Editorial 2/23 Klima im Wandel, Gesellschaft in Bewegung – Zivilgesellschaftliche Klimabewegungen in Südostasien
Die Länder Südostasiens spüren die Folgen des Klimawandels besonders stark. Entlang der Küstenlinien und im Landesinneren häufen sich Unwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Taifune. Hinzu kommen die langsamen und langfristigen Folgen (Slow Onset Events) des Klimawandels. Diese bergen neue Risiken für Mensch, Tier und Umwelt, die mit einem Anstieg des Meeresspiegels, der Versauerung der Meere, dem Temperaturanstieg, dem Schwinden der Artenvielfalt und der Versalzung von Böden einhergehen. Häufiger auftretende Dürren vernichten Ernten und bedrohen die Ernährungssicherheit von Millionen Menschen. Inseln versinken im Meer. Megacitys, wie Jakarta oder Ho Chi Minh City, liegen teilweise unter dem Meeresspiegel. Sie sind durch dessen Anstieg und durch Fluten, Starkregen und damit einhergehende Überschwemmungen bedroht.
Kampf für Klimagerechtigkeit
Der anthropogene Klimawandel setzt Menschen und ihre Vorstellungen von Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und einer guten Zukunft ‚in Bewegung’. Jedoch reichen nach Berechnungen des Climate Action Trackers die Klimaziele von beispielsweise Indonesien, Vietnam, Thailand und Singapur nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, sondern steuern eher auf eine 4-Grad-Erderwärmung zu. Da die nationalen, regionalen und internationalen staatlichen Mechanismen nicht ausreichen, um Mensch und Umwelt vor den Folgen des Klimawandels zu schützen, haben sich Bewegungen gebildet, die für Klimagerechtigkeit kämpfen.
Diese Klimabewegungen fördern ein Partizipationsverständnis, das sowohl Individuen als auch lokale Bürgerinitiativen und Umweltverbände, NGOs, Kollektive, landwirtschaftliche Zusammenschlüsse, Gewerkschaften, Studierendenverbände, denen die Klimapolitik ihrer Regierung nicht weit genug geht, umfasst. Vor allem in autoritären Kontexten, verknüpft sich die Überlebens- und Klimafrage mit Fragen der politischen Partizipation, nicht zuletzt für sozio- ökonomisch marginalisierte Gruppen.
Facettenreiche Klimabewegungen
Unterschiedliche Kontexte haben facettenreiche Klimabewegungen hervorgebracht, die in verschiedenen Aktionsformen auftreten. Jugendorganisationen mit klaren Forderungen und lautstarken Protesten in den Philippinen treffen auf Think Tanks in Vietnam, die in der Politikberatung versuchen, Gesetzesvorhaben voranzubringen, die dem Klimaschutz dienen. Indigene in Indonesien, die sich die Füße einzementieren um gegen Landraub durch die die Zementindustrie zu kämpfen, treffen auf Zivilgesellschaftsvertreter*innen bei den Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen. Trotz aller Unterschiede gibt es verbindende Elemente: Allen ist klar, dass mit dem derzeitigen politischen Kurs keine Zukunft möglich ist. Alle treten für eine klimagerechte Welt ein, in der die Eindämmung der Klimakrise eng mit sozialen Fragen verknüpft ist.
In dieser Ausgabe möchten wir unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Klimabewegungen nachspüren. So berichtet Nithi Nesadurai vom Climate Action Network Southeast Asia über seine Teilnahme an 16 Klimaverhandlungen und wie sich die Partizipationsmöglichkeiten und -hindernisse für die Zivilgesellschaft über die Jahrzehnte verändert haben. Veronika Lex beschreibt wie sich eine lokale Umweltbewegung auf der indonesischen Inselgruppe Karimunjawa der Ausbreitung illegaler Garnelenfarmen entgegenstellt, die dort das Ökosystem bedrohen. Marina Wetzlmaier und Thomas Rammerstorfer blicken auf die Anti-Atomkraftbewegung in den Philippinen und Österreich. Sarah Rhodes spricht in ihrem Interview über ein plastikfreies Kambodscha und wie Politik und zivilgesellschaftliche Gruppen gemeinsam das Ziel verfolgen, den Plastikkonsum zu minimieren.
Dies ist nur der Auftakt unserer neuen Ausgabe mit Geschichten, Berichten von und Interviews mit Akteur:innen, die für Umwelt- und Klimagerechtigkeit kämpfen. In den kommenden Wochen und Monaten folgen hier auf der Seite nach und nach weitere Artikel zum Thema. Es lohnt sich also, immer mal wieder vorbeizuschauen…
Viel Freude und Inspiration mit Eurer neuen südostasien wünscht das Redaktionsteam!
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