bei der die Arbeiter*innenbewegung oft eine wichtige Rolle spielte.

Was in dieser Ausgabe der südostasien aber auch deutlich wird, ist die Vielzahl und Vielfalt der Kämpfe von Arbeiter*innen in der ganzen Region. Diese Kämpfe sind widersprüchlich und müssen sich mit Prekarisierung, Repression und politischer Strategie auseinandersetzen. Das Proletariat marschiert nicht einfach von Sieg zu Sieg. Aber es entsteht eine Art “neue Klassenpolitik” und in diesen vielen alltäglichen Auseinandersetzungen und durch vielen – kleine und große – Erfolge sowie Niederlagen wachsen neue Arbeiter*innenbewegungen in der Region heran. Watch this space!

Hier können Sie auf die Ausgabe 3/2018 der südostasien zurückgreifen

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

 

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